Kuesse sich, wer kann
hab’s vergeigt.«
»Macht nichts. Ich fang noch mal von vorn an. Ich muss sowieso den Schokoladenkuchen wegtrainieren.«
16
Am nächsten Morgen schleppte ich mich zum Coffeeshop und bestellte einen großen Becher Kaffee mit einer Extraportion Koffein. Lula und Connie hatten sich in der Sitzecke am Fenster breitgemacht und waren bereits schwer am Ackern: Lula spielte Jumble auf ihrem iPhone, Connie twitterte auf ihrem Laptop.
Lula gaffte mich an. »Du siehst aus, als hätte dich ein Truck überrollt.«
Ich glitt aufs Sofa. »Es war eine lange Nacht. Dave Brewer spukte die ganze Zeit in meinem Kopf herum.«
»Du bist durch und durch männerverseucht«, sagte Lula. »Deine Hormone spielen verrückt.«
»Ich bin nicht verrückt, nur unsäglich müde.«
»Hoffentlich nicht zu müde zum Arbeiten«, sagte Connie. »Ziggy hat gestern Abend nämlich seine Kautionsvereinbarung verletzt. Du musst ihn noch mal dem Gericht vorführen.«
»Was hat er denn verbrochen?«
»Myra Milner beim Bingo angegriffen. Er wollte nur ein bisschen schmusen, hatte aber seine künstlichen Zähne im Mund und ihr ein paar Bisswunden zugefügt. Scheint mir echt ein ganz Wilder zu sein, dieser Ziggy. Jedenfalls hat sie Anzeige erstattet. Als die Polizei eintraf, war er natürlich längst abgehauen.«
»Myra Milner ist zweiundachtzig«, sagte ich zu Connie. »Was hat er sich bloß dabei gedacht?«
Connie gab mir den Schein mit der Festnahmeberechtigung. »Leichte Beute, wird er sich gedacht haben. Myra hat der Polizei erzählt, die Batterie in ihrem Hörgerät habe den Geist aufgegeben. Sie hat gar nicht gemerkt, wie Ziggy sich an sie herangeschlichen hat.«
»Mir wird gleich schlecht«, sagte Lula. »Das letzte Mal bin ich nur knapp einem Biss entkommen, und ich weiß immer noch nicht, ob nicht was bei mir hängen geblieben ist. Gestern Abend hatte ich Appetit auf eine Bloody Mary und Heißhunger auf einen rohen Hamburger.«
»Eine Bloody Mary enthält kein Blut«, klärte ich sie auf.
»Ich weiß, aber allein die Vorstellung reicht.«
Mooners Bus fuhr vor und hielt am Straßenrand, Mooner und Vinnie stiegen aus und betraten den Coffeeshop.
»Es gibt ein Problem«, sagte Vinnie. »Unser kleines Genie hier wollte mit Bruce Gassi gehen, dabei hat sich aber der Bär losgerissen und ist abgehauen.«
»Er musste nur mal kacken«, sagte Mooner, »aber er konnte keine gute Stelle finden. Ich dachte, vielleicht will er ungestört sein. Nicht jeder kann vor Publikum seine Notdurft verrichten. Also drehe ich mich diskret um, und als ich wieder hingucke, ist er weg.«
Wir verstummten. Versuchten, die Tatsache zu begreifen, dass in Burg ein ausgewachsener Bär frei herumlief.
»Wir sind schon ein bisschen rumgefahren, aber gefunden haben wir ihn nicht«, sagte Vinnie. »Ihr müsst uns helfen.«
Der Mann am Nebentisch beugte sich zu uns herüber. »Ich habe zufällig mitgehört. Auf dem Weg hierher habe ich einen Bären die Hamilton Avenue entlanglaufen sehen. Ich dachte schon, ich hätte mich verguckt. Dann näherte sich ein weißer Camry, der Fahrer pfiff kurz, der Bär sprang auf den Rücksitz, und das Auto ist davongebraust.«
»Können Sie den Fahrer beschreiben?«, sagte Vinnie.
»Er saß ja im Auto, deswegen habe ich ihn nicht richtig erkannt. Jedenfalls war er hellhäutig, hatte braunes Haar, einigermaßen lang. Um die vierzig, schmales Gesicht. Und mit dem Bären hat er nicht Englisch gesprochen, könnte Russisch gewesen sein.«
»Boris«, sagte Vinnie. »Das war Boris Belmen, der Idiot, dem der Bär gehört.«
Connie gab den Namen in den Computer ein und fischte Belmens vorläufige Anschrift in Trenton und seine Handynummer aus dem Netz.
Vinnie rief ihn sofort an. »Ich will meinen Bären wiederhaben«, sagte er.
Sogar von meinem Platz aus hörte ich Boris in den Hörer brüllen. Was ihm einfiele, einen preisgekrönten Bären mitten auf einer belebten Straße frei herumlaufen zu lassen, schrie er Vinnie an. Er werde jetzt mit Bruce nach Vegas fahren, Vinnie könne ihn mal kreuzweise. Boris legte auf und ging danach nicht mehr ran.
»Was guckst du mich an?«, sagte Lula. »Ich fange den Bären nicht für dich ein. Er hat mich schon angeknurrt, als ich ihm nur seine Chicken-Nuggets bringen wollte. Außerdem hat er Mundgeruch.«
Ich drückte den Deckel auf meinen Kaffeebecher und stand auf. »Gib mir die Adresse. Ich rede mal mit Belmen.«
»Ich komme nicht mit«, sagte Lula. »Der Job wird immer anstrengender. Womit man sich
Weitere Kostenlose Bücher