Küsse, Baby und das Familienglück
gedehnt.
Da sie ihrer Schwester in Raffertys Gegenwart nur ungern erklären wollte, dass die Situation anders war, als sie aussah, richtete Jacey ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn, wobei sie sich einzureden versuchte, dass sie gegen seine Gegenwart immun war. „Was wollen Sie hier?“, fragte sie.
Seine hinreißenden blauen Augen verbargen mehr, als sie verrieten. „Man hat mir aufgetragen, Sie zur Ranch zurückzubringen.“
Völlig grundlos begann Jaceys Herz zu klopfen. „Ihr Vater wollte mich doch eigentlich abholen.“
Rafferty schlenderte ins Zimmer, den Geruch von Seife und Mann verströmend. „Das hätte er auch getan, wenn Sie heute Morgen schon entlassen worden wären.“ Lässig lehnte er sich gegen die Wand und zuckte die Achseln. „Aber da Ihre Entlassung sich verzögert hat, musste ich das übernehmen. Mein Vater hat heute Nachmittag einen Termin bei seinem Rheumatologen in Fort Stockton.“
„Oh.“
Mindy gab Jacey ihre Tochter zurück, ging auf Rafferty zu und schüttelte seine Hand in der für sie typischen einschüchternden Art, die Jacey verabscheute. „Ich bin Dr. Mindy Lambert, Jaceys Schwester. Ich arbeite als Psychologin.“
„Gott sei Dank lasse ich sie nicht an mich ran“, sagte Jacey.
Rafferty lachte.
Sein Lachen klang wundervoll, fand Jacey. „Ich rate Ihnen dringend, meinem Beispiel zu folgen“, ergänzte sie trocken.
Rafferty nickte unbeeindruckt. „Wird gemacht.“ Er sah sich im Zimmer um. „Wenn Sie sich noch etwas unterhalten wollen …“
Mindy hob abwehrend die Hand. „Eigentlich muss ich jetzt sowieso zurück nach El Paso. Ich wollte Jacey dazu überreden mitzukommen, aber da sie sich weigert, werde ich sie und Caitlin eben auf andere Weise im Auge behalten müssen.“
Jacey verdrehte die Augen. „Du solltest wirklich mal etwas gegen deine Überfürsorglichkeit tun. Vielleicht brauchst du ja eine Therapie.“
„Haha!“ Mindy sah zu, wie Jacey Caitlin in das Plexiglasbettchen legte.
„Ganz im Ernst, ich bin froh, dass du mich besucht hast.“ Jacey umarmte ihre Schwester zum Abschied. Trotz aller Differenzen liebten sie einander aufrichtig. „Ich weiß, wie schwierig es für dich ist, von zu Hause wegzukommen.“
Mindy erwiderte die Umarmung herzlich. „Ich würde alles für dich tun, das weißt du doch.“ Sie trat einen Schritt zurück und sah Jacey in die Augen. „Du kannst mich jederzeit anrufen. Halt mich auf dem Laufenden, versprochen?“
Jacey nickte. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. „Versprochen“, antwortete sie heiser.
Mindy bückte sich, gab ihrer Nichte einen Abschiedskuss und ging hinaus. Jacey war so damit beschäftigt, ihr hinterherzusehen, dass sie Raffertys Anwesenheit für einen Augenblick ganz vergessen hatte.
„Wer ist eigentlich Cash?“, hörte sie plötzlich seine tiefe männliche Stimme hinter sich.
Jacey drehte sich um. Rafferty stand neben dem Fenster, eine Schulter gegen das Glas gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Er sah sexy und ungerührt aus. „Haben Sie vorhin etwa gelauscht?“
„Ich habe es zufällig mitangehört.“ Seine Neugier war unverkennbar. „Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.“
Jacey packte den Rest ihrer Sachen in die Reisetasche. „Er ist ein Freund, der Sperma für meine Tochter gespendet hat.“
Rafferty machte schmale Augen. „Sie meinen, wörtlich?“
„Die Befruchtung wurde in einer Arztpraxis vorgenommen, falls Sie das meinen. Cash und ich waren uns von Anfang an darin einig, dass er keinerlei Verantwortung für das Kind übernehmen muss.“ Es gab sogar einen Vertrag, der das bestätigte.
Rafferty kam näher. Mit noch immer verschränkten Armen betrachtete er die friedlich schlafende Caitlin. „Will er seine Tochter denn gar nicht sehen?“, fragte er erstaunt.
Jacey holte tief Luft. „Irgendwann einmal bestimmt.“
„Und Sie haben nicht die Absicht …“
„Ihn anzurufen? Ich weiß noch nicht einmal, wo er gerade steckt. Zuletzt habe ich gehört, dass er nach Alaska gefahren ist.“
Rafferty betrachtete sie mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck.
Das unerwartet persönliche Gespräch hatte sie etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Mit klopfendem Herzen nahm Jacey ihr Baby und drückte es zärtlich an sich. „Offensichtlich passt Ihnen das nicht.“ Er war nicht der Erste und würde ganz bestimmt auch nicht der Letzte sein, der kein Verständnis für sie hatte.
Rafferty sah ihr über den Kopf des Babys hinweg direkt in die
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