Küsse niemals deinen Chef! (German Edition)
allein an ihm.
Doch die Wände um sie herum waren aus Glas, und zu viele Augen ruhten auf ihnen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sie wieder einmal gehen zu lassen.
7. KAPITEL
Es standen eine Menge aufregender, spektakulärer Events an, die Lucas hätte besuchen können. Von Kluberöffnungen über Filmpremieren bis zu Promi-Festivitäten jeder Couleur. Und überall würde er auf extravagante Schönheiten treffen, die ihm einladend zulächeln und alles versprechen würden, was er wollte.
Interesse, Anbetung, ihre willigen Körper – sozusagen auf dem Silbertablett.
Trotzdem verbrachte er einen weiteren Abend allein in seinem Büro und starrte aus dem Fenster in den dunklen, kalten Märzabend, anstatt sich unten in der City zu amüsieren. Das passte so gar nicht zu ihm. Abrupt wandte Lucas sich vom Fenster ab und fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle, ungebändigte Haar.
Den Großteil der ihm aufgetragenen Arbeiten hatte er längst erledigt. Die neuen Marketingpläne bezüglich der Werbekampagne zu seiner Person waren genehmigt, verabschiedet und bereits auf den Weg gebracht worden. Mehr noch als die Geschäftsleitung vom Hartington war Lucas selbst erstaunt über sein unleugbares Talent in Sachen Marketing und PR.
Aber irgendwie ergab es auch Sinn. War er nicht quasi seit seiner Geburt in diese Richtung gepusht und auf diesem Terrain instrumentalisiert worden?
Nachdem er schon sehr früh erkannt hatte, dass er die brutale Willkür seines Vaters unabhängig von seinem Verhalten ertragen musste, hatte er sich auch nicht mehr bemüht, ein braves Kind zu sein.
Und so war es ihm fast zu einer Art Sport geworden, die Wut und gewalttätigen Ausbrüche seines Erzeugers auf sich zu lenken, um seine jüngeren Geschwister zu beschützen. Besser er wurde geschlagen und gequält als die Kleinen. Außerdem bereitete es ihm zunehmend ein fast perverses Vergnügen, den Bad Boy zu spielen und damit zum Albtraum seines Vaters zu avancieren.
Lieber Prügel als gar keine Beachtung.
„Ist das schon das Schlimmste, was dir einfällt?“, hatte er ihn noch herausgefordert, wenn William Wolfe mit wutverzerrtem Gesicht seine Reitpeitsche zückte. Und ganz egal, was seinem Vater daraufhin noch eingefallen war, er hatte dem Alten ins Gesicht gelacht, egal, wie sehr es schmerzte.
Seinen Geschwistern gegenüber gab er sich stets als der gut gelaunte, charmante Clown, den kein Wässerchen trüben konnte. Wie sonst hätte er sie ablenken und ihnen über die Schrecken des Alltags hinweghelfen können? Auf diese Rolle war er bereits in seiner frühesten Kindheit festgelegt worden, sodass es nur einen bestimmten Schlüsselreiz erforderte, um den traurigen Automatismus in Gang zu setzen.
Im Grunde genommen war auch das nichts anderes als Marketing gewesen. Und mit ein wenig PR-Geschick konnte man doch alles aufpolieren, bis es glitzerte und blendete, oder nicht?
Nur einmal in seinem Leben hatte er versucht, aufrichtig und authentisch zu sein, und auch das war nicht gut für ihn ausgegangen.
Lucas Lippen wurden schmal, als er an Amanda zurückdachte, die sein jugendliches Herz gebrochen hatte. Nie wieder würde er den fatalen Fehler begehen, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Als sie ihn verließ, war ihm klar, dass er viel besser fuhr, wenn er sich genauso rüde und schlecht benahm, wie man es gemeinhin von ihm erwartete.
Auf jeden Fall war es viel unkomplizierter und sicherer, als sich über jeden seiner Schritte und jedes unwillkommene Gefühl Gedanken zu machen.
Was wiederum bedeutete, dass er für Hartington tatsächlich der Glücksgriff war, als den ihn offenbar auch Grace Carter einschätzte. Wer hätte das gedacht?
Lucas lächelte schief und schlenderte zu seinem Schreibtisch. Was seine eigenen Gefühle diesbezüglich betraf, war sein schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden. Er war zu einer Büro-Drohne mutiert – und das auch noch freiwillig!
Das altehrwürdige Gebäude war größtenteils dunkel und verlassen. Nur aus den unteren Geschossen drang ein gedämpftes Echo von Aktivität zu ihm hinauf. Aber so kurz vor Mitternacht waren nur noch wenige Mitarbeiter von Hartington im Einsatz.
Die Leere und Stille in dem sonst so geschäftigen Kaufhaus empfand Lucas als ausgesprochen wohltuend und anregend. Doch sobald er sich hinter den massiven Schreibtisch in den ledernen Chefsessel setzte, fühlte er sich wie ein Betrüger.
Der Business-Newcomer! Der neue Tycoon!
Es klang wie Hohn und Spott in
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