Kuesse, heiss wie damals

Vaters so verblüfft gewesen, dass ihr gar nicht bewusst geworden war, dass er wieder getan hatte, was er immer getan hatte ... nämlich entschieden, was das Beste für sie sei.
    Wenigstens aber hatte er ihr diesmal zugehört und über das nachgedacht, was sie vorgebracht hatte, was ja immerhin etwas war. Und er schien nicht noch einmal vorzuhaben, an ihrer Beziehung zu Carver herumzumäkeln. Bei gegenseitigem Willen und Verständnis war also vielleicht doch eine Überbrückung des Grabens möglich, den die Ereignisse in der Vergangenheit zwischen ihnen aufgeworfen hatten.
    Genau das wünschte sie sich auch in ihrer Beziehung zu Carver. Falls er sie anriefe. Falls er noch einmal zu ihr kommen würde. Und wenn nicht, sollte sie den Rat ihres Vaters beherzigen und es bewusst darauf anlegen, ihn sich zu schnappen? Wäre auf dieser Basis ein dauerhaftes Glück möglich? Abgesehen von den vielen negativen Gefühlen, mit denen sie beide aus der Vergangenheit belastet waren, galt es immer noch, seine Mutter und seine kleine Tochter zu berücksichtigen.
    Der vielen Fragen müde, machte Katie es sich schließlich vor dem Fernseher bequem und schaltete die Nachrichten ein. Genau in diesem Moment läutete das Telefon. Mechanisch griff Katie danach und meldete sich mit ihrem Namen.
    "Ich bin's ... Carver."
    Ihr Herz setzte für einen Schlag aus.
    "Hast du heute Abend Zeit, Katie?"
    "Ja", antwortete sie heiser.
    "Ist es okay, wenn ich noch vorbeikomme?"
    "Ja", sagte sie, ohne eine Sekunde zu zögern.
    "Dann bis gleich."
    Klick! Katie legte das Telefon beiseite, von überschwänglicher Vorfreude erfüllt. Sie musste sich nicht darum bemühen, sich Carver zu schnappen. Er kam zu ihr! Und es war ihr egal, was daraus wurde. Sie wollte ihn.

7. KAPITEL
    Sie wollte ihn.
    Carver konnte sich gerade noch beherrschen, auf der Fahrt von Hunter Hill nach North Sydney nicht das Tempolimit zu überschreiten. Noch schwerer fiel es ihm, das unbändige Verlangen zu kontrollieren, das heiß durch seine Adern pulsierte - geschürt durch Katies freudige Reaktion auf seinen Anruf.
    Ja. Ja. Keine Ausflüchte, kein Zeitschinden, keine Spielchen. Nichts als schlichte Ehrlichkeit. Ganz wie die alte Katie, die ihn jedes Mal mit offenen Armen empfangen hatte, wann immer er zwischen seinen vielen Jobs Zeit für sie gehabt hatte.
    Natürlich war es nicht das Gleiche wie damals. Die romantischen Träume waren alle längst begraben. Und sonntagabends hatten die meisten Leute Zeit.
    Darauf hatte er gehofft. Aber dennoch hätte sie es sich ja anders überlegt haben können, was eine Affäre mit ihm betraf.
    Andererseits war das, was am Donnerstagabend sexuell zwischen ihnen gelaufen war, einfach toll gewesen. Er hatte seitdem immer wieder daran denken müssen. In den vergangenen zehn Jahren hatte er nichts Vergleichbares erlebt.
    Und vielleicht war es Katie ja auch so ergangen. In dem Fall stand zu erwarten, dass sie sich gegenseitig noch viel zu geben hatten.
    Ungeahnte Lust ... Die Vorfreude darauf durchzuckte ihn heiß auf dem Weg zu Katies Tür. Katie öffnete auf sein Läuten sofort, und Carver spürte, wie seine Erregung wuchs, als er sie vor sich stehen sah, nur mit einem roten Morgenmantel bekleidet, unter dem sie vermutlich nichts trug. Er betrat ihr kleines Apartment, zog sie in seine Arme und drückte die Tür mit dem Fuß zu.
    Keine Begrüßung. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt. Aber Carvers wilder, leidenschaftlicher Kuss verriet mehr als tausend Worte. Die Erkenntnis, wie sehr er sie begehrte, erfüllte Katie mit unbändigem Triumph. Es bedeutete, dass er an sie gedacht, sich auf dieses Wiedersehen gefreut hatte und nicht länger hatte warten können.
    Verlangend presste er sie an sich. Sie spürte, wie hart er bereits war, und war wie berauscht von dem Bewusstsein, die Macht zu haben, ihn derart zu erregen.
    Erinnerungen stürmten auf sie ein, wie leidenschaftlich sie sich früher geliebt hatten. Jetzt war es nicht anders ... die heißen Küsse und Zärtlichkeiten, das gleiche unbändige Begehren, das Gefühl, nicht genug voneinander bekommen zu können.
    Wo hörte sexuelle Anziehung auf, wo begann die Liebe? War nicht beides miteinander verwoben? Eine derartige Leidenschaft ... war sie wirklich nur rein körperlich? Oder wurde sie von unzähligen Dingen getrieben, die unausgesprochen zwischen ihnen lagen?
    Schnapp ihn dir ...
    Ja, schoss es Katie wild entschlossen durch den Kopf. Dieser Mann gehörte ihr, und nichts und niemand sollte