Küsse, Baby und das Familienglück
roten Wangen. „Wollen Sie eine Patrone, um darauf zu beißen?“
„Sehr witzig!“, keuchte sie.
„Oder vielleicht etwas Whisky, um den Schmerz zu betäuben?“
„Ich lach mich kaputt.“ Tränen strömten ihr über das Gesicht. „Aber ich könnte jetzt etwas von den wundervollen Mitteln vertragen, die sie einem im Kreißsaal geben.“
„Ich bin sicher, dass man Ihnen etwas verabreichen wird, sobald der Hubschrauber hier ist. Bis dahin …“, er zog einen Stuhl zum Bettende, „… müssen wir Sie in eine etwas günstigere Position bringen.“ Er klopfte auf das Fußende der Matratze. „Rutschen Sie bitte mal hierhin.“
Wie bitte? Ihr Körper fühlte sich so an wie in einem Schraubstock! Jacey zitterte plötzlich am ganzen Leib. „Ich glaube nicht, dass ich das kann.“
„Ich helfe Ihnen.“ Behutsam schob er seine warmen Hände unter sie und zog sie zum Fußende. Dann setzte er sich hin, stellte ihre Füße so, dass ihre Knie angewinkelt waren, und hielt mit einer Hand ihr Becken hoch, um zwei Handtücher unter ihr auszubreiten.
Eine weitere schmerzhafte Wehe überwältigte sie. Bildete sie sich das nur ein, oder konnte sie wirklich fühlen, wie ihr Baby tiefer rutschte? „Ich glaube, ich spüre schon den Kopf.“
„Es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden.“ Rafferty klang so ruhig und sachlich, als sprachen sie gerade über das Wetter. „Ich sehe mal nach, wie weit der Muttermund schon geöffnet ist.“
„Da macht sich das abgebrochene Studium der Tiermedizin wohl doch noch bezahlt.“
„Wer ist hier nun der Witzbold?“
Jacey lächelte. Anscheinend konnte man sich mit ihm witzige Wortgefechte liefern. Unter anderen Umständen … Sie schnappte nach Luft, als eine weitere Wehe sie überwältigte.
Raffertys Gesichtsausdruck bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. „Rufen Sie jetzt im Krankenhaus an?“
Er schüttelte den Kopf. „Dazu haben wir keine Zeit mehr.“
Keine Zeit?! Was sollte das denn heißen?
„Bleiben Sie am Ball, Jacey.“ Raffertys Stimme war so warm wie seine Berührung. „Wir schaffen das.“
In seiner Gegenwart hatte Jacey plötzlich tatsächlich das Gefühl, dass sie es schaffen konnte.
Rafferty arbeitete konzentriert. „Ich muss Sie jetzt anfassen“, sagte er. Sanft übte er Gegendruck auf ihren Damm aus und gab ihr so das Gefühl, die Dinge zumindest ein bisschen unter Kontrolle zu haben. „Sie müssen durch die Wehen hecheln oder prusten, aber Sie dürfen nicht pressen. Zumindest noch nicht. Ich sage Bescheid, wann es so weit ist.“
Jacey musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufwenden, um gegen den unerträglichen Schmerz anzukämpfen und zu gehorchen.
„Ich kann schon den Kopf sehen. Er kommt raus … schön langsam … so ist es gut. Nur keine Eile. Einen Augenblick noch! Ich muss erst die Nabelschnur vom Hals des Babys wickeln.“
Jacey atmete scharf ein und rührte sich nicht. Sie traute sich kaum zu atmen.
„Gleich haben wir es geschafft“, murmelte Rafferty und schob die Schnur über den Kopf des Babys. „Okay, wir können loslegen“, sagte er lächelnd. Sie spürte seine Handrücken an ihren gespreizten Oberschenkeln, als er den Kopf dem Babys in die Hände nahm. „Jetzt pressen! Da ist schon eine Schulter … und ein Oberarm …! Noch eine Schulter und … ein Baby!“, verkündete er triumphierend.
Jacey spürte, wie das Baby aus ihr hinausschlüpfte, gefolgt von einem Schwall Flüssigkeit. Unbeschreiblich glücklich sah sie zu, wie Rafferty den Mund des Babys von Schleim befreite und das zappelnde und schreiende Wesen hochhielt, damit sie es sehen konnte.
Rafferty hatte einen Kloß im Hals, als das Baby einen kräftigen Schrei nach dem anderen ausstieß. Jubelgeschrei erklang auf der anderen Seite der Tür und vereinte sich mit Jaceys entzücktem Aufschrei, als sie ihrer kleinen Tochter zum ersten Mal in die Augen sah. „Hallo Caitlin, mein süßes kleines Mädchen“, flüsterte sie. Freudentränen strömten ihr über das Gesicht.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Rafferty schroff und verdrängte die Erinnerungen an eine Zeit in seinem Leben, die ihn um eine solche Erfahrung gebracht hatte.
Er wickelte das rosige, schreiende Baby in ein Handtuch und übergab Caitlin ihrer Mutter.
Jacey war so überwältigt, dass sie nur stumm nicken konnte. Zärtlich drückte sie ihr Neugeborenes an die Brust. Rafferty hatte Mühe, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Tränen brannten in seinen Augen, als er zum Fußende
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