Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
dachte: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.
„Sie scheint ja ganz niedlich zu sein“, sagte er und strich dem Tier vorsichtig mit den Fingern über den Rücken. „Solange Kalinda sicher vor ihr ist.“
„Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Cece hat ein sanftes Temperament, und ich werde die ganze Zeit dabei sein.“
Er hatte zwar seine Zweifel, wie ausgerechnet sie eine Hilfe sein könnte, aber wenn Kalinda sich einen Hund wünschte, bei Gott, dann würde er ihr einen besorgen.
Er reichte Cece zurück, und sie vereinbarten, dass sie am nächsten Tag ins Krankenhaus gebracht werden sollte.
„Zu einer Proberunde“, sagte er. „Wenn es Kalinda hilft, werden wir die Besuche fortsetzen.“
„Natürlich.“
Er drehte sich um und wollte gehen.
Montana, die den Hund noch auf dem Arm hielt, begleitete ihn. An der Tür zögerten sie beide, wie um dem anderen den Vortritt zu lassen. Dann setzten sie sich gleichzeitig wieder in Bewegung.
Und stießen aneinander. So etwas geschah jeden Tag. Simon war an zufällige Berührungen aller Art gewöhnt. Er berührte seine Patienten und reichte während einer Operation Instrumente weiter. Hin und wieder genoss er sogar für ein paar Stunden die Gesellschaft einer Frau. Er hatte also keinerlei Grund zu der Annahme, dass er es auch nur bemerken würde, wenn ihr Arm seinen kurz streifte.
Das aber tat er. In dem Moment, als Montana ihn berührte, in der Sekunde, in der er die Wärme ihres Körpers spürte, erwachte etwas Großes, etwas Unkontrollierbares in ihm zum Leben. Er war dermaßen überrascht, dass er abrupt stehen blieb. Und da sie dasselbe tat, stießen sie gleich noch einmal zusammen, ein Grund für sie, ihn anzulächeln.
„Okay. Sie zuerst.“
Die Worte gingen ihr leicht über die Lippen und ihr Lächeln wirkte ungezwungen und freundlich. Ganz so, als würde sie das rasende Verlangen, das explosionsartig in ihm aufbrach, nicht fühlen.
So etwas hatte er noch nie erlebt. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte, und war sich keineswegs sicher, ob er noch fähig war, sich davon abzuhalten, sie einfach zu packen und zu küssen. Denn das war es, was er brauchte: Er wollte sie nicht nur besitzen, er wollte, dass auch sie ihn begehrte.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“
Simon zwang sich in die Gegenwart zurück, klammerte sich an die zerfetzten Überreste seiner Höflichkeit und nickte.
„Ja. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“
Zweifelnd sah sie ihn mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an. Er hatte den Verdacht, dass sie an ihre Bemerkung vom Vormittag dachte, als sie ihm vorgeworfen hatte, einen Stock im Arsch zu haben. Lieber das als die Wahrheit, sagte er sich. Das war besser für sie beide.
Er floh, so schnell er konnte. Als er wieder im Auto saß, stellte er angewidert fest, dass seine Hände zitterten und seine Gedanken an Sex eine vorhersehbare Manifestation produziert hatten. Gebe Gott, dass sie das nicht bemerkt hat, dachte er grimmig und warf den Motor an.
Auf dem Weg ins Krankenhaus versuchte er zu erfassen, was da geschehen war. Er hatte nie den Eindruck gehabt, übermäßig sexuell getrieben zu sein. Alle paar Monate, wenn das Bedürfnis ihn abzulenken drohte, suchte er sich eine Frau, die wollte, was er wollte – körperliche Entspannung und wenig mehr. Diese Ereignisse waren jedes Mal wirklich erfreulich, hatten aber mehr mit Biologie als mit irgendetwas anderem zu tun. Noch nie hatte er so etwas wie einen Zwang empfunden. Oder sich gar getrieben gefühlt.
Das ist reine Chemie, sagte er sich, als er auf die Hauptstraße einbog und nach Fool’s Gold zurückfuhr. Eine Marotte der DNA. Faszinierend, schlussendlich jedoch bedeutungslos. Na gut, dann hatte er Montana halt kurzfristig begehrt. Bei ihrer nächsten Begegnung würde alles wieder in bester Ordnung sein. Er hatte seine Arbeit. Nichts anderes war von Bedeutung. Seine Arbeit und seine Patienten, mehr brauchte er nicht.
3. KAPITEL
J o’s Bar gehörte zu Montanas Lieblingslokalen in der Stadt. Anders als in den meisten Bars war hier alles auf Frauen ausgerichtet – freundliche feminine Farben, die großen Fernseher waren auf Realityshows und Shoppingsender eingestellt. Die Drinks waren köstlich und in der Speisekarte stand neben jedem Gericht die genaue Kalorienangabe. Was die Männer anging – nun, für sie gab es ein Hinterzimmer mit einem Billardtisch und reichlich Sportsendungen. Aber bei Jo regierten die Frauen.
Gleich beim Eintreten entdeckte
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