Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
Vom Netzwerk:
aller Überraschung die Deutscharbeiten dabei. Deutsch fiel mir leicht, Aufsätze und Interpretationen schüttelte ich nur so aus dem Ärmel. Ich folgte eben ganz meinem Gefühl und lag damit meistens richtig.
    Frau Gabowski schrieb den Notenspiegel an die Tafel: eine Fünf, eine Eins, drei Zweien, der Rest lag im Mittelfeld. Kein Grund, nervös zu werden. Nur hatte ich die Rechnung nicht mit meiner Lehrerin gemacht, die lächelnd auf mich zukam und sagte: »Lena, es ist mir sehr schwergefallen, deine Arbeit zu bewerten.«
    Â»Ã„h, und wieso?«, fragte ich, während eine Stimme in meinem Hinterkopf quäkte, die dumme Nuss möge bitte schön mal ihre Klappe halten.
    Â»Nicht nur, dass dein Text vor Flüchtigkeitsfehlern nur so wimmelt, du hast auch noch komplett am Thema vorbeigeschrieben.«
    Â»Das ist dann ja irgendwie blöd«, murmelte ich und malte verzweifelt unsichtbare Muster auf den Tisch.
    Â»Ja, das ist in der Tat ziemlich blöd, nicht nur irgendwie, Lena.«
    Ich hörte jemanden hinter mir kichern.
    Frau Gabowskis Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Lena, es tut mir wirklich leid, aber ich konnte dir beim besten Willen keine bessere Note als eine Fünf geben.«
    Das hämische Gegacker in meinem Rücken wurde lauter. Luca. Das konnte nur Luca sein. Er lachte mich aus. Vor der ganzen Klasse! Das war schäbig, mies und gemein.
    Â»Luca, es ist gut«, wies Frau Gabowski ihn augenblicklich zurecht und reichte mir meine Arbeit. Mein Magen krampfte sich zusammen, so gedemütigt fühlte ich mich.
    Â»Lena, dieses Jahr kommst du noch durch, aber im nächsten Schuljahr sehe ich deine Versetzung ernsthaft gefährdet. Das würde ich sehr bedauern. Ich weiß, dass du ein intelligentes Mädchen bist.« Ihr künstliches Lächeln erlosch. »Also streng dich bitte ein bisschen an.«
    Niemand lachte mehr und mir blieb jede Erwiderung im Halse stecken. Ich wollte nicht sitzenbleiben. Die Trennung von Jade, aber auch von Mira, Charlotte und Ewa … Ich würde sie alle vermissen, ganz abgesehen von der Schmach, eine Ehrenrunde drehen zu müssen. Ich war nicht wirklich scharf darauf.
    Während Frau Gabowski die restlichen Arbeiten austeilte, schaltete mein Hirn auf Stand-by um und ich sah mit leerem Blick aus dem Fenster. Wie durch einen Nebel bekam ich mit, dass Luca wie immer eine Eins absahnte und Jade eine Zwei minus – oder war es eine Drei plus? Egal. Hauptsache, die Stunde ging irgendwie rum. Ich konzentrierte mich darauf, die Sekunden zu zählen, doch der Zeiger der Uhr kroch so langsam voran, als hätte jemand daran herumgedreht. Als es endlich klingelte, kam es mir vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen.
    Â»Jade, gehst du bitte schon vor?«, sagte ich und meine Stimme klang rau.
    Â»Wieso? Wir können doch zusammen …«
    Â»Können wir eben nicht«, fuhr ich ihr über den Mund. »Ich hab noch was klarzustellen.«
    Â»Wie, was denn klarzustellen?«, stotterte sie.
    Â»Denk mal scharf nach.«
    Jade nickte langsam, quetschte sich auf der anderen Seite aus der Bank und huschte aus dem Klassenzimmer. Immerhin, der Groschen war bei ihr gefallen. Ich packte meine Hefte und Bücher absichtlich langsam ein und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie meine Klassenkameraden nach und nach den Raum verließen. Luca hatte ebenfalls getrödelt, und als er an meiner Reihe vorbeigehen wollte, schnappte ich mir meine Tasche und versperrte ihm den Weg.
    Â»Das war wirklich charmant von dir, Schnucki«, sagte ich und lächelte übertrieben.
    Â»Gern geschehen, Sweetie.« Seine noble Lederjacke lässig über die Schulter geworfen, stolzierte er vor mir her. Ich ihm nach. Dabei tat ich so, als wäre alles in bester Ordnung. Das war es ja auch, abgesehen davon, dass es in mir kochte. Ich starrte auf seine eng anliegende Jeans, die brandneu aussah. Bestimmt hatte er sie sich von seinem Verdienst bei Onkel Paul gekauft.
    Als wir die Schule verließen, war ich immer noch dicht hinter ihm, gab aber nach wie vor keinen Mucks von mir. Er blickte sich irritiert um. »Sag mal, ist was?«
    Â»Nee, was soll sein?«
    Â»Schlecht gefrühstückt?«
    Â»Ganz im Gegenteil, ich hab ausgezeichnet gefrühstückt. Aber danke der Nachfrage.«
    Â»He, Dachgeschoss! Du könntest ruhig ein paar mehr Zentimeter Abstand einhalten.«
    Â»Warum sollte ich? Geh du doch

Weitere Kostenlose Bücher