Küsse niemals deinen Chef! (German Edition)
Emotionen in ihr wachrufen konnte wie kein anderer, wurde fast übermächtig.
Warum kämpfe ich überhaupt dagegen an? Er hat doch längst gewonnen.
Es war genau diese Einsicht, die Grace wieder zu sich brachte und in Gang setzte.
Erst als sie fröstelnd auf der Straße vor dem Hotel stand, holte Lucas sie wieder ein. „Das ist doch albern!“ Die Ungeduld in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Bei dem Wetter holst du dir noch eine Lungenentzündung, wenn du nicht aufpasst.“
„Die ich deiner Gesellschaft momentan durchaus vorziehen würde!“, behauptete sie, ohne nachzudenken, und hörte ihn kurz und hart auflachen.
„Du würdest tatsächlich lieber das traurige Ende einer tragischen Filmheldin erleiden, als mit mir zusammen zu sein?“
„Ja!“, beharrte Grace störrisch und hob kampflustig ihr Kinn. „Meinetwegen auch inklusive Schwindsucht. Immer noch besser, als von Presse und Paparazzi zu einem weiteren hilflosen Opfer von Lucas Wolfe erklärt zu werden!“
Es war eine dunkle Nacht, und der strömende Regen verwischte alle Konturen, trotzdem glaubte Grace einen verletzten Ausdruck in Lucas’ Augen zu bemerken. Doch das bildete sie sich bestimmt nur ein. Schockierter als über eine so unsinnige Annahme war sie allerdings von ihrem Drang, sich postwendend bei ihm für ihre Garstigkeit zu entschuldigen.
„Keine Bange“, brummte er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich irgendjemand für eine meiner namenlosen temporären Begleiterinnen halten wird. Ich bezweifle sogar, dass die schlechten Schnappschüsse von eben überhaupt von der Presse veröffentlicht werden.“
Eigentlich müsste ich mich geschmeichelt fühlen. Warum ist das nicht so?
„Grace … Komm mit mir, bitte!“
„Ich …“ Sie wusste, was sie sagen wollte, konnte den Satz aber nicht zu Ende bringen. Lucas schaute sie an – bittend, indifferent, abwartend –, sie wusste es nicht. Autos fuhren an ihnen vorbei, der Hotelportier bestellte per Handzeichen für jemanden ein Taxi, und sie standen einfach nur da.
„Komm mit mir.“ Jetzt bewegte er nur lautlos die Lippen, doch Grace verstand ihn nur zu gut.
Sie ballte eine Faust, um zu verhindern, dass ihre Finger den Weg in seine ausgestreckte Hand fanden. „Ich kann nicht. Ich muss jetzt gehen …“ Abrupt wandte sie sich um, flüchtete sich geistesgegenwärtig in das gerade ankommende Taxi und schlug die Tür hinter sich zu.
Hoffentlich hatte sie die Hotelgäste damit nicht allzu sehr verprellt.
Wie festgefroren saß das professionelle Lächeln auf ihren Lippen, als Grace am nächsten Morgen ins Meeting kam. Was hätte sie darum gegeben, heute schwänzen zu können! Doch das würde Lucas unter Garantie völlig falsch auslegen.
Was hatte er noch über sich gesagt? Ich bin meine eigene Droge …
Und Grace konnte den verstörenden Gedanken nicht ertragen, dass er auch ihre werden könnte.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie zusammen mit den anderen Teamkollegen, als sie den Konferenzraum betrat. Trotzdem war es allein seine dunkle Stimme, die sie wie ein Fausthieb in den Magen traf und ihr heiße Röte in die Wangen trieb. Grace vermied es peinlichst, auch nur in seine Richtung zu schauen, während sie am Kopfende des langen Tischs Platz nahm.
Ohne große Einleitung wandte sie sich mit den einzelnen Themenpunkten und ausstehenden Aufgaben an die zuständigen Mitarbeiter und brachte ihre Anweisungen knapp, aber freundlich an. Erst als es um das geplante Entertainment für die Gala ging, wagte sie es, Lucas anzusehen und stutzte, als sie ihn lässig dasitzen und in irgendwelchen Papieren blättern sah.
Seine offensichtliche Gleichgültigkeit ihr gegenüber hätte Grace eigentlich erleichtern sollen, versetzte ihr jedoch einen Stich.
„Wir haben wundervolle Neuigkeiten“, verkündete sie an alle gewandt. Grace war so verärgert über ihre fatale Schwäche, dass ihre Stimme jede Begeisterung vermissen ließ. „Wieder einmal hat sich unser neues Teammitglied als echter Volltreffer erwiesen. Wenn Sie Ihren letzten Coup selbst verkünden wollen, Mr …“
Sein Name blieb ihr im Hals stecken, weil Lucas’ Kopf plötzlich hochschnellte wie der einer gereizten Kobra. Unter seinem kalten Blick wurde Grace siedend heiß. Um sie herum herrschte verblüfftes Schweigen. Grace spürte kleine Schweißperlen auf ihrer Oberlippe und hatte das schreckliche Gefühl, jeder im Team wüsste über ihren unglaublichen Auftritt von gestern Abend Bescheid. Dass sie sich in
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