Küssen erlaubt - Liebe verboten!
grinste zurück. „Wenn das nicht Vanessa Douglas ist – der Schrecken der siebten Klasse.“
Nessa lachte aus vollem Hals. Mit einem Mal erinnerte er sich wieder an das gemeinsame Nachsitzen mit ihr, das er immer sehr genossen hatte. Nachsitzen war häufiger vorgekommen – bei ihr wegen ihrer großen Klappe und bei ihm, weil er ein allgemeines Talent für Schwierigkeiten gehabt hatte.
„Wie sie leibt und lebt“, sagte sie und klatschte sich mit ihm ab. „Weißt du noch, wie wir Ms Clavell fast in den Wahnsinn getrieben haben?“
„Die arme Frau hätte fast einen Nervenzusammenbruch bekommen.“
„Quatsch. Die Dame war einfach zu verkrampft“, erwiderte Nessa. „Wir haben sie nur ein bisschen locker gemacht.“
Während sie den engen Flur entlanggingen, sagte sie zu Cassie: „Natürlich haben wir genug Truthahn. Ein Riesenvieh. Terrence musste die Beine abschneiden, damit es in den Offen passte.“
Die große offene Küche war voll mit Leuten, die sich unterhielten, Gemüse schnitten und dabei tranken. Alle schienen sich schon lange zu kennen.
Nessa klatschte laut in die Hände. „Leute, Cassie ist da und hat ihren neuen Lover mitgebracht. Seid gefälligst nett zu ihm!“
Ein lautes Johlen erhob sich, einige pfiffen.
Cassie gab Nessa einen Klaps auf den Arm und zischte ihr zu: „Ich glaub’s ja wohl nicht!“
Jace prustete los. Erleichtert stellte er fest, wie die Spannung langsam von ihm abfiel.
Vanessa Douglas hatte offenbar immer noch die größte Klappe der Stadt.
„Da hast du dir ja endlich mal einen vernünftigen Mann gesucht.“
Cassie drehte den Kopf zu Nessa, während sie die letzten Töpfe abspülte. Aus dem Wohnzimmer drang wildes Gelächter und übertönte Nessas Kommentar beinahe.
„Du meinst Jace?“, fragte Cassie, um einen unbeteiligten Tonfall bemüht.
„Allerdings! Was ist aus ‚Ich weiß nicht, ob ich es wirklich tun soll‘ geworden?“, neckte Nessa ihre Freundin mit mädchenhaft hoher Stimme.
Cassie unterdrückte ein Lächeln. „Verdammt, Nessa, nicht so laut. Nach deinem Kommentar von vorhin denkt sonst noch jeder, ich sei ein Flittchen.“
„Ein Flittchen vielleicht nicht, aber ein Flirtchen. Das ist jedenfalls nicht zu übersehen“, gab Nessa zurück und begann abzutrocknen.
Cassie wurde knallrot, verkniff sich aber eine Erwiderung auf Nessas dreiste Bemerkung. Der Nachmittag war zu schön gewesen, um jetzt einen Streit mit ihrer besten Freundin vom Zaun zu brechen. Außerdem hatte sie recht. Und eigentlich freute es Cassie, dass man ihr ansah, wie gut ihr die Affäre mit Jace tat.
Das Essen war viel unkomplizierter verlaufen, als sie erwartet hatte. Und das war in erster Linie das Verdienst von Jace. Zwar hatte es einiger Tricks bedurft, ihn herzulocken, aber einmal hier, hatte er sich entspannt und sich prächtig mit ihren Freunden verstanden. Er hatte sich angeregt mit allen unterhalten, Anekdoten über New York zum Besten gegeben und einiges Staunen mit den Apps in seinem Smartphone erregt, die von seiner Firma stammten.
„Und was wird jetzt aus euch?“, erkundigte sich Nessa. „Der Anfang ist doch schon mal mehr als vielversprechend.“
Cassie musste sich zusammenreißen, damit ihre Freundin nicht merkte, wie nah ihr die Frage ging. „Das ist kein Anfang. Wir haben nichts weiter als eine lockere Affäre. Am Neujahrstag fliegt er zurück nach New York, und das war’s.“
„Wie dumm. Warum gehst du nicht für eine Weile mit? Zeichnen kannst du doch überall.“
„Jetzt komm mal runter, Nessa. Das ist absurd. Wir haben nur ein bisschen Spaß zusammen.“ Und mehr wollte sie ja auch gar nicht, predigte sie sich stumm zum tausendsten Mal.
„So, so“, gab Nessa zurück. Ihrer Stimme war zu entnehmen, dass sie Cassie kein Wort glaubte. „Soll ich dir mal sagen, was ich glaube?“
„Lieber nicht – aber wie ich dich kenne, sagst du es mir ja eh.“
„Erstens, er starrt dich die ganze Zeit an, besonders, wenn du gerade nicht hinschaust. Und du machst es genauso. Zweitens, er lässt es sich nicht nehmen, bei allererster Gelegenheit einen Pullover zu tragen, den du ihm geschenkt hast. Und drittens, ihr habt seit vier Tagen pausenlos spektakulär guten Sex miteinander.“ Nessa zählte die drei Punkte an den Fingern ab und stemmte dann die Hände in die Hüften. „Ist das etwa nichts? Das ist sehr wohl etwas. Nämlich der Anfang von etwas, was man Beziehung nennt.“
Cassie atmete tief ein, versuchte, die Hoffnung, die sich den ganzen
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