Küsse im Morgenlicht
seufzte, wandte den Blick wieder nach vorn und hakte sich bei Luc ein. »Danke.« Sie sah ihn an, schenkte ihm ein zärtliches Lächeln, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. »Er ist das schönste Hochzeitsgeschenk, das du mir je hättest machen können.«
Plötzlich verdüsterte Lucs Miene sich; auch Amelia runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich fürchte nur«, fuhr sie dann fort, »ich habe nichts, womit ich mich revanchieren könnte...«
Ernst blickte sie aus großen Augen zu ihm auf, erwiderte seinen Blick und hatte dennoch nicht die leiseste Ahnung, was wohl gerade in Lucs Kopf vorgehen mochte.
Einen kurzen Moment lang herrschte Stille. Dann nahm Luc ihre Hand von seinem Arm und hob sie an seine Lippen. »Du«, erwiderte er, »bist schon mehr als genug.«
Amelia ging spontan davon aus, dass er sich mit dieser Bemerkung auf ihre Mitgift bezog. Als sie dann jedoch abermals sein Gesicht musterte, ihm in die Augen sah... da war sie sich mit einem Mal gar nicht mehr so sicher, ob ihre erste Einschätzung tatsächlich richtig war. Ein leiser Schauer der Anspannung rieselte ihr über den Rücken.
Schließlich schlenderten sie weiter, und Amelia wandte das Gesicht wieder nach vorn. In ihrem Inneren aber fühlte sie, wie ihr die Anspannung geradezu die Lungen zusammenzupressen schien, und sie fragte sich, ob sie Luc nicht einfach mal ganz offen sagen sollte, dass es ihr nichts ausmachte, wenn er ihre Mitgift in seine Hunde investierte. Denn womöglich hatte er ihr den Welpen - immerhin seinen neuesten Champion - nur deshalb geschenkt, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagte. Dann aber schob Amelia diesen verstörenden Gedanken rasch wieder beiseite. Immerhin kannte sie Luc nun bereits lange genug, um zu wissen, dass solcherlei berechnende, fast schon hinterhältige Überlegungen ganz und gar nicht seine Art waren. Luc war schlichtweg viel zu arrogant, um auf derartige Manipulationen zurückzugreifen.
Aber sollte sie nicht trotzdem zumindest einmal ganz allgemein auf das Thema ihrer Mitgift zu sprechen kommen? Sie beide hatten diesen heiklen Punkt schließlich erst ein einziges Mal angeschnitten. Und das war auch noch ganz zu Anfang ihrer Beziehung gewesen. Andererseits jedoch... gab es denn wirklich noch irgendetwas darüber zu sagen? Denn was den Umgang mit Geld und die Verwaltung ihrer beider, nun zusammengeführten Vermögen anging, vertraute Amelia ihm vorbehaltlos. Luc war schließlich nicht wie dessen Vater. Seine Hingabe an Calverton Chase und an seine Familie stand somit also vollkommen außer Frage.
Genau genommen war es sogar speziell diese Hingabe gewesen, dieses tief verwurzelte Verantwortungsbewusstsein, das es Amelia überhaupt erst ermöglicht hatte, so weit zu kommen - das es ihr erlaubte, nun Seite an Seite mit ihrem Ehemann über die Wiesen von Calverton Chase zu wandern, ihrem neuen Zuhause.
Amelia spürte, wie er ihr Gesicht musterte, fühlte die Hitze, die von ihm ausstrahlte, nahm eindringlich den schlanken, doch muskulösen Körper neben sich wahr. Zart prickelte es über ihre Haut. Luc berührte sie zwar nicht, und doch schien in seinem Blick das Versprechen einer Berührung zu liegen, einer Liebkosung und noch so viel mehr.
Amelia hob den Kopf, lächelte ihn an und umschlang seinen Arm noch etwas fester. »Es ist noch zu früh, um schon wieder ins Haus zu gehen. Also komm und zeig mir noch ein bisschen mehr von den Gärten. Steht da noch immer dieser kleine Amortempel auf der Anhöhe?«
»Aber natürlich, das ist schließlich eine der Hauptattraktionen in dieser Landschaft. Den konnten wir doch nicht einfach verfallen lassen.« Damit wandte Luc sich zu dem Pfad um, der den kleinen Hügel hinaufführte. »Das ist im Übrigen einer der schönsten Plätze in der näheren Umgebung, um sich den Sonnenuntergang anzusehen.« Er schaute Amelia an. »Wenn du Lust hast, dich diesem Naturschauspiel hinzugeben, wäre das heute also genau die passende Gelegenheit.«
Amelia lächelte noch etwas strahlender und erwiderte seinen Blick. »Was für eine wundervolle Idee.«
15
Wie sich herausstellte, hatte Luc mit seinem Vorschlag jedoch keineswegs den gleichen Hintergedanken gehabt wie Amelia. Er hatte sich nämlich wirklich nur den Sonnenuntergang ansehen wollen.
Langsam schlenderte Luc am nächsten Morgen durch die Eingangshalle und wartete darauf, dass Amelia endlich herunterkäme. Sie wollten einen kleinen Ausritt über sein Anwesen machen. Zumal so ein
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