Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
Vom Netzwerk:
morgen schon wieder abreisen müssen.«
    »Du wirst bald wieder hier sein, Georgia. Wenn deine Saison im Dia beendet ist, fängst du im Lazarro an.« In seiner Stimme schwang nicht die Spur eines Zweifels mit.
    Sie schnitt eine Scheibe Käse ab und legte sie auf einen Cracker. »Ich weiß nicht, Gianni. Ich habe lange darüber nachgedacht …«
    »Nicht.« Er beugte sich über den Tisch und legte ihr den Zeigefinger an die Lippen. »Sag jetzt nichts mehr, außer du sagst Ja. Ansonsten denk nicht mehr daran, denk am besten an gar nichts mehr, bis wir wieder in San Casciano sind. Wir haben das ganze Haus hier heute Nacht für uns allein. Und das sollten wir genießen.«
    Gianni hatte Recht. Morgen oder übermorgen oder über-übermorgen war noch genügend Zeit zum Nachdenken. Aber
das hier war ihre letzte Nacht auf Sizilien, und die verbrachte sie mit einem tollen Mann an einem zauberhaften Ort, und sie würde den Teufel tun, diese romantischen Stunden durch Nachdenken zu vermasseln. »Einverstanden.«
    »Hast du Lust, dir jetzt den Verkostungsraum anzusehen?« Gianni stand auf.
    »Aber mit Vergnügen.« Sie nahm seine Hand, und sie gingen ins Haus.

16
    C hien wedelte vor Freude mit dem Schwanz und wackelte dabei mit dem ganzen Hinterteil, als Georgia in die Küche kam. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich hinzuknien und ihn ausgiebig zu streicheln. Als das unbestrittene Dia-Maskottchen streifte Chien durch das Restaurant und die anderen Räumlichkeiten wie ein König, der in seinem Schloss nach dem Rechten sah. In New York war ein Hund in der Küche der garantiert kürzeste Weg zu einer Anzeige wegen Verstoßes gegen die Hygienevorschriften und der darauf folgenden Schließung des Lokals. In San Casciano fütterte der Inspektor des Gesundheitsamtes das Dia-Maskottchen heimlich unter dem Tisch mit den Knochen seiner Kalbskoteletts, während er das dritte Glas Barolo leerte, das wie die beiden anderen selbstverständlich aufs Haus ging.
    Bruno, Tonio und ein paar der neueren Mitglieder der Küchenbrigade drängten sich um Claudia, die laut aus einer Zeitschrift vorlas, die sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Sie sagte etwas, das Georgia nicht verstand, worauf die ganze Truppe mit einem tosenden Applaus und ein paar schrillen Pfiffen antwortete.
    »Was ist hier los, Leute?«, fragte Georgia. Chiens Pfote klopfte zufrieden auf den Boden. Nach Claudia war Georgia seine Lieblingsperson, und er versorgte sie, da Sally einen Ozean weit entfernt war, mit all der Hundeliebe, die sie so sehr vermisste.
    Claudia schaute hoch und grinste. Ihre Wangen waren gerötet,
ihre Augen glänzten. In den letzten Tagen hatte sie ein Mini-Bäuchlein entwickelt, das sich kaum sichtbar unter ihrem lockeren schwarzen Shirt wölbte.
    »Das Taste -Magazin«, erklärte sie fröhlich. »Der Artikel steht hier in dieser Ausgabe. Und die da haben sie uns geschickt. « Sie zeigte auf einen Stapel Zeitschriften vor dem Kühlschrank.
    Georgia nahm sich eine und begann sie durchzublättern. »Seite?«
    »Hundertelf«, antwortete Bruno. »Aber schau dir erst mal das Titelblatt an.
    Sie schloss das Magazin und hielt es auf Armlänge von sich weg. Es war eine italienische Ausgabe mit einer Collage von Bildern der Toskana auf der Titelseite. In dem linken oberen Quadranten prangte das Foto eines rustikalen Holztisches mit einem Gedeck und einer Auswahl von Dias besten (und fotogensten) Gerichten. An dem Tisch saß Claudia in einem aquamarinblauen Kleid, der Kamera den Rücken zugewandt. »Die kleine Trattoria, die es in sich hat«, verhieß die Überschrift.
    »Wow«, entfuhr es Georgia, während sie das Foto eingehend betrachtete. Ein perfekt angerichteter Teller mit » Sole e luna «, der noch gar nicht existierte, als das Titelbild fotografiert wurde, war nachträglich ins Bild montiert worden und stand genau in der Mitte des Tischs. »Das sieht wirklich toll aus.«
    Der Artikel war lange vor der Eröffnung des Dia recherchiert und geschrieben worden, so lange, dass sich kaum noch jemand daran erinnerte. Als Erscheinungstermin war der September gewählt worden, zeitgleich mit der Hochsaison in der Toskana, die gerade begonnen hatte. San Casciano und alle anderen Städtchen, die wenigstens mit einer Kirche
und einem Café aufwarten konnten, wurden von Touristen schier überrannt. Auch ohne diesen schwärmerischen Artikel im Taste -Magazin war das Dia jeden Tag nahezu ausgebucht gewesen. Doch jetzt einen Tisch dort zu ergattern, war

Weitere Kostenlose Bücher