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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Probierlöffel in das Risotto. »Nicht übel«, befand sie. »Einen Tick mehr Butter zum Abrunden vielleicht. «
    Der Koch nickte. »Geht klar.«
    Georgia schaute sich suchend um. »Wo ist mein Grillkoch? «
    Keine Antwort. Während des Betriebs die Station zu verlassen, war generell nicht gestattet. Doch es war absolut undenkbar, wenn im Lokal ein Kritiker saß. »Alle mal herhören«, rief sie der Küchenmannschaft zu. »Wir brauchen jede Hand. Kapiert? Sagt ihm, wenn er nicht sofort seinen Arsch zu seiner Station bewegt, ist er gefeuert! Das ist mein voller Ernst.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde stand die Küche absolut still. Alle hier kannten Georgia als eine der coolsten Küchenchefs der Stadt. Sie fluchte höchst selten (hauptsächlich deshalb,
weil ihr das Vokabular dafür fehlte), war sich nicht zu fein, ein Huhn zu rupfen, und gab jedem Mitarbeiter, vom neuen Tellerwäscher bis zu ihrem Stellvertreter, das Gefühl, wichtig und wertvoll zu sein. Gut, mitunter kehrte sie den Kontrollfreak heraus, doch verglichen mit den Marotten einiger ihrer Kollegen, die mit Pfannen um sich warfen und ganze Tellerstapel auf den Boden schmissen, war das harmlos. Im Gegenzug verlangte sie von ihrem Team absolute Zuverlässigkeit.
    »Alles klar, Chef«, antwortete der Beilagenkoch.
    Georgia nahm dem Gardemanger, Koch der kalten Küche und verantwortlich für die Vorspeisen, das Brett mit der Basilikum-Chiffonade weg und kippte sie in den Mülleimer. »Versuch es noch einmal. Und gib dir richtig Mühe. Bitte.«
    Der Gardemanger nahm ein frisches Bündel Basilikum zur Hand, rollte die Blätter ganz fest zusammen und schnitt es dann in schmale Streifen.
    »Sehr schön«, lobte Georgia. Sie hatte in zu vielen Küchen gearbeitet, wo der Chefkoch wie auf dem Kasernenhof Befehle zur Zubereitung eines Gerichts erteilte, ohne jemals die Bemühungen des Personals mit einem kleinen Kompliment oder einem Dankeschön anzuerkennen. Niemals, ganz gleich, wer draußen im Lokal saß, würde sie so mit ihrem Team umgehen.
    Nachdem sie den letzten verschütteten Soßentropfen von einer Platte gewischt hatte, gab sie grünes Licht für die Vorspeisen. Die Kellner eilten herbei, und ein Mädchen mit rehbraunen Augen, das aussah wie Bambi und fluchen konnte wie ein Fernfahrer, suchte Georgias Blick und reckte beide Daumen in die Luft.
    »Die säuft wie ein gottverdammtes Kamel«, flüsterte sie. »’n gutes Zeichen, meinst du nicht?«

    Georgia nickte. Ja, das war gut. Es bedeutete, dass Mercedes sich wohlfühlte. Außerdem würden ihr die Dinge, die ihr vielleicht nicht ganz so passten, nur noch verschwommen in Erinnerung sein, wenn es an der Zeit war, ihre Kritik zu Papier zu bringen.
    Als die Vorspeisenplatten wie abgeleckt in die Küche zurückkamen, erlaubte sich Georgia die Andeutung eines Lächelns. Die Köche hatten drei Versionen von jeder Vorspeise vorbereitet, und sie hatte die am besten aussehenden für Mercedes ausgewählt und mit der Soße und dem Garnieren bis zur letzten Sekunde gewartet. Noch einmal begutachtete sie die ersten Hauptgerichte, träufelte noch etwas grüne Pfeffersoße über die Rehkeule und drapierte den Rosmarinzweig auf dem Lamm neu. Einer ihrer ehemaligen Chefs hatte ihr wegen dieser Marotte augenzwinkernd den Spitznamen Georgia O’Keeffe verpasst, nach der bekannten Künstlerin, aber Georgia erachtete die Präsentation immer noch als eines der wichtigsten Elemente der gehobenen Küche. Die Kellner schnappten sich die Fleischgerichte, die so schön angerichtet waren, dass es beinahe eine Schande war, sie zu essen. Georgia sah ihnen hinterher, wie sie damit in Richtung von Mercedes’ Tisch verschwanden, dann trat sie einen Schritt zurück und streckte die Hände zur Edelstahldecke.
    »Super Arbeit, Chef.« Ricky klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. »Wirklich gut gemacht.«
    »Du auch, Ricky. Was auch passiert…« Sie ließ ihre Gedanken unausgesprochen. Was auch passierte, würde den Kurs für ihr weiteres Leben bestimmen. So einfach war das.

2
    Z weieinhalb Stunden später steckte Bernard seinen Kopf in die Küche. »Sie hat gerade ihren dritten Caffè Corretto getrunken und die Rechnung bezahlt. Sie ist weg.«
    Die gesamte Küchenmannschaft brach in Jubelschreie aus und applaudierte. Der Grillkoch steuerte einen schrillen Pfiff bei. Einem Gerücht zufolge stand die Zahl der Espressos mit einem Schuss Grappa, die Mercedes im Anschluss konsumierte, in direktem Verhältnis zu der Anzahl von Gabeln,

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