Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
Vom Netzwerk:
Tür auf: Onkel Paul. Er war unrasiert und das Hemd hing ihm aus der Hose.
    Â»Ich hab deiner Mutter gesagt, wir sollten dich besser ausschlafen lassen, aber sie war nicht zu bremsen«, entschuldigte er sich.
    Mit einem Schlag war ich hellwach und richtete mich auf. Sterne tanzten vor meinen Augen.
    Â»Meibrit meinte, du wärst gestern ziemlich früh nach Hause gekommen«, fuhr er fort.
    Â»Ja, bin ich, wieso?« Irgendetwas stimmte hier nicht. Noch nie hatte Onkel Paul bei mir morgens im Zimmer gestanden und er hatte auch noch nie so ausgesehen, als würde er seine Nichte am liebsten wilden Tieren zum Fraß vorwerfen.
    Â»Lena, die Party ist gestern noch ziemlich aus dem Ruder gelaufen«, sagte Mama. »Ich weiß nicht, wie lange Luca da war, aber …« Ihr Blick glitt zu ihrem Schwager, der jetzt an ihrer Stelle weitersprach: »Der Schuppen ist total verdreckt, der Hof vollgekotzt, überall liegen leere Flaschen herum und die Polizei war wegen Ruhestörung da. Außerdem, und das finde ich wirklich nicht witzig, haben ein paar von euch Joints geraucht.«
    Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen und dachte nur ein Wort: ›Scheiße‹.
    Â»Ziemliche Scheiße, was?«, sagte Onkel Paul, als könne er meine Gedanken lesen.
    Mama war wohl der gleichen Meinung, zumindest ließ ihr Gesichtsausdruck darauf schließen: verkniffener Mund, gekrauste Stirn. »Lena, am besten stehst du jetzt auf, rufst Luca an, ihr beseitigt das Malheur und wir verlieren nie wieder ein Wort darüber. Paul will den Laden gegen Mittag aufmachen. Bis dahin muss alles wieder blitzblank sein.«
    Mein Onkel, der sonst immer Lachfältchen in den Augenwinkeln hatte, nickte mir mit versteinerter Miene zu. »Ich leg euch den Gartenschlauch hin. Damit könnt ihr den Hof abspritzen.«
    Â»Okay«, sagte ich kleinlaut und dachte, dass ich heute alles Mögliche würde tun können: den Mount Everest besteigen, einen Nobelpreis gewinnen, das große Latinum ablegen. Aber ich würde ganz bestimmt nicht Luca anrufen. Nicht nach dieser Nacht.
    Es blieb mir also nichts anderes übrig, als selbst den Feudel zu schwingen. Dann fiel mir Jade ein. Weil die es dank ihrer Liebeshormone sicher bis zum bitteren Ende auf der Party ausgehalten hatte, würde sie mir auch helfen können. Nein, müssen !
    In aller Eile verschlang ich ein kaltes Ei, das Mama wohl schon vor Stunden gekocht hatte, und wählte gleichzeitig Jades Handynummer. Niemand ging dran. Auf dem Festnetz meldete sich ihre Mutter. »Jade geht es nicht gut. Sie spuckt schon den ganzen Morgen. Himmel, Lena, was habt ihr nur getrunken?«
    Â»Ich: nichts. Und was Jade angeht, woher soll ich das wissen? Bin ja nicht ihr Kindermädchen.« Ich legte in dem ziemlich unschönen Gefühl auf, es mir nicht nur mit Luca, sondern auch noch mit Jades Mutter verscherzt zu haben. Gleichzeitig war ich total sauer auf meine Freundin. Falls sie schuld an dem Malheur war, würde sie es mit mir zu tun kriegen. Da konnte es ihr noch so dreckig gehen.
    Ãœbel gelaunt radelte ich zu Onkel Pauls Laden, und bereits als ich mein Fahrrad anschloss, stieg mir der säuerliche Kotzgeruch in die Nase. Nie wieder fünfzehn werden. Nie wieder Party feiern mit Luca, Jade und irgendwelchen schrägen Typen, die ich kaum kannte.
    Ich wollte es schnell hinter mich bringen, also stellte ich den Gartenschlauch an und spritzte mit zugehaltener Nase den Hof ab. Danach machte ich mich daran, das Chaos im Schuppen zu beseitigen. Ich räumte die leeren Flaschen weg, sammelte den Müll in Plastiksäcke, die Onkel Paul mir netterweise hingelegt hatte, und fegte am Ende den Dreck zusammen. Irgendwie tat ich alles mechanisch, ohne an etwas zu denken, was mich womöglich noch trauriger stimmen würde. Hauptsache, ich würde bald fertig sein und endlich abhauen können. Als letzte Amtshandlung faltete ich das Pärchenzelt zusammen, das irgendein Depp provisorisch aufgebaut hatte, und als ich fast schon damit fertig war, öffnete sich plötzlich knarrend die Tür. Mir war sofort klar, wer da hereinkam und dass das, was jetzt folgte, ziemlich unangenehm werden würde.
    Â»Hi.« Luca klang unterkühlt.
    Ich drehte mich nur kurz nach ihm um. Er hatte nasse Haare und eine unergründliche Miene.
    Â»Hi. War’s noch nett gestern?« Als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, schippte ich hektisch den

Weitere Kostenlose Bücher