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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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frisch gebackenen Brötchen. Sie geben einem nur die blöden alten.«
    Ich stieg aus, sah zu dem großen Schaufenster von Cluck und entdeckte Merlin Brown in der Schlange vor dem Bestellschalter.
    »Ich sehe was, was du nicht siehst«, gurrte Lula. »Merlin Brown bekommt gerade zwei Tüten Chicken-Nuggets. Wahrscheinlich hat er eine Knarre dabei und will mit mir abrechnen. Und selbst wenn er keine hat – guck ihn dir an, der Kerl ist ein Riese. Sicher hat er auch keinen Steifen mehr, das heißt, er kann wieder richtig laufen. Er schnappt mich und beißt mir einen Zeh ab. Wo ich doch gerade erst bei der Pediküre war.«
    »Schnell, wir müssen uns was überlegen.«
    »Schade, dass wir kein Netz haben. Mit einem Netz könnten wir ihn fangen. Sonst fällt mir nicht viel ein.«
    Merlin schob sich durch den Eingang, und ich sah, dass sein Fuß in einem dicken weißen Verband steckte. Er humpelte.
    »Los, wir schnappen ihn uns«, sagte ich zu Lula.
    »Was? Wie?«
    »Wir greifen ihn uns einfach. Der rechnet jetzt garantiert nicht damit. Wir schubsen ihn zu Boden, und ich lege ihm Handschellen an.«
    »Das ist gemein, wo er doch keinen Zeh mehr hat und so. Sollen wir nicht lieber warten, bis es ihm besser geht? Bis April oder so.«
    Ich stupste Lula an. »Los!«
    Wir stürmten auf Merlin zu, Lula wedelte mit den Armen und schrie. »A-a-a-a-a-a-a-h!«
    Merlin, eine Tüte Chicken-Nuggets in jeder Hand, erstarrte. Ich stieß mit der Schulter gegen seine Brust. Lula zielte etwas tiefer und rammte ihn in Höhe der Knie. Merlin blieb ungerührt, als wären wir gegen eine Backsteinmauer geprallt.
    »Arschgeigen!«, sagte er nur, schüttelte uns wie lästiges Ungeziefer ab, schloss sein Auto auf und fuhr davon.
    Lula rappelte sich auf. »Wie beschämend.«
    »Musstest du auch unbedingt mit den Armen fuchteln und brüllen?«
    »Ich wollte ihm Angst einjagen. Das sieht man doch oft im Kino: wie wütende Marodeure eine Burg oder so erstürmen.«
    Wir deckten uns mit Chicken-Nuggets und Brötchen ein und kehrten zum Auto zurück. Ich verschlang hastig ein Brötchen, Lula stopfte das Hühnchen in sich hinein, danach fuhren wir zum Rastplatz von Mooners Bus.
    »Könntest du vielleicht das Essen reinbringen?«, bat ich Lula. »Ich warte lieber hier im Auto.«
    »Willst du Bruce nicht wenigstens guten Tag sagen?«
    »Nein.«
    »Für einen Bären ist er ziemlich lieb.«
    »Ich glaube dir aufs Wort.«
    Lula trug die Essenstüten rüber zum Bus. Ein lautes Gruuuaaaooo! , dann ein Schrei, und Lula sprang gleich wieder heraus, eilte über die Straße und glitt hinter das Steuer ihres Firebirds.
    »Nichts passiert?«, fragte ich sie.
    »Nein, nein. Bruce hatte Hunger und hat seine gute Kinderstube vergessen.«

15
    Kurz vor fünf räumten Lula und Connie die Sofaecke im Coffeeshop, und ich kutschierte zu meinen Eltern. Ich parkte in der Einfahrt, schloss die Haustür auf und blieb für einen Moment im Flur stehen, genoss den Duft nach frisch gebackenem Schokoladenkuchen, den der Ofen verströmte.
    Ich muss unbedingt lernen, wie man Schokoladenkuchen macht, dachte ich. In ein Geschäft gehen, Kuchenformen und Backmischungen kaufen. So schwer kann das nicht sein. Wie herrlich meine Wohnung duften würde. Es würde Spaß machen. Vielleicht kann ich mich ja deswegen nicht an Morelli binden, weil ich nicht kochen kann. Das ist ein bisschen weit hergeholt, aber ein besserer Grund fällt mir nicht ein.
    Mein Vater schlief wie gewohnt vor dem Fernseher. Aus der Küche hörte ich meine Oma und meine Mutter, und in ihre Unterhaltung mischte sich eine männliche Stimme.
    »Ich liebe Buttercremeglasur«, sagte die Stimme.
    Dave Brewer. Schon wieder war ich ihnen in die Falle gegangen.
    Grandma steckte den Kopf durch die Küchentür. »Ich habe dich hereinkommen hören. Sieh mal, wer hier ist. Dave. Wir kochen zusammen. Er versteht wirklich was davon.«
    »Überraschung!«, sagte Dave.
    Dave trug Jeans und Poloshirt und hatte sich eine rote Kochschürze umgebunden.
    »Gerade rechtzeitig«, sagte Grandma. »Wir machen den Kuchenguss.«
    Das ist keine Überraschung, dachte ich, das ist ein Hinterhalt. Ich brauchte einen Moment, um mich zu beruhigen und mein Verhalten zu überdenken. Noch vor wenigen Minuten wollte ich unbedingt lernen, wie man Kuchen backt. Jetzt hatte ich die Gelegenheit dazu! Der Kuchen kühlte auf einem Blech aus, und Dave war mitten bei der Zubereitung für den Guss.
    Ich sah in die Rührschüssel mit dem Brei. »Schokolade.«
    »Nicht

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