Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
ihn“, erklärte Montana. „Sie hat zwar nicht den Charakter, um ein Therapiehund zu sein, aber sie hat das Herz dazu.“
„Enttäuscht, dass es nicht gereicht hat?“
Sie sah zu ihrem Neffen hinüber. „Ich glaube, dass ein Hund gut für ihn sein wird, also nein. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn wir Fluffy ins Team hätten aufnehmen können. Große Hunde sind in vielen Situationen genau das Richtige.“
„Wann zum Beispiel?“
„Wenn wir eine große Gruppe besuchen, zum Beispiel in einem Altenheim. Die größeren Hunde können leicht die Runde machen und sich von allen streicheln lassen. Auch für die Bewohner mit Gehhilfen und Rollstühlen sind sie besser geeignet. Keine kleinen Pfoten, die unter die Räder geraten. Anscheinend sind die größeren Hunde auch besser geeignet für das Leseprogramm. Man sollte meinen, dass große Hunde kleinen Kindern Angst einjagen, aber das tun sie nicht. Hinzu kommt, dass die Kinder sich an sie anlehnen oder ankuscheln können, was ihnen einiges von dem Stress nimmt. Damit will ich die Arbeit der kleinen Hunde nicht abwerten. Du hast gesehen, was Cece für Kalinda getan hat. Einen vierzig Kilo schweren Labrador sollte man wohl lieber nicht auf ein Bett lassen, in dem ein verletztes Kind liegt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich kann mich da richtig hineinsteigern.“
„Ich höre dir gern zu, wenn du von deiner Arbeit sprichst.“
„Es ist nichts im Vergleich mit dem, was du tust.“
Sein graugrüner Blick blieb ruhig. „Das sehe ich nicht so. Die Fähigkeit zu lesen ist für ein Kind genauso wichtig, wie unseren gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, ich meine körperlich gesehen.“
Das war ein Argument, aber trotzdem. „Du rettest Leben.“
„Wenn du jemandem, der einsam ist, einen Hund bringst, rettest du dann nicht auch ein Leben?“
„Für den Moment.“
„Geht es im Leben nicht immer nur um Momente?“
Sie hatte nicht damit gerechnet, eine solche Seite an ihm zu entdecken. „Ich dachte immer, alle Chirurgen hätten ein riesiges Ego.“
„Da habe ich auch meine Momente.“ Es zuckte um seinenMund. „Hinzu kommt, dass der Stock in meinem Arsch eine Menge Raum einnimmt.“
Sie erschrak. „Das hätte ich nicht sagen sollen. Es tut mir leid.“ „Entschuldige dich nicht. Ich kann manchmal zu sehr fokussiert sein. Das ist eine Fähigkeit, die ich für meine Arbeit brauche, aber nach einer Weile vergesse ich, sie wieder abzustellen.“ Er ließ ein Lächeln aufblitzen, und Montana merkte, wie sich ihr der Magen zusammenzog. Dieser Mann hat was, dachte sie. Sie hätte ihn gern nach seinen Narben gefragt. Wie es dazu gekommen war und warum er sie nicht ganz in Ordnung gebracht hatte. Vielleicht war das nicht möglich. Und da sie schon darüber nachdachte … Was war mit seinem Privatleben? Nach allem, was er erzählt hatte, zog er von Ort zu Ort, ohne wirkliche Wurzeln zu haben. Wurde man da nicht einsam?
Normalerweise fiel es ihr leicht, sich mit jemandem zu unterhalten, aber bei Simon hatte sie das Gefühl, sie sollte vorsichtiger auftreten. Was seltsam war, wenn man bedachte, dass der Mann ihr schon die Zunge in den Mund gesteckt hatte. Nach einer solchen Intimität dürfte er doch eigentlich gar nicht mehr so einschüchternd sein. Doch es ging weniger darum, dass er sie nervös machte, sondern dass sie ihn nicht verschrecken wollte.
„Ich nehme an, das bedeutet, dass du als Kind selbst keinen Hund hattest.“ Sie fragte sich, ob sie ihn so dazu bringen konnte, etwas aus seiner Vergangenheit preiszugeben.
„Nein.“ Das Lächeln schwand aus seinen Augen und er presste die Lippen zusammen. „Kein Hund. Nur meine Mutter und ich. Bis ich ins Krankenhaus kam.“
Wegen der Verbrennungen, dachte sie und wollte unbedingt erfahren, was geschehen war. Aber bevor sie sich überlegen konnte, wie sie ihn danach fragen sollte, wechselte er das Thema. „Ihr seid die Jüngsten, du und deine Schwestern?“
„Ja. Mom hatte sich ein Mädchen gewünscht, stattdessen bekam sie drei auf einmal. So etwas kann nicht leicht sein, ich meine, solche Mehrfachgeburten. Meine Freundin Pia ist schwanger mit Zwillingen. Jeden Moment ist es jetzt so weit. Ich kann mirgar nicht vorstellen, wie das sein muss, zumal es nicht mal ihre eigenen sind. Jedenfalls nicht biologisch.“
„Jemand hat die Eier gespendet?“
„Unsere gemeinsame Freundin Crystal hatte Embryos einfrieren lassen. Crystal ist gestorben und hat sie Pia vererbt, die erst einmal
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