Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
zurücktreten, sich abwenden, sich entschuldigen. Aber alles geschah viel zu schnell. Denise umarmte ihn und hielt ihn fest, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
„Schon heute Morgen ist er nach Hause gekommen“, erklärte sie und drückte ihn fest an sich. „Genau wie Sie gesagt haben. Es wird alles gut verheilen, und das haben wir nur Ihnen zu verdanken.“ Sie hielt ihn weiter an den Oberarmen fest, trat einen Schritt zurück und sah ihn an. „Am liebsten würde ich die nächsten Stunden damit zubringen, Ihnen zu danken, aber das wäre Ihnen vermutlich schnell unangenehm. Da ich aber möchte, dass Sie sich bei uns wohl fühlen, sage ich es jetzt noch ein Mal und versuche anschließend, es gut sein zu lassen. Danke.“
„Gern geschehen.“ Simon hoffte, dass es nicht so schrecklich klang, wie er sich fühlte.
Sie hakte sich bei ihm unter und führte ihn zu der wartenden Familie.
An Kent erinnerte er sich noch vom Tag zuvor. Nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, wurde er Ethan vorgestellt, dem ältesten der sechs Kinder, und dessen Frau Liz. Als Nächstes kamen die übrigen Drillinge Dakota und Nevada an die Reihe.
Dakota hielt ein kleines Kind auf dem Arm und neben ihr stand Finn, ihr Verlobter.
„Die Kinder sind hinten im Garten“, erklärte Denise. „Reese kennen Sie ja bereits. Dann sind da noch die drei von Ethan und Liz. Mein jüngster Sohn Ford ist in Übersee beim Militär.“
Während sie sprach, führte sie Simon durchs Haus. Die großen hellen Räume mit den behaglichen Möbeln wirkten einladend. Simon merkte, wie er sich fast schon gegen seinen Willen entspannte.
Wieder im Freien schlenderten alle zu den Tischen, die im Schatten unter den Bäumen standen. Simon hörte, wie die beiden anderen Schwestern ihre Mutter damit aufzogen, dass sie draußen aßen. Montana stellte sich neben ihn.
„Geht’s so?“, fragte sie ihn.
Er warf ihr einen Blick zu. „Alles in Ordnung.“
„Ich frage nur, weil ich weiß, dass das nicht deine Sache ist.“ Sie lächelte. „Familien. Gruppen.“
Simon überlegte, ob das so offensichtlich war. „Ich weiß die Einladung zu schätzen“, setzte er an.
Lachend schnitt sie ihm das Wort ab und schüttelte den Kopf. „Oh bitte. Das kannst du ihnen gern erzählen, aber wir beide kennen doch die Wahrheit. Dir wäre eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt lieber, als heute hier zu sein. Weshalb ich es wirklich zu schätzen weiß, dass du bereit warst zu kommen.“
Simon hatte sich nie für einen Mann gehalten, der eine Vorliebe für einen bestimmten Frauentyp hatte. In seinem Leben kamen und gingen die Frauen, doch nie hatte ihm eine mehr bedeutet als ein wenig Zeitvertreib. Als er jetzt in Montanas braune Augen blickte, fragte er sich jedoch, ob er jemals wieder in der Lage wäre, eine andere Frau anzuschauen, ohne an sie zu denken.
Sie setzten sich auf zwei nebeneinanderstehende Stühle. Nevada nahm ihnen gegenüber am Tisch Platz und beugte sich zu Simon vor.
„Ich habe nicht die Absicht, noch mal damit loszulegen, wie sehr wir schätzen, was Sie getan haben“, sagte sie. „Mom wird sich für uns alle bedanken. Ich kann mir vorstellen, dass diese Dankesbekundungen für Sie irgendwann langweilig werden.“
„Nicht langweilig“, verbesserte er. „Es ist mir unangenehm.“
Sie lächelte. „Kein Interesse an Lobhudelei?“
„Nein.“
Die Form ihres Mundes, das Aufblitzen der Zähne … es war fast identisch mit Montanas Lächeln. Seine Reaktion darauf konnte jedoch unterschiedlicher nicht sein. Er hatte nicht das geringste Interesse an Nevada. Sie war wirklich nett und wirklich hübsch, aber nichts im Vergleich zu ihrer Schwester. Ein Kunststück, wenn man bedachte, dass sie identische Drillinge waren.
„Montana hat mir erzählt, dass Sie für einen temporären Einsatz in der Stadt sind. Sie ziehen also von einem Ort zum anderen, operieren und reisen dann wieder ab?“
Er nickte. „In der Regel gehe ich nicht in größere Städte, es sei denn, es liegt ein besonderer Fall vor. Alle paar Jahre arbeite ich für einige Monate in einem anderen Land. Wenn ich hier fertig bin, werde ich nach Peru gehen.“
„Ärzte ohne Grenzen?“, fragte Montana.
„Ja, mit denen habe ich schon genauso zusammengearbeitet wie mit anderen Organisationen. In der Dritten Welt gibt es einen massiven Bedarf an Chirurgen.“
„Aber behandeln Sie nicht vor allem Brandverletzte?“, fragte Nevada weiter. „Ist damit nicht immer eine langfristige
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