Küsse, Baby und das Familienglück
hatte. Rafferty musste es ihm erzählt haben. Dann konnten sich die beiden bestimmt auch denken, dass sie dank ihrer unerwarteten Kündigung nicht allzu viele Optionen hatte.
Sie stand nämlich vor dem Problem, sich kurzfristig einen neuen Job und eine neue Wohnung suchen zu müssen, wenn sie nicht auf Dauer auf ihre Schwester angewiesen sein wollte. Und das kam nicht infrage, denn die überbesorgte Mindy würde sie nicht nur täglich, sondern stündlich mit einer Flut guter Ratschläge überschütten. Elis Jobangebot war also ihre einzige Chance.
„Ich bin tatsächlich gerade auf der Suche nach einem Job und einer Wohnung – zumindest vorübergehend“, antwortete sie erleichtert. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, für immer auf einer so abgeschiedenen Ranch zu leben, aber zumindest konnte sie sich von da aus in aller Ruhe einen neuen Job als Immobilienverwalterin suchen.
Nervös knetete Eli die Krempe seines Stetsons. „Könnten Sie es sich denn vorstellen? Wir würden Sie auch gut bezahlen.“
Zu Jaceys Überraschung bot er ihr ein Gehalt an, das ungefähr dem ihres vorherigen Jobs entsprach. Ein Glücksgefühl durchströmte sie. „Könnte ich Caitlin die ganze Zeit über bei mir haben?“
„Selbstverständlich. Wir werden dafür sorgen, dass Sie beide alles bekommen, was Sie brauchen.“
Wir. Plötzlich fiel Jacey wieder ein, dass die Lost Mountain Ranch nicht nur Eli gehörte. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Und was ist mit Ihrem Sohn? Was sagt er zu Ihrem Vorschlag?“
Elis Gesichtsausdruck bestätigte ihren Verdacht – Rafferty war offensichtlich alles andere als begeistert von der Aussicht, sie als Köchin zu beschäftigen.
„Das überlassen Sie ruhig mir“, antwortete Eli.
„Es interessiert mich nicht, wie schicksalhaft das Angebot zu sein scheint! Den Job als Köchin auf der Lost Mountain Ranch anzunehmen, war ein Fehler“, schimpfte Mindy, während Jacey das Baby umzog, damit sie nach Hause fahren konnten. „Du weißt ganz genau, was dann passieren wird.“
Jacey wickelte Caitlin in eine Babydecke. „Ja. Ich werde etwas Geld für einen Neuanfang sparen.“
Genervt schüttelte Mindy sich das kurz geschnittene dunkle Haar aus dem Gesicht und sah Jacey durchbohrend an. „Nein, aber du wirst dich ganz schnell viel zu wohlfühlen. Und dann wirst du dich wieder für die bequemste Lösung entscheiden, anstatt das anzustreben, was du wirklich willst.“
Jacey reichte Caitlin ihrer Schwester, die mit ihrem maßgeschneiderten eleganten Kostüm wie immer perfekt gekleidet war. „Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst und das Beste für mich willst“, sagte Jacey. Sie wünschte, ihre Schwester wäre etwas weniger fürsorglich. Schließlich waren sie beide längst erwachsen.
Mindy schnaubte verärgert. „Ich spreche nur aus, was Mom dir auch gesagt haben würde, wenn sie noch am Leben wäre.“
Jacey war überzeugt, dass ihre verstorbene Mutter sie verstanden hätte. Schließlich hatte Karol Lambert selbst viele Opfer bringen müssen, um sich und ihre beiden kleinen Töchter nach dem Tod ihres Mannes durchzubringen.
Aber es hatte keinen Zweck, Mindy zu widersprechen. Mindy war neunzehn Jahre alt gewesen, als ihre Mutter starb, und hatte sich von da an zielstrebig auf ihre Karriere konzentriert. Jacey hielt also den Mund und ging ins Badezimmer, um sich umzuziehen.
„Du musst Cash anrufen und ihm von deinen Problemen erzählen“, sagte Mindy.
„Erstens bin ich einunddreißig Jahre alt und kann meine eigenen Entscheidungen treffen, zweitens habe ich keine Ahnung, wo Cash steckt, und drittens weißt du ganz genau, dass er nichts mit dem Baby zu tun hat.“
Mindy runzelte die Stirn. „Caitlin ist seine Tochter!“
Jacey atmete langsam aus und zählte im Stillen von zehn bis eins. „Das spielt in diesem Fall aber keine Rolle“, erklärte sie.
Plötzlich klappte Mindy die Kinnlade nach unten.
Jacey fragte sich, was ihre Schwester derart aus dem Konzept gebracht hatte. Ihre Antwort jedenfalls nicht, denn die hatte Mindy schon in den letzten neun Monaten nicht beeindruckt. Jacey drehte sich daher um und folgte Mindys Blick. Plötzlich war alles klar. Rafferty Evans stand überlebensgroß in der Tür. Schockiert starrte sie ihn an. Er hatte schon die letzten beiden Male gut ausgesehen, aber verglichen mit seinem jetzigen Anblick in dunkelbrauner Lederjacke, hellblauem Hemd und Jeans war das gar nichts.
„Also, das erklärt natürlich so einiges“, sagte Mindy
Weitere Kostenlose Bücher