Kuessen kann schon mal passieren
dem Tampon-Einkauf, dem spontanen Ausflug an den Deich, der dann mit ebendiesem Kuss geendet hatte. Jades Mund stand dabei die ganze Zeit vor Staunen offen.
»Und? Wie küsst er?«, hakte sie neugierig nach, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. »Lahm oder hitzig? Trab oder Galopp?«
»Keine Ahnung. Normal, glaub ich.«
»Glaubst du? Das musst du doch wissen! Du warst schlieÃlich auch anwesend.«
»Es war ganz okay, hat mich aber nicht umgehauen«, antwortete ich ehrlich.
Jade überlegte eine Weile, dann sagte sie mit Blick auf ihre grünen Schuhe: »Offen gestanden hatâs mich beim ersten Mal auch nie so richtig umgehauen. Macht aber nichts. Man kann Jungs auch das Küssen beibringen.« Sie zwickte mich überm Knie, wo ich besonders kitzelig war. »Aber sich drücken und nicht mal ins Tre Stelle gehen ⦠He, das ist ziemlich kindisch, Lena.«
»Na und?«, wehrte ich ab.
»Aber vielleicht geht dir gerade die groÃe Liebe flöten!« Jade pochte auf ihre Armbanduhr. »Genau in dieser Sekunde.«
»Du meinst, weil er schon die Nächste angräbt?«
Ihre Schultern hoben und senkten sich. »Es ist Sommer. Filippo sieht klasse aus. Das finden garantiert viele Mädchen.«
Ich schnippte ein paar Krümel vom Tisch. »Wenn er so drauf wäre, würde ich ihn sowieso nicht wollen.«
»Aber du weiÃt doch gar nicht, wie er in Wirklichkeit tickt. Weil du dich versteckst und ihm nicht mal den Hauch einer Chance gibst.«
Jade hatte wieder mal Recht. Wie immer. Sie reckte ihren Kopf, um ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen, die durch die üppige Kastanie flirrten.
»Und jetzt? Was hast du vor?«
»Keine Ahnung. Vielleicht doch ins Tre Stelle gehen? Also nicht sofort. Irgendwann mal.«
»Na, endlich! Sie hatâs kapiert«, seufzte Jade.
»Würdest du denn eventuell mitkommen?«
»Was für eine doofe Frage! Klar doch.« Sie boxte mich. »Du bist doch meine Lieblingsnonne.«
Es tat gut, dies zu hören. Auch wenn wir nur zwei Wochen getrennt gewesen waren, es war doch allerhand passiert. Und ohne Jade, das hatte ich mal wieder festgestellt, fühlte ich mich wie ein Fisch ohne Wasser. Kurz vom Eingehen.
***
Jade hatte mir aus Teneriffa ein trägerloses Flatterkeid in ihrer Lieblingsfarbe Grün mitgebracht, ein Schnäppchen vom Markt. Es gefiel mir, aber eine ungeschickte Bewegung und mein BH blitzte hervor.
»Lass ihn doch blitzen«, meinte sie. »Der will auch mal Luft schnappen.«
Es war einen Tag nach ihrer Rückkehr und wir machten Anprobe bei ihr zu Hause vorm Spiegel.
»So kann ich aber nicht ins Tre Stelle gehen.«
»So musst du sogar ins Tre Stelle gehen. Du siehst total verschärft aus! Filippo wird das auch finden.«
»Und denken, dass ich ihn gleich vernaschen will. Nö, vielen Dank auch.«
Jade lachte nur und freute sich wie ein kleines Kind, dass ich mich am Ende doch breitschlagen lieÃ. Vorsichtshalber zog ich allerdings meinen Bikini unter das Kleid. Damit wenigstens nicht meine Wäsche hervorblitzen konnte.
Filippo servierte Eisbecher und Cappuccino bei einer Damenrunde, als wir beim Eiscafé ankamen. Mein Herz wummerte in einem nervösen Beat und meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Wackelpudding. Ich strengte mich an zu lächeln, was Jades Blick zufolge jedoch total in die Hosen ging. Im nächsten Moment war Filippo schon bei uns und gab mir wie selbstverständlich einen Schmatzer auf den Mund.
»Wow!«, rief er aus. Sein Blick glitt an mir rauf und runter. »Du siehst toll aus!«
Ich blieb stumm wie eine an Land gespülte Krabbe, dann wandte sich Filippo Jade zu. »Na? Wieder da?«
»Wonach siehtâs denn aus?«, gab Jade frech zurück und belegte einen Platz in der Sonne.
»Immer noch ganz die Alte!« Filippo grinste und fragte, ob wir den neuen Coppa alla nocciola probieren wollten, umsonst natürlich, der sei zum Niederknien lecker und hätte nur gefühlte 1 1 789 Kalorien.
Während Jade losgackerte und den 1 1 789-Kalorien-Becher orderte, bestellte ich bloà eine Kugel Vanilleeis und ein Glas Leitungswasser. Und nicht mal das kriegte ich, ohne zu stottern, hin.
»Schön dich wiederzusehen.« Filippo strich zart über meine Wange, es war mehr ein Kitzeln, dann flitzte er auch schon wieder los, weil sein Daddy ihn gerufen hatte.
»Du bist so
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