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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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wie ein primitiver Flachlandgorilla – aber er hatte ein gutes Herz, dessen war sie sich sicher. Zumindest war es früher so gewesen. Er machte ihr große Sorgen. «Es wirkt arrogant, mit einem Diamanten von der Größe eines Golfballs herumzustolzieren.»
    «Ich bin arrogant.» An der gegenüberliegenden Wand hingen eine Reihe Fotos, auf denen all die Mädchen abgebildet waren, die einen Schwarzen Gürtel fünften Grades oder höher erreicht hatten. Er betrachtete sie und zeigte dann auf das dritte Bild in der Reihe, auf dem Mari zu sehen war. «Wie heißt sie? Sie ist neu.»
    «Nein.» Angelica pflückte Maris Bild von der Wand. Sie hatte gleich geahnt, dass es keine sonderlich gute Idee war, Mari ihre goldenen Locken in der Gegenwart von Männern offen tragen zu lassen. «Meine Mädels kriegst du nicht. Dafür bist du bei Weitem nicht nett genug.»
    «Meine Mädels finden mich schon nett», erwiderte Prentiss und schenkte ihr ein freches Grinsen, das sie an das aufgeweckte Kind zurückdenken ließ, das sie einst großgezogen hatte, und an die Zeiten, bevor er übermäßig aggressiv, herrschsüchtig und dreist geworden war. Doch Angelica wusste, dass er tief in seinem Inneren ein guter Mensch war, auch wenn er alles dafür getan hatte, diesen Menschen zu vernichten.
    Sie versteckte Maris Bild unter einer Vase mit Rosen. «Deine Mädchen tolerieren dein kaltschnäuziges und erniedrigendes Verhalten nur deshalb, weil du ihnen beträchtliche Summen dafür bezahlst, dass du dich ungestraft so grässlich aufführen kannst.»
    Prentiss ging derweil die Reihe mit den Fotos ab, doch keine der anderen Frauen war sein Fall. «Ich weiß. Aber so ist es nun mal. Sie machen ziemlich viel mit, um an mein Geld zu kommen – und, weil ich das Schicksal ihrer unsterblichen Seelen in der Hand habe.» Er drehte sich nach Angelica um und fixierte das Foto, das sie unter die Blumenvase geschoben hatte. «Es funktioniert gut.»
    Angelica trat vor die Vase und verstellte ihm so die Sicht auf Maris Foto. Männer – selbst wenn sie ihrer eigenen Großmutter gegenüberstanden, gingen ihnen noch schmutzige Gedanken durch den Kopf. «Ich liebe dich, mein Junge, aber wenn erst einmal mein Schwarze-Witwe-Impfstoff fertig ist –»
    Er schnaubte nur. «Das wird bei meinen Mädchen nicht funktionieren. Sie empfinden keine Liebe für mich.»
    Dieser Kommentar verblüffte sie. Verwundert legte sie den Kopf zur Seite. Dieses Wort hatte ihr verwaister Enkelsohn ihr gegenüber schon lange nicht mehr verwendet. Nicht seit der Zeit, als er fünf Jahre alt war und mit ansehen musste, wie seine Eltern zu Asche wurden, weil eines der Experimente seines Großvaters schiefgegangen war. «Belastet es dich? Dass keine deiner Frauen dich liebt?»
    «Selbstverständlich nicht.» Prentiss schlenderte zu dem Tisch, auf dem die Waffen lagen, und nahm einen kleinen Dolch hoch, den Angelica mit einem Zauber belegt hatte, damit er immer unfehlbar das Ziel traf, an das seine Besitzerin dachte. Sie hatte ihn für ihre jüngeren Mädchen entwickelt, die noch nicht auf sich selbst aufpassen konnten.
    Er fuhr mit seinem Finger über die Klinge, bis ein Blutstropfen erschien. «Ich bin der mächtigste Mann des ganzen Universums. Mich belastet überhaupt nichts – und schon gar nicht die Tatsache, dass keine der zweihundert Frauen, die in meinem Palast leben, mich liebt.»
    Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und schleuderte den Dolch nach der Wand direkt vor ihm. Die Klinge wirbelte so schnell durch die Luft, dass sie kaum noch zu sehen war, schoss dann in die entgegengesetzte Richtung und bohrte sich in ein Landschaftsgemälde, das an der gegenüberliegenden, westlichen Wand hing. «Aha.»
    Angelica grinste. «Du hast an das Gemälde gedacht und der Dolch hat es getroffen. Den Zauber habe ich erst gestern fertiggestellt.»
    «Ab-so-lut beeindruckend, Omi. Ich nehme ein Dutzend. Sehr praktisch für meine weniger bewanderten Lehrlinge. Damit können sie die widerspenstigen Seelen leichter erledigen.» Er zog den Dolch aus der Mauer. «Es ist schlecht fürs Geschäft, wenn man sie entkommen lässt, nachdem man schon Geld für ihr Dahinscheiden angenommen hat.»
    Angelica zog die Brauen hoch. «Du solltest ein bisschen Zeit in meiner Schule verbringen.»
    «Danke, aber ich habe zu viel zu tun. Die Privatisierung des Todes und die Umwandlung in eine gewinnorientierte Aktiengesellschaft frisst unglaublich viel Zeit.»
    «Ach ja, das Leben ist so hart.» Angelica

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