Kuesse niemals deinen Chef
Quatsch über Bord werfen“, versprach er heiser. „Ich könnte dich sogar deinen eigenen Namen vergessen lassen.“
Einen Herzschlag lang hing sein großspuriges Angebot unkommentiert in der Luft, dann lachte Grace.
Lucas konnte es nicht fassen. Diese Frau wagte es tatsächlich, ihn auszulachen!
5. KAPITEL
Für Grace selbst klang ihr Lachen einfach nur hysterisch und überdreht. Und genauso fühlte sie sich auch, während Lucas sie unverwandt musterte.
„Tut mir leid“, murmelte sie verlegen. „Ich bin sicher, Sie tun und sind alles, was Sie behaupten, tun zu können und zu sein.“
Angesichts ihres fast nachsichtigen Tons verdunkelte sich sein Blick. „Du hast nicht die leiseste Ahnung, wozu ich wirklich fähig bin …“
Vielleicht weiß ich aber auch viel mehr als ich sollte und als gut für mich gut ist.
Rasch schob Grace die ebenso verlockenden wie gefährlichen Fantasien beiseite, die sie drängten, sich Hals über Kopf in etwas hineinzustürzen, das sie nur verletzen und zerstören würde. „Ein weiterer Grund, warum ich nicht zulassen kann, dass irgendetwas zwischen uns geschieht“, erwiderte sie nüchtern.
„Grace …“
„Natürlich fühle ich mich außerordentlich geschmeichelt“, versicherte sie mit einem verbindlichen Lächeln. Dass sie genau den richtigen Ton getroffen hatte, sah sie daran, wie Lucas sich versteifte und sein Blick stumpf wurde. Nur in letzter Sekunde konnte Grace sich daran hindern, alles zurückzunehmen.
Was ist nur mit mir los? Warum verspüre ich den unsinnigen Drang, Lucas Wolfe zu schonen und zu beschützen? Vor wem? Vor sich selbst oder etwa vor mir?
„Ich denke, wir sind hier fertig“, erklärte sie brüsk.
Lucas schaute sie einfach nur an. „Ganz sicher? Ich habe eher den Eindruck, dass du dich langsam warmläufst. Mit etwas mehr Zeit und Übung gelingt es dir bestimmt noch, mir das Herz aus dem Körper zu reißen, allein mit deiner scharfen Zunge.“
„Bring mich nicht in Versuchung.“ Vor Schock über den unerwarteten Angriff wechselte auch Grace zur vertraulichen Anrede. „Aber ich werde versuchen, mich zu beherrschen. Und sollte ich deine Gefühle verletzt haben …“
„Bitte, überschätzen Sie sich nicht, Miss Carter“, unterbrach er sie genüsslich. „Ich bin Lucas Wolfe. Ich habe keine Gefühle, dafür allerdings überreichlich Anbeter und Speichellecker. Die kleine Enttäuschung werde ich schon überleben.“
Grace konnte es kaum fassen, dass sie immer noch eng zusammen unter dem Regenschirm standen wie zivilisierte Menschen und sie nach dieser überheblichen Zurechtweisung nicht am Boden zerstört zu seinen Füßen lag.
Das ist doch ein gutes Zeichen! sagte sie sich selbst. Ich werde langsam immun gegen ihn.
Sie setzte ihr frostigstes Lächeln auf, das ihr bei Hartington den Spitznamen Eisprinzessin eingebracht hatte. „Wenn Sie es sagen, Mr Wolfe …“ Ihr Ton war dabei mindestens so schneidend wie seiner eben. Doch die formelle Anrede hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge, der haften blieb, während sie sich abrupt umdrehte und in Richtung der wartenden Limousine davoneilte.
Grace hätte es begrüßt, wenn sich Lucas in den nächsten Tagen wieder in seine alte Rolle als charmanter Müßiggänger und potenzieller Nagel zu ihrem Sarg gefügt hätte, doch den Gefallen tat er ihr nicht.
Stattdessen demonstrierte er ihr und allen anderen, wie gut er tatsächlich in seinem Job war.
Als Erstes berief er eine Pressekonferenz ein, während der er seine neue Position bei Hartington bekannt gab, und weckte damit ein Medieninteresse, das schon an Hysterie grenzte und das zu erzeugen jeden anderen eine Menge Geld und Zeit gekostet hätte. Anschließend tat Lucas Wolfe einfach das, was er immer getan hatte.
Er besuchte Partys, Vernissagen und andere gesellschaftliche Events, stets in Begleitung von Popstars, Models, Filmgrößen und den üblichen Verdächtigen. Wo immer er auftauchte, wurde er wie gewohnt umlagert und fotografiert. Und wenn er den Mund öffnete, dann sprach er über … Hartington!
Grace war nahezu überwältigt. Bereits am nächsten Morgen häuften sich auf ihrem Schreibtisch Reportagen über die zu erwartende Super-Gala auf Wolfe Manor – gespickt mit Spekulationen und großen Erwartungen. Rund um die Uhr riefen die unterschiedlichsten Künstler an, in der Hoffnung, eine aktive Rolle bei dem zu erwartenden Spektakel einnehmen zu können. Es war genau die Art von öffentlicher Aufmerksamkeit, die
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