Kuessen kann schon mal passieren
was von steif und hölzern«, beschimpfte mich Jade. »Jede Ordensschwester ist gegen dich das reinste Showgirl!«
»Wir haben uns geküsst. Das ist voll peinlich.«
»Du Arme! Was für ein schreckliches Ereignis aber auch.« Sie zwickte mich. »Genieà doch mal ein bisschen das Leben.«
»Jemand anderem die Zunge in den Hals zu stecken â das nennst du das Leben genieÃen?«
»Ja! Und knutschen und fummeln und rummachen, bis der Arzt kommt.«
Ich hörte, wie sich hinter uns jemand räusperte. »Was, bitte schön, habt ihr denn für Themen?«
Die Stimme klang so warm und vertraut, dass ich, ohne nachzudenken, von meinem Stuhl hochfuhr und dem Menschen, dem die Stimme gehörte, um den Hals fiel. Luca, endlich! Er roch nach Sonnencreme, Gebäck und ganz viel Abenteuer, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, weil er geradewegs aus Italien kam und das in meiner Vorstellung so aufregend klang.
»Wie gehtâs, Lena?«
»Gut. Sehr gut«, presste ich hervor und machte für Jade Platz, die schon in Warteposition stand, um ihn zu begrüÃen.
Es gab ein groÃes Hallo, später kam Filippo dazu und quatschte eine Weile Italienisch mit seinem Kumpel. Jade und ich verstanden kein Wort, aber das machte nichts. Nun, da Luca zu uns gestoÃen war, fühlte ich mich wie ausgewechselt. Selbstsicher, beschützt, glücklich. Jade löffelte ihr 1 1 789-Kalorien-Eis, ich naschte bei ihr, nachdem ich meine Vanilleportion vertilgt hatte, Luca knipste ein Dauergrinsen an und ich konnte einen Moment lang sogar ausblenden, dass ich alle anwesenden Jungs am Tisch schon einmal geküsst hatte.
Neugierig quetschte Filippo die beiden Urlauber aus. Wetter schön, Meer türkisblau, Sandstrand super, nette Leute, Essen göttlich â Jade und Luca erzählten wirr durcheinander, doch irgendwie klang es, als wären sie zur selben Zeit am selben Ort gewesen und hätten auch haargenau das Gleiche erlebt. Es war zum Neidischwerden, aber ich gönnte es ihnen, vor allem weil meine persönliche Saure-Gurken-Zeit nun endlich vorbei war.
»Und Sex?«, blödelte Filippo. »Der Sex war auch super?«
»Super?«, meinte Jade lässig. »Gigantisch. Unter zehn Mal am Tag lief gar nichts.«
»Du Glückliche!« Lachend knuffte Filippo dann seinen Kumpel. »Und bei dir?«
»Nichts, was irgendwie erwähnenswert wäre«, brummte Luca.
»Du willst mir ja wohl nicht weismachen, dass du die ganzen zwei Wochen hochanständig geblieben bist.«
»Und du?«, überging Luca die indiskrete Bemerkung. »Was hast du hier so getrieben?«
Filippo schaute augenzwinkernd zu mir rüber, woraufhin ich reflexartig den Blick senkte. In meinen Ohren begann es zu rauschen, wahrscheinlich lief ich auch noch knallrot an.
»Nein, sag bloàâ¦Â«, drang Lucas Stimme irgendwie verfremdet an mein Ohr. Dumpf und sehr, sehr weit entfernt. »Ihr habt was miteinander?« Er lachte unsicher auf.
»Frag sie«, meinte Filippo. »Meine Lippen sind versiegelt.«
»Könnt ihr mal aufhören so zu tun, als wäre ich nicht anwesend?«, brach es aus mir hervor. »Ihr seid doch echt bescheuert!«
Ich fühlte Lucas fragenden Blick auf mir ruhen, sah allerdings gar nicht ein irgendetwas aufzuklären. Filippo schien zu kapieren, dass er unser Urlaubsgeplänkel in ungute Bahnen gelenkt hatte, und verkrümelte sich kurz darauf ins Café.
Wir drei saÃen noch eine Weile in der Sonne, unterhielten uns jedoch nur noch über Unverfängliches wie Jades Tauchkurs und Lucas missglückte Surfversuche. Liebe, Sex und anderer Schnickschnack unterhalb der Gürtellinie blieben tabu.
Erst später, als Luca und ich in die RankestraÃe einbogen, wo ein paar Jungs FuÃball spielten, meinte er mit kratziger Stimme: »Du musst jetzt nichts erklären, es ist auch nur, weil ich so furchtbar neugierig bin, aber â¦Â« Er geriet ins Stocken. »Läuft da was zwischen dir und Filippo?«
»Ja und nein«, gab ich ehrlich zu.
Luca lachte auf. »Na, das ist ja mal eine Antwort!«
Ich duckte mich vor einem heranfliegenden Ball. Luca fing ihn ab und kickte ihn zu den Jungs zurück.
»Es war nicht groà was«, murmelte ich. »Bloà ein Kuss. Und der hatte eigentlich nichts weiter zu bedeuten.«
Luca sortierte seine Locken, als gäbe es da
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