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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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London ein, als Reggie gähnte und sich ausgiebig reckte. Luc grinste. »Und, hast du irgendetwas Interessantes erfahren?«
    Reggie schnaubte verächtlich. »Nur so eine Geschichte über Lady Hammonds Schnupftabakdose, die sich plötzlich nicht mehr auffinden lässt, und eine anscheinend recht kostbare kleine Vase, die Lady Orcott irgendwo hingepackt hatte, wo sie sie jetzt nicht mehr wiederfindet. Du weißt doch selbst, was das für Geschichten sind - die Saison geht zu Ende, manches wurde umgestellt, und die Leute haben einfach vergessen, wo sie es gelassen haben.«
    Luc dachte an das goldene Tintenfass seines Großvaters. Reggie hatte zweifellos Recht.

7
    Der folgende Abend drohte, ein wahres Desaster zu werden. Hätte Luc den Maskenball bei der Gräfin von Cork irgendwie umgehen können, dann hätte er das mit Sicherheit auch getan. Aber der alte Drache war eine langjährige Freundin der Familie. Somit war Lucs Erscheinen auf ihrem Maskenball quasi seine unumgängliche Pflicht. Und es gab auch kein noch so überzeugendes Argument, mit dem Luc Amelia davon abhalten konnte, selbstverständlich ebenfalls zu diesem Ball zu erscheinen. Denn sie machte sich, was diesen Abend anbelangte, bereits große Hoffnungen - und ließ keine Gelegenheit aus, dies auch immer wieder zu betonen.
    Während Luc also mit der frohgemuten, maskierten und sorgsam unter einem Umhang versteckten Amelia die Treppe zum Herrenhaus der Corks hinaufstieg, stellte er im Stillen mit Unbehagen fest, welche Ironie doch in dieser ganzen Situation lag. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so hin und her gerissen gefühlt zwischen Widerwillen gegen den Ball und dem Wunsch nach einigen intimen Minuten mit Amelia. Aber zumindest würden ihre beiden Mütter und deren Freundinnen nicht auch noch erscheinen. Denn der heutige Abend war in erster Linie für Lucs und Amelias Generation gedacht, und vielleicht noch für jene, die sogar noch ein wenig jünger waren, aber bereits einen ähnlichen Status für sich beanspruchten.
    Luc reichte dem Butler ihre Einladungen und führte Amelia mitten in die Menge hinein, die sich bereits in der Eingangshalle Ihrer Gnaden versammelt hatte. Hier drängten sich alle die, denen Vergnügungen dieser Art noch neu waren. Maskiert und allesamt in identische Dominos gekleidet, sahen sie sich verunsichert um und versuchten, unter den vielen fremden Gestalten ihre Freunde und Bekannten auszumachen. Die Hand fest in Amelias Rücken gelegt, schob Luc sie immer weiter.
    »In den Ballsaal«, flüsterte er, als Amelia zögerte und ihn fragend anblickte. »Da dürfte es hoffentlich noch nicht ganz so voll sein.«
    Zwischenzeitlich musste Luc sich zwar vor Amelia schieben und ihnen beiden mit seinen Schultern einen Weg durch die Menge bahnen, doch seine Vorhersage erwies sich als korrekt: Im Ballsaal war immerhin noch so viel Platz, dass man wieder frei atmen konnte.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, dass das hier solch ein Auflauf werden würde. Nicht jetzt, wo die Saison doch fast schon wieder vorbei ist.« Amelia stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte den Hals und versuchte, sich in dem Getümmel zu orientieren.
    »Aber entweder, man tritt sich auf einem Maskenball fast auf die Füße, oder es ist zum Gähnen langweilig.«
    Amelia schaute Luc an. »Du meinst, weil es sonst zu einfach wäre, zu erraten, wer sich hinter den Masken verbirgt?«
    Er nickte knapp und ergriff Amelias Arm. Zumindest sie würde man trotz der wahren Heerscharen von Gästen ohne größere Schwierigkeiten wiedererkennen können. Denn die kornblumenblauen, weit aufgerissenen Augen, die erstaunt hinter ihrer Gesichtsmaske hervorlugten, waren unverwechselbar; zumal, wenn man diese dann auch noch zusammen mit den goldenen Locken erblickte, die unter der Kapuze ihres Dominos hervorblitzten.
    »Warte mal, bitte.« Luc blieb stehen und zog besagte Kapuze noch ein wenig tiefer, damit diese Amelias Haar und ihr Gesicht besser verbargen.
    Amelia sah zu ihm auf. »Aber es ist doch im Grunde vollkommen egal, wenn die Leute wissen, wer ich bin. Ich habe meinen Partner für den heutigen Abend doch schon gefunden.«
    Sicherlich, das stimmte, jedoch... »Trotzdem wäre es klüger, wenn wir nicht unnötig viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Denn wenn ich da an die Hoffnungen denke, die du dir für diesen Abend zweifellos bereits gemacht hast...«
    Amelia trug eine Halbmaske; dennoch konnte Luc beobachten, wie langsam ein Ausdruck der Erkenntnis auf ihren Zügen erschien.

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