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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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seine. Er packte sie augenblicklich mit festem, unnachgiebigem Griff und lächelte. «Willkommen in der Hölle, Trinity Harpswell.»

Kapitel 8
    Bisher war Angelica immer schnell genug gewesen.
    Doch als sie der bestrumpfte Fuß mit den rotlackierten Nägeln am Kinn traf, stellte sie fest, dass sie langsam nachließ, und außerdem, dass sie mit einem verstauchten Kiefer und einer geschwollenen Lippe quer durch den Raum flog. Sie versuchte, sich für den Aufprall zu wappnen, aber das war ungefähr so effektiv wie die Vollbremsung der Titanic vor dem Eisberg: Die Wirkung ging gegen null.
    Sie krachte gegen die hellblau gepolsterte Wand der Girl-Power-Halle und sackte zu Boden. Ein schmerzerfülltes Wimmern entfuhr ihr, das sie aber sofort mit einem verächtlichen, höhnischen Schnauben zu überspielen versuchte. Es klang nicht einmal in ihren eigenen Ohren glaubhaft. Notiz an mich: Dickere Polsterung anbringen. Nachtrag: Der Gedanke an ihre augenblicklichen, beträchtlichen Schmerzen war nicht sonderlich gut für ihre Frauenpower.
    Oder der Gedanke daran, wie sehr ihr gerade zum Heulen zumute war. Mann, tat das weh. Womit waren diese Polster bloß gefüllt? Mit Stahlbeton?
    «Oh Angelica, das tut mir aber leid!» Mari eilte zu ihr. «Geht es dir gut?»
    «Das war ein astreiner Treffer.» Autsch. Tut so weh. Autsch. Brauche Hilfe. Sie brachte ein tapferes Lächeln zustande und wimmelte die Hilfsangebote ihrer Assistentin ab. Mari war noch sehr jung und sehr leicht zu beeindrucken und sie durfte auf keinen Fall jemals erfahren, wie sehr sie ihre Mentorin gerade verletzt hatte. «Gut gemacht.» Ups. Ihre Stimme klang ein bisschen zu kieksig. Tja, es geht doch nichts über einen Tritt in den Solar Plexus, um als dreihundertjährige Omi mal wieder daran erinnert zu werden, dass die besten Jahrhunderte bereits hinter einem liegen.
    Mari kaute an ihrer Unterlippe und die Wimperntusche lief ihr über die Wangen. Ihre Augen waren gerötet und geschwollen und ihre Haut bleich. Die kurzen Sporthosen waren ihr von den Hüften gerutscht. Überhaupt sah das arme Mädchen aus, als hätte es in den letzten sechs Stunden ungefähr dreißig Pfund verloren. «Ich wollte dir nicht wehtun.»
    «Pah, du hast mir doch nicht wehgetan», Angelica sprang schwungvoll auf und stieß augenblicklich einen Schmerzensschrei aus, den sie aber sofort in einen Siegesschrei à la Xena, die Kriegerprinzessin verwandelte. Ich nix kennen Schmerz. Ich stark. Ich toll. «Ich wollte lediglich demonstrieren, welche Reaktion ein solcher Tritt bei einem normalsterblichen Menschen hervorrufen würde. Mir kann so ein Treffer doch nichts anhaben.»
    Was der Wahrheit entsprach. Nichts und niemand konnte ihr etwas anhaben. Aber warum dann jetzt auf einmal? Warum heute? Eigentlich spürte sie keinen Schmerz mehr. Zumindest nicht so, wie gerade. Anscheinend wurde es höchste Zeit für eine kleine Wellnessbehandlung, um all die Zauber aufzufrischen, die sie vor diesem und jenem schützten – und vor dieser ganz speziellen Sache. Das letzte Mal hatte sie so starke Schmerzen gespürt, als –
    Nix da. Bis hierher und nicht weiter. Schlimme Erinnerungen hatten nichts in ihrem Gehirn zu suchen. Insbesondere, wenn sie sich um einen gewissen einsneunzig großen schwarzen Hexenmeister drehten, der einst eine junge Maid in die Geheimnisse der Liebe, des Sex und der Magie eingeweiht hatte.
    Natürlich nur so lange, bis diese Maid durchschaut hatte, dass er sie mehrfach belogen hatte.
    Mari würde es besser haben. Sie würde schon vor ihrem einhundertsten Geburtstag über alle drei Punkte bestens Bescheid wissen, denn sie hatte das große Glück, eine brillante und hingebungsvolle Tutorin wie Angelica zu haben. Angelica betrachtete das Mädchen von der Seite, das im Begriff war, im Sauseschritt zu ihrer neuen Nummer eins aufzusteigen. «Was ist den los mit dir, mein Schätzchen? Du bist heute so fürchterlich blass.»
    Mari trat an ihre Seite und nahm sich eines der sorgfältig gefalteten, hellgelben Handtücher, die ordentlich neben dem silbernen Teeservice gestapelt worden waren. Angelica bemerkte ein Schmutzfleck an der Zuckerdose und versuchte, sich zu erinnern, welcher ihrer Krieger heute für den Tee zuständig gewesen war. Ach richtig, der Junior. Pascal. Vielversprechend, aber manchmal auch bockig. Eigentlich hatte sie geplant, in Blaine zuzuteilen, bis dann ...
    Sie lächelte versonnen. Blaine würde zurückkommen. Er entwickelte sich so prächtig, und sie war so stolz

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