Küssen erlaubt - Liebe verboten!
machte.
„Aber du hast doch sicher mit deiner Frau gefeiert?“, fragte sie.
Überraschend verschloss Jace sich diesmal nicht, sondern lehnte sich zurück und musterte sie einen Moment. „Wir waren nicht lange genug verheiratet“, erklärte er, und dann: „Meine Ehe scheint dich ja zu interessieren. Warum sagst du nicht einfach, was du wissen willst?“
Cassie spürte, wie sie rot wurde. War ihre Neugier wirklich so offensichtlich?
Sie fühlte sich ertappt. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Ja, seine Ehe interessierte sie brennend. Die Erinnerung an den Blick seiner Exfrau vor fünf Tagen hatte sie nicht mehr losgelassen. In ihren Augen hatte Cassie Schmerz erahnt, eine tiefe Verletzung.
„Na gut, eine Frage habe ich“, sagte sie sanft. „Hast du Helen geliebt, als du sie geheiratet hast?“
11. KAPITEL
„Ob ich sie geliebt habe?“, entfuhr es Jace. Am liebsten hätte er sich selbst in den Hintern getreten – wieso hatte er sich bloß auf dieses Fragespiel eingelassen? Normalerweise hielt er die Frauen, mit denen er schlief, auf Distanz. Außerdem war seine Ehe ein – gelinde gesagt – eher empfindliches Thema für ihn. Vielleicht sollte er einfach lügen? Auf diese Weise hatte er sich schon häufiger aus der Affäre gezogen.
Aber beim Anblick von Cassies besorgter Miene bekam er Skrupel. Und plötzlich wollte er sich erst recht einen Tritt verpassen, denn ihm wurde klar, dass er sie auf keinen Fall anlügen konnte. Nicht, nachdem er gesehen hatte, wie viel Liebe und Energie sie darauf verwendete, anderen Menschen Gutes zu tun. Sie war ein liebes und aufrichtiges Mädchen – und gerade deshalb musste er ihr klarmachen, welche Art von Mann er wirklich war.
„Nein, ich habe sie nicht geliebt“, sagte er schließlich mit tonloser Stimme.
Zu seiner Verteidigung hätte er hinzufügen können, dass er generell nicht an Liebe glaubte. Aber das motivierte Frauen häufig dazu, einem Mann das Gegenteil beweisen zu wollen. Oder schlimmer noch, herausfinden zu wollen, warum er so dachte. Doch das Thema „Liebe“ war tabu. Er tat sich schwer damit, über seine Ehe zu sprechen – über seine Kindheit jedoch sprach er niemals, mit niemandem.
„Warum hast du sie dann geheiratet?“, fragte sie.
Das Pastrami-Sandwich lag ihm mit einem Mal wie Blei im Magen. Verflixt, es war doch klar gewesen, dass das ihre nächste Frage sein würde.
„Ihr Vater hat das Gründungskapital für Artisan geliefert. Dann bekam er mit, dass ich etwas mit seinem lieben Töchterchen hatte. Er hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich sorge dafür, dass seine Tochter eine ehrbare Frau bleibt, oder er zieht sein Geld ab.“ Jace blickte Cassie gerade in die Augen. Ja, er hatte getan, was getan werden musste. Um sich zu retten. Später hatte er für die Dummheit einen hohen Preis bezahlt. Warum also sollte er sich jetzt schuldig fühlen?
„Im Grunde genommen“, fuhr er fort, „habe ich sie wegen des Geldes geheiratet. Kein Wunder also, dass die Ehe nur sechs Monate gehalten hat.“
Cassie hörte ihm ruhig zu. In ihrem Blick lag nichts Abweisendes oder Anklagendes. Trotzdem spürte Jace das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen. Ein Bedürfnis, das ihm völlig neu war. „Gott sei Dank war die Firma sehr erfolgreich. Sie war meine große Chance, endlich rauszukommen aus allem. Ich habe die Chance genutzt und bereue nichts.“
„Rauskommen aus was?“
„Na, aus den alten Geschichten halt“, wich er aus. Mehr würde er nicht verraten. „Jedenfalls ist Helens Vater vor zwei Monaten gestorben und hat ihr seine Aktien und seinen Sitz im Aufsichtsrat vererbt. Und deshalb bin ich jetzt hier in London. Um die Firma zu verkaufen.“
„Damit du nichts mehr mit Helen zu tun haben musst?“
„So dramatisch ist es nicht. Ich komme eigentlich mit ihr klar. Das Problem ist, umgekehrt ist das nicht der Fall. Sie kann mich einfach nicht loslassen. Aber es war so oder so Zeit, den Laden zu verkaufen. Besser, ich fange neu an. Mit neuen Aufsichtsräten, neuen Designprojekten, eigener Finanzierung. Außerdem kann ich London dann ein für alle Mal hinter mir lassen.“
„Wusste Helen es?“
„Was?“
„Dass ihr Vater dich zu der Hochzeit gezwungen hat.“
„Er hat mich nicht direkt dazu gezwungen.“ Jace lachte bitter auf. „Er hat mich eher davon überzeugt. Die Schrotflinte hat er im Schrank gelassen. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, Helen wusste es.“ Er dachte an die Lügen, die Helen ihrem Vater über ihn
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