Kuessen al dente - Roman
Zehenspitzen, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und räusperte sich wie ein Footballtrainer, der seine Mannschaft auf ein Spiel einschwört. Georgia bemerkte, dass sich sein Haar am Hinterkopf lichtete.
»Eine gute Kritik von The Daily kann, wie du weißt, beispiellosen Umsatz bringen.« Er grinste. »Nicht dass wir tatsächlich darauf angewiesen wären, aber schaden kann so was ja nie.«
Sie stimmte ihm mit einem knappen Lächeln zu.
»Eine gute Kritik kann einen Küchenchef mit ungeahnten Ehren überhäufen, eine schlechte kann jedoch sein Aus bedeuten. Besonders bei einer so attraktiven und erfolgreichen Küchenfee wie dir. Du weißt, was ich damit sagen will?«
Georgia versuchte sich zu erinnern, wie sie überhaupt auf die glorreiche Idee gekommen war, mit Marco ins Bett zu steigen. War es wegen der niederschmetternden Nachricht gewesen, dass Glenn sie betrogen hatte? Hatte es an den drei knochentrockenen, alle Gehirnaktivitäten ausschaltenden Martinis gelegen, die sie aus Verzweiflung gekippt hatte? Oder der fatalen Entscheidung, kurz vor der letzten Runde den Song »Crazy« in der Musikbox zu spielen?
»Absolut, Marco. Keine Angst, es wird alles bestens laufen. Aber jetzt muss ich mich beeilen.« Sie drückte sich vorsichtig
an ihm vorbei, um auch nicht einen Knopf an seinem maßgeschneiderten Borelli-Hemd zu streifen.
Um neun Uhr fühlte sich Georgia, als hätte ihr jemand Leim auf die Sohlen ihrer Clogs gestrichen. Sie hatten an die hundertfünfzig Essen zubereitet, überwiegend Fischgerichte. Wie sie prophezeit hatte, war der Branzino der absolute Renner, und nach eineinhalb Stunden waren bereits sechsundachtzig Portionen über die Essensausgabe gewandert. Trotz des Ansturms schlug sich die Küche wacker, und die meisten Bestellungen gingen rechtzeitig raus. Sie hatte mehr Teller neu angerichtet als üblicherweise, doch schlussendlich war alles bereit gewesen, wenn sie es brauchte.
»Hatten wir eine gute Kritik im Junior League Digest oder so? Woher kommen all die Bestellungen für den Lachs, bei dem die Sauce extra serviert werden soll?«, fragte sie Ricky.
»Knapp daneben. Es war das Tell -Magazin. Die Shit-Girl-Ausgabe. «
»Du meinst wohl It-Girl?«
»Ist doch egal. Wo ist der Unterschied? Wenn du blond, an der Park Avenue aufgewachsen und mit einem InvestmentBanker verheiratet bist, ist es beinahe unausweichlich, dass du heute Abend im Marco sitzt.«
»Aha, daher auch der ungewöhnlich große Appetit auf Rucolasalat. Apropos … Weil wir gerade von der Park Avenue reden, kommst du nachher noch mit zu Los Auftritt?« Lo war eine von Georgias zwei besten Freundinnen und versuchte sich im Augenblick als Singer-Songwriter. Davor hatte sie einige Zeit als Produktionsassistentin beim Film gejobbt, davor als Werbetexterin und davor hatte sie eine Ausbildung zur Kräuterheilkundlerin angefangen. Schwer zu sagen, wie lange ihre gegenwärtige Joni-Mitchell-Phase anhalten
würde. Das Haustelefon läutete, bevor Ricky antworten konnte.
»Chef! Glenn«, brüllte ein Spüler quer durch die Küche.
»Übernimm mal kurz, Ricky.« Als sie den Hörer des Nebenapparats abhob, war Ricky bereits vollauf damit beschäftigt, den diversen Köchen die Bestellungen zuzurufen. »Hallo, Schatz. Wie geht es dir?«
»Ich vermisse dich.«
»Ich dich auch. Was machst du gerade?«
»Ich musste mich mit Diamond Tee im Piece in Harlem treffen. Ein Nein hätte er nicht akzeptiert.«
»Bitte sag jetzt nicht, dass du dir den Auftritt von Lo nicht ansehen kannst.« Absagen in letzter Minute waren in letzter Zeit bei Glenn an der Tagesordnung.
»Keine Angst, ich drücke mich nicht. Ich werde da sein.«
»Gut. Ich habe nämlich das Gefühl, als hätte ich dich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
»Du meinst, das warst nicht du heute Morgen, die mich zum Abschied geküsst hat?«
»Nein, das muss deine andere Verlobte gewesen sein.«
»Die schon wieder«, feixte er. »Falls ich es nicht ins Restaurant schaffe, um dich abzuholen, dann sehen wir uns auf alle Fälle bei der Show. Im Rumpus, richtig?«
»Genau, im Rumpus.«
»Okay, George. Bis später. Versprochen.«
»Schön. Und grüß Mr. T. von mir. Nein, warte, das ist doch der Typ, der Rocky in den Allerwertesten getreten hat, oder?«
»Sehr witzig«, sagte Glenn, bevor er auflegte.
Ricky schaute zu ihr hinüber. »Dein Kerl kommt heute Abend?«
»So ist es«, sagte Georgia. »Er hat es versprochen.«
»Super.« Er hob die Hand zu einem
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