Küsse im Morgenlicht
ausmachte.
Eine echte Ehe - genau das war Amelias Ziel, das sie sich als Lebensaufgabe gesetzt hatte. Sie wollte eine echte Ehe führen.
Am Ende des Seitenpfades hob sie den Kopf und ließ den Blick in die Ferne schweifen, hinüber zu den Stallungen und dem langgestreckten Gebäude, das dahinter lag. Und aus genau diesem Haus schallte ihr das unverkennbare, aufgeregte Jaulen von Hunden entgegen.
Die Jagdhunde waren Lucs ganzer Stolz; er liebte sie von ganzem Herzen. Ein leichtes Lächeln spielte um Amelias Lippen, und sie beschloss, sich die Tiere noch einmal etwas genauer anzusehen. Auch sie mochte Hunde sehr gern, was in diesem Fall nur gut war, denn Lucs bereits mit diversen Preisen ausgezeichnete Belvoirhunde waren schon von frühester Jugend an sein liebstes Hobby. Ein Hobby, das mit der Zeit eine sehr lukrative Entwicklung genommen hatte - mittlerweile brachte seine Meute ihm eine nicht unbeträchtliche Summe Geldes ein. Und zwar sowohl dadurch, dass er sie an Jagdgesellschaften in der näheren Umgebung vermietete, als auch durch die Zuchtprämien und den Verkauf der Nachkommen von Hunden wie Morry oder Patsy.
Die weitläufigen, blitzsauberen und mit diversen gemütlichen Hütten und Decken ausgestatteten Zwinger erreichte man über denselben Hof, um den sich auch die Pferdestallungen gruppierten. In der Mitte des langen Zwingergebäudes verlief ein schmaler Gang, an den sich zu beiden Seiten die überdachten Ausläufe der Tiere anschlossen. Und genau in diesem Gang entdeckte Amelia zu ihrer Überraschung plötzlich auch Luc wieder, der sich gerade mit Sugden, dem Zwingeraufseher, unterhielt.
Die beiden Männer diskutierten darüber, ob man noch eine neue Zuchthündin ankaufen sollte. Luc hatte Amelia den Rücken zugekehrt, sodass Sugden der Erste war, der die neue Herrin auf Calverton Chase entdeckte. Er errötete leicht, kniff die Lippen zusammen, nickte und zog grüßend seine Kappe. Luc drehte sich um, zögerte kurz und hob dann fragend eine Braue. »Bist du gekommen, um dir meine Schönheiten anzusehen?«
Amelia lächelte. »Ja, ganz genau.« Der kurze Moment des Zögerns war ihr keineswegs entgangen - womöglich fragte er sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass einer der ersten Käufe, die er von ihrer Mitgift tätigte, gleich eine neue Zuchthündin war. Doch Amelia ließ echte Vorfreude in ihren Augen aufblitzen, denn das gesamte Rudel bestand ausnahmslos aus ganz außergewöhnlichen Tieren. Sie nickte Sugden kurz zu und hakte sich bei Luc ein. »Ich hatte den Eindruck, als ob die Hunde mich durch ihr Gebell geradezu rufen würden. Wie viele sind es denn?«
Luc schlenderte mit ihr den Gang hinunter. »Wahrscheinlich hatten sie nur gehofft, dass du ihnen ihr Abendessen bringen würdest.«
»Sind sie denn hungrig? Wann bekommen sie für gewöhnlich die letzte Futterration des Tages?«
»Ach, die sind immer hungrig. Und das nächste Fressen wird ihnen auch gleich ausgeteilt. Insgesamt sind es fast sechzig Tiere, aber im Augenblick werden nur dreiundvierzig aktiv bei den Jagden eingesetzt. Die meisten anderen sind noch zu jung, und ein paar sind bereits zu alt.«
Einer von jenen, die »zu alt« waren, lag zusammengerollt auf einer dicken Wolldecke in dem letzten der Zwinger - jener Hundebox, die am dichtesten bei dem Kanonenofen lag, der im Winter das Gebäude wärmte. Die Tür des Pferches war nur angelehnt, und freudig klopfte der Hund mit dem Schwanz auf den Boden, als Luc sich ihm näherte.
Er kniete sich nieder und streichelte dem Tier über den langsam ergrauenden Kopf. »Das hier ist Regina. Sie war die Rudelführerin, ehe Patsy ihre Stelle übernahm.«
Auch Amelia hockte sich hin, ließ Regina an ihrer Hand schnüffeln und kraulte sie dann hinter den Ohren. Die Hündin hob den Kopf und blickte unter schweren Lidern zu ihrem Herrn empor.
Luc ließ sich auf die Fersen zurücksinken. »Ich hatte ganz vergessen, dass du Hunde magst.«
Aber das war nur gut so, denn im Winter würden sie ohnehin überall um einen herumwuseln. Einige von ihnen - die ganz Jungen und die ganz Alten, so wie zum Beispiel Regina - nahm Luc, sobald der Frost einsetzte, nämlich mit zu sich ins Haus.
»Doch, natürlich mag ich Hunde. Sehr sogar. Auch Amanda liebt diese Tiere, und wir hatten uns immer einen jungen Hund gewünscht... aber damit hätten wir dem Tier ganz sicher keinen Gefallen getan. Schließlich haben wir das ganze Jahr über in London gelebt.«
Darüber hatte Luc noch nie
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