Küsse niemals deinen Chef! (German Edition)
nicht ausmalen, wie das möglicherweise endete.
„Das ist das hässlichste Kostüm, das ich je gesehen habe. Ich kann mir nicht erklären, wie und wo du immer wieder derart unkleidsame Sachen ausgräbst. Es kommt mir so vor, als würdest du es bewusst darauf anlegen, deine natürliche Schönheit und Grazie vor aller Augen zu verbergen.“
„Ist es das, worüber du unbedingt privat mit mir sprechen wolltest?“, fragte Grace eisig, „Mein Geschmack in Kleiderfragen?“
„Du meinst wohl, deinen mangelnden Geschmack.“
„Okay, deine Kritik ist angekommen. Und nur zu deiner Information, dies ist ein brandneues, äußerst begehrtes Designermodell in der Businessmode. Wenn das dann alles ist …“
„Grace …“ Er liebte es, ihren Namen auszusprechen. Jedes Mal überlief ihn dabei ein sanfter Schauer, der wie ein Versprechen war – oder eine Hoffnung. Und er liebte es, wie sich ihre samtenen Augen jedes Mal als Reaktion auf seine stumme Frage verdunkelten. Ob es noch andere Reaktionen an Stellen ihres Körpers gab, die ihm bisher verborgen geblieben waren? Er hätte es zu gern gewusst … und gekostet.
„Nein, wir werden auf keinen Fall über den gestrigen Abend sprechen“, wehrte sie ultimativ ab, ohne auch nur vorzugeben, ihn nicht verstanden zu haben. „Wir werden den … bedauerlichen Vorfall nie wieder erwähnen. Ich bin zutiefst beschämt über mein Benehmen und vermute, dass es dir ebenso ergeht.“
„Absolut nicht.“
Wäre Grace keine Lady gewesen, hätte sie jetzt laut geflucht. „Das sollte es aber!“
Lucas seufzte. „Könntest du nicht damit aufhören, mir ständig vorzuschreiben, was ich zu fühlen habe?“ Dieses prüde, unweibliche Verhalten an ihr überraschte ihn längst nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu der verstörenden Erkenntnis, dass sich in ihm Gefühle regten, die er nie zuvor verspürt hatte.
Als Grace den Blick senkte, sah er, wie sie um Fassung und Kontrolle rang. Doch er träumte davon, dass sie die Kontrolle verlor, und zwar total! Nachdem er von ihrer Süße und Frische, von dem Zauber, den diese ungewöhnliche Frau umgab, gekostet hatte, verlangte es ihn nach mehr. Er wollte sie endlich ganz – voll der Hingabe und Leidenschaft, die in ihr schlummerten, wie er instinktiv wusste.
„Ich habe keine Zeit für derartige Spielchen“, sagte Grace schließlich. Sie hörte sich müde an und irgendwie verzweifelt. „Ich kann nur noch an die bevorstehende Gala denken.“
Seltsamerweise und völlig ungewohnt für ihn, fühlte Lucas mit ihr, wollte aber nicht auf die leise mahnende Stimme in seinem Innern hören. Den leichten Erfolg gewohnt, war sein Ego unbefriedigt und verlangte nach Bestätigung. Darum bemühte er sich, die neuen, ungewohnten Emotionen zu ignorieren. Sie machten ihm Angst. Und sie passten nicht zu Lucas Wolfe, dem rücksichtslosen Womanizer …
„Immer nur schuften und nie spielen“, neckte er Grace mit rauer Stimme.
Der Schuss ging eindeutig nach hinten los, wie er sofort feststellen musste.
Grace richtete sich auf. „Ich erwarte beileibe nicht, dass du meine Einstellung zur Arbeit teilst, Lucas, und ich bin dir aufrichtig dankbar, dass du uns deine besonderen Talente so uneigennützig zur Verfügung stellst. Aber das ändert nichts daran, dass mein Florist eine echte Primadonna ist und die engagierte Sicherheitsfirma fast im Stundenrhythmus neue, undurchsichtige Strategien von mir abgesegnet haben möchte. Das sind die Problemkandidaten, denen ich meine volle Aufmerksamkeit widmen muss.“
„Wovor hast du Angst, Grace?“
Nachdem er es ausgesprochen hatte, fühlten sie offenbar beide, dass es längst nicht mehr nur um ein erotisches Katz- und Mausspiel ging. Grace schaute ihn lange an, und zum ersten Mal überfiel Lucas so etwas wie Scham.
Scham darüber, sie immer wieder in die Enge zu treiben. Doch er konnte einfach nicht anders.
„Fang bitte nicht schon wieder davon an, Lucas.“ Ihre Stimme war ruhig, der Blick fest.
Grace Carter hatte sich offensichtlich vollends unter Kontrolle, und nach Lucas Wolfe griff ein neues, beängstigendes Gefühl. Er sah seine Felle davonschwimmen. Sie wies ihn ab, legte ihn auf Eis – einfach so.
„Es ist nichts, worüber ich jemals mit dir zu diskutieren gedenke.“
Die Antwort hätte ihm reichen müssen. Ihn mundtot machen sollen. Aber so war es nicht. Dafür verfestigte sich das Gefühl, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Das wusste er so sicher, wie er seine eigenen Lügen kannte. Jetzt lag es
Weitere Kostenlose Bücher