Küsse und andere Katastrophen
Geld von irgendwem.”
Als wäre das der beste Witz des Abends, fingen alle an zu lachen.
Taylor presste die Lippen zusammen.
“Du bist so witzig”, stellte die Rothaarige fest. “Du bringst mich immer zum Lachen.”
“Deine Mutter sieht gut aus”, stellte eine der anderen fest. “Und mit dem Geld von ihrem Daddy kann sie sich zur nächsten Wahl bestimmt eine spitzenmäßige Kampagne leisten.”
“Ganz bestimmt”, erwiderte Taylor nur.
Mac wusste nicht genau, worüber diese Frauen sprachen, aber weil er den Blick nicht von Taylor abwenden konnte, war ihm etwas aufgefallen, das ihn erschreckte.
Ihre Körperhaltung wirkte ganz gelassen, nur an ihrem Blick sah er, dass der Spott der anderen Frauen ihr doch zu schaffen machte. Offenbar spielte es für sie eine große Rolle, was diese Frauen von ihr hielten.
Wieso war er eigentlich nicht sofort weggerannt?
Eine andere Frau aus der Gruppe tätschelte Taylors Arm. “Ich jedenfalls finde, du hast dich bis jetzt tapfer geschlagen.”
“Wenigstens hast du noch all diese fantastischen Sachen zum Anziehen.” Neidisch betrachtete die Rothaarige Taylors atemberaubendes Kleid. “Jetzt musst du einfach nur damit anfangen, jedes Teil mehr als einmal zu tragen.”
“Und keine Sorge, bei unseren monatlichen Treffen zahlen wir deinen Lunch mit”, bot eine andere an.
Mac hätte gern ein paar dieser Frauen erwürgt. Hatte er nicht gerade eben noch gedacht, dass Taylor perfekt in diese Gruppe passte? Auf einmal wirkte sie überhaupt nicht mehr wie ein Plastikpüppchen, sondern wie ein ganz normaler Mensch, der verletzt war.
“Wie nett von euch, dass ihr euch so um meine finanzielle Lage sorgt.” Taylors Stimme klang eiskalt. “Sehr rührend.”
Jetzt lächelte nur noch Mac.
“Aber macht euch keine Sorgen um mich”, fuhr sie fort. “Ich komme sehr gut zurecht.” Sie wandte sich um und ging von den Frauen weg. Und auch von Mac.
Den Kopf hielt sie hoch, und sie sprach mit niemandem mehr. Taylor wollte auf die Veranda und von dort in den angrenzenden botanischen Garten gehen, der von der Historischen Gesellschaft finanziert wurde.
Sie öffnete die Türen und trat hinaus in die Nacht. Mac folgte ihr wie ein Welpe, der sich nach Streicheleinheiten sehnt.
5. KAPITEL
Taylor atmete tief durch und trat in die warme Sommernacht. Nein, beschloss sie, ich werde mich zusammennehmen und das alles nicht an mich heranlassen. Sie war unendlich traurig, aber die Sticheleien dieser Frauen, die sie früher für Freundinnen gehalten hatte, hatten nur wenig damit zu tun.
Diese Frauen waren ihr unwichtig, aber Taylor fühlte sich unsagbar einsam, obwohl ihre eigene Mutter auch auf der Party gewesen war. Ja, sie hatten sich begrüßt und sich das obligatorische Küsschen gegeben, haarscharf an der Wange vorbei, denn schließlich musste man ja darauf achten, dass das Make-up nicht litt und die Kleidung nicht zerknitterte. Also hatten sie beide gelächelt und den üblichen Small Talk gemacht.
Es war eine feuchtschwüle Nacht. Doch genau das brauchte Taylor jetzt als Ausgleich für die Eiseskälte der vergangenen Stunde. Sie stellte sich an das Geländer, um in den Garten zu sehen. Es hieß, dieser Garten sei der schönste im ganzen South Village.
Was bin ich überhaupt für eine Frau?, fragte sie sich. Ich bin siebenundzwanzig und habe bisher von fremdem Geld gelebt. Eigentlich verdiene ich wirklich den Spott, den ich heute geerntet habe, aber aus anderem Grund, als die anderen denken.
Taylor hatte sich nie anstrengen müssen, um etwas zu erreichen. Bis jetzt.
Sie lehnte sich ans hölzerne Geländer und rieb sich die Schläfen. Als sie sich die Tränen aus den Augen wischte, verschmierte sie das Make-up. Es war ihr egal. Armes reiches Mädchen, dachte sie und hasste sich für ihr Selbstmitleid. Außerdem hätte es richtig heißen müssen: armes
ehemals
reiches Mädchen.
War es denn so absurd, dass sie sich heute Abend nach so langer Zeit etwas von ihrer Mutter erhofft hatte? Eine richtige Umarmung oder ein echtes Lächeln? Taylor fühlte sich unendlich allein.
“Taylor.”
Beim Klang der tiefen Stimme, die sie mittlerweile nur allzu gut kannte, erstarrte sie. Wie gelang es diesem Mann eigentlich immer, sie in ihren schwächsten Momenten aufzuspüren? “Gehen Sie.”
“Keine Chance.”
Sie hörte Schritte, die sich näherten. Dieser blöde Kerl. “Mac, ich …”
“Ich weiß, Sie wollen, dass ich verschwinde. Und glauben Sie mir, das würde ich auch gern
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