Küssen erlaubt - Liebe verboten!
vorgenommen, keine große Sache daraus zu machen, dennoch war sie wahnsinnig gespannt auf seine Reaktion.
„Klasse“, gab er frech grinsend zurück und machte sich am Knoten ihres Bademantels zu schaffen. „Genau das hatte ich gehofft.“
Sie gab ihm einen Klaps auf die Hand. „Nicht diese Art von Überraschung. Dass du aber auch immer nur an das Eine denken kannst …“
„Hey, so wie du heute Morgen im Whirlpool über mich hergefallen bist, bin ich da wohl kaum der Einzige!“
Sie kicherte. Dann ging sie hinüber zu der großen Tanne, die in einer Ecke der Suite stand. Darunter lagen die Geschenke für ihre Freunde, die sie nachher mit zu Nessa nehmen würde.
Ganz oben lag ein farbenfroh eingepacktes Päckchen, dazu eine Karte. Sie griff nach beidem und überreichte es ihm.
Anstatt es zu nehmen, ließ er die Hände in den Taschen des Bademantels verschwinden und runzelte die Stirn. „Was ist das?“
„Ein Weihnachtsgeschenk“, sagte sie fröhlich und hielt es ihm entgegen. Doch seine Hände blieben in den Taschen. Er starrte das Päckchen an, als sei es eine Briefbombe.
„Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich mir nichts aus Geschenken mache“, sagte er.
Erschrocken ließ sie die Hände sinken. Sie hatte ihn überraschen, hatte sich bei ihm bedanken wollen dafür, dass er ihr einen verloren geglaubten Teil von ihr zurückgegeben hatte. Gleichzeitig war der Plan gewesen, ihm mit diesem kleinen Trick einen Schubs zu geben, der ihn von seiner Weihnachtsphobie heilte. Mit dem eisigen Blick, mit dem er sie jetzt musterte, hatte sie hingegen nicht gerechnet. Offensichtlich war es für ihn mehr als nur ein Schubs.
„Aber ich habe kein Geschenk für dich“, sagte er mit heiserer Stimme.
„Weiß ich. Ich habe auch keins erwartet.“ Sie nahm seinen Arm, zog ihn aus der Tasche und drückte ihm das Geschenk in die Hand. „Es ist nur ein kleines Dankeschön für all das, was du mir in den letzten Tagen gegeben hast.“
„Und was habe ich dir gegeben?“
„Jede Menge richtig guten Sex!“ Im Grunde aber noch viel mehr, das wusste sie jetzt.
Das Zusammensein mit ihm war locker und witzig gewesen. Es hatte sie weitergebracht. Sie sah jetzt deutlich, welche Fehler sie in ihren vorherigen Beziehungen gemacht hatte. Mit Jace hatte sie nicht darüber nachgedacht, wohin das alles führen sollte. Nein, mit ihm hatte sie nur im Augenblick gelebt, hatte den Sex genossen, ohne sich verantwortlich zu fühlen. Sie hatte Spaß gehabt, mehr als je zuvor im Leben.
Wie am Vortag erfasste sie ein starkes Gefühl von Zärtlichkeit und Zuneigung zu ihm. Aber auf keinen Fall durfte er davon erfahren. Es würde ihre Beziehung augenblicklich in etwas verwandeln, was sie beide nicht wollten. Das Geschenk war eine Botschaft ohne Worte – das musste reichen.
„Dafür also vielen Dank“, fuhr sie fort. „Außerdem hast du den Zimmerservice bezahlt, ich schulde dir demnach was. Mach es doch mal auf …“
Er sah sie an, zögerte. „Okay.“ Dann setzte er sich auf den Stuhl und begann, mit größter Behutsamkeit das Klebeband zu lösen. Fast sah es aus, als habe er noch nie etwas geschenkt bekommen. Was natürlich unmöglich war. Doch der Gedanke ließ Cassie nicht los, als sie sah, wie ehrfürchtig er den smaragdgrünen Designerpullover vor sich in die Höhe hielt, den sie am Vortag gekauft hatte.
„Cassie, das ist viel zu teuer.“
„Gefällt er dir?“, fragte sie, obwohl sein strahlendes Gesicht eigentlich alles sagte.
„Natürlich gefällt er mir. Aber ich kann ihn unmö…“
„So teuer war er nun auch wieder nicht“, fiel sie ihm ins Wort. „Ganz sicher hat er weniger gekostet als vier Tage Zimmerservice im Chesterton.“ Sie nahm die Karte vom Tisch und gab sie ihm. „Die hast du vergessen.“ Ihr Herz schlug schneller.
Kopfschüttelnd nahm er den Umschlag. „Du hättest dir wirklich nicht all diese Mühe machen brauchen.“
Sie lächelte, froh, es trotzdem getan zu haben. Denn plötzlich verstand sie: Trotz seines Erfolgs, seines Gelds und seines unwiderstehlichen Sex-Appeals hatte Jace Ryan im Leben nie echte menschliche Nähe erlebt. Nicht mit seinen sogenannten Freunden, nicht in seiner Ehe und ganz sicher nicht in seiner Familie. Sonst hätte ihn ein simples Weihnachtsgeschenk niemals so überrascht. Schon als Teenager, mit ihrer rosaroten Weltsicht und beseelt von dem Wunsch, ihn zu „retten“, war sie überzeugt gewesen, dass ihm wahre Liebe fehlte. Doch vielleicht hatte er nur einen
Weitere Kostenlose Bücher