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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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bisschen übertrieben, als sie mir von den Gerüchten erzählt hatte.
    Luca hob seine Hände und ließ sie in der Luft schweben. »Echt nett von euch«, sagte er, als es wieder ruhiger wurde. »Aber das ist ein Missverständnis. Lena und ich sind nicht zusammen.«
    Â»Was nicht ist, kann ja noch werden«, gackerte Mira.
    Â»Eben!«, schlug sich Kati auf ihre Seite »Wir haben gedacht, wo doch jetzt bald Ferien sind … Ihr könnt dann mal so richtig kuschelig zusammen zelten.«
    Â»Und eure Unschuld verlieren«, grölte David. »Sofern ihr sie nicht schon längst verloren habt.«
    Ich sah Luca an, doch der starrte angestrengt auf seine Ledersneakers, als stünde dort eine kniffelige Matheaufgabe.
    Â»Los, ihr Spinner! Küsst euch wenigstens mal!« Simon nahm einen Schluck aus der Wodkaflasche. »Wenn ihr euch schon nicht bedanken wollt.«
    Es reichte. Verarschen ließ ich mich nun wirklich nicht. In zwei Sätzen war ich bei der Anlage, drehte den Ton ab und schrie: »Ihr könnt das Zelt gleich wieder einpacken und mitnehmen! Luca und ich, wir küssen uns nicht! Und wir werden uns auch nicht küssen, weil …« Ich brach ab. Wusste nicht weiter. Hatte immer noch Watte im Kopf, nichts als Watte.
    Â»Weil was?«, rief Anton, der den Arm um Jade gelegt hatte.
    Â»Ja, warum eigentlich nicht?«, schaltete sie sich jetzt neugierig ein.
    Und während Luca stocksteif dastand, presste ich hervor: »Weil ich niemals mit so einer halben Portion, der ich auf den Kopf spucken kann, mit so einem Minifurz von Lackaffen zusammen sein könnte, darum!«
    Im selben Moment war es still. Im nächsten wurde mir bewusst, was ich soeben von mir gegeben hatte. Im übernächsten ergriff ich die Flucht. Erst als ich schon auf dem Hof war, merkte ich, dass es immer noch in Strömen goss. Innerhalb weniger Sekunden war ich klitschnass.
    Â»Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, schrie ich in die Dunkelheit und lief zu Onkel Pauls Blumenladen rüber, wo ich mich im Schutz der Eingangstür unterstellte. Was war eigentlich in mich gefahren? Halbe Portion, Minifurz, Lackaffe … Ich schämte mich, weil ich Lucas Körpergröße ins Spiel gebracht hatte. Das war gemein gewesen. Hätte ich nur auf seine Blecheimerlache angespielt oder auf seine gegelten Haare. Das wäre neutral gewesen, damit hätte ich ihm nicht wehgetan.
    Ich fühlte mich mies. Sollte ich abhauen? Bleiben? Ich sah zum Schuppen zurück, hoffte inständig, dass die Tür aufgehen und Luca durch den Regen zu mir gelaufen käme. ›Tut mir leid‹, würde ich ihm sagen. ›Das ist mir nur so rausgerutscht. Glaub mir bitte, ich hab’s nicht ernst gemeint. Nicht mal ein Trottel würde so etwas ernst meinen! Natürlich bist du keine halbe Portion und ein Minifurz schon gar nicht. Du bist einfach nur Luca und den habe ich zufälligerweise ziemlich gern.‹
    Aber es flog keine Tür auf und auch kein durchnässter Luca kam zu mir rübergeflitzt. Nur der Regen prasselte aufs Vordach und machte die Nacht rabenschwarz, nass und trostlos. ›Hoffentlich geht es Jade wenigstens gut‹, war mein letzter Gedanke, während ich tieftraurig von meiner eigenen Party schlich. Das Wasser lief mir in den Kragen meines T-Shirts, aber ich merkte es kaum. Ich war fünfzehn geworden – na und? Das spielte kaum eine Rolle, wenn man sich gerade den übelsten Patzer seines Lebens geleistet hatte. Schlimmstenfalls würde er sich nie wieder ausbügeln lassen.

7.
    Am nächsten Morgen wachte ich davon auf, dass energisch gegen meine Tür gehämmert wurde. Im nächsten Augenblick stand Mama im Zimmer, und während ich mich noch darüber wunderte, warum sie neuerdings bei mir klopfte, stellte ich fest, dass es auch in meinem Kopf dröhnte, als würde jemand mit dem Hammer draufschlagen. Dabei hatte ich keinen Tropfen Alkohol getrunken. Ich hatte nur die unsäglichste Party meines Lebens gefeiert und dazu war es noch meine eigene gewesen.
    Â»Lena, alles klar?« Mama trat an mein Bett und sah mich besorgt an.
    Â»Wieso, ist was?«, brummte ich, während der gestrige Abend im Zeitraffer vor meinem inneren Auge ablief. Gerade als der Film auf den unschönen Höhepunkt zusteuerte – ausgerechnet den wollte sich mein Ich ausgiebig in Zeitlupe reinziehen –, tauchte ein zweites Gesicht in der

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