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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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und die Gardine wurde – ratsch – zugezogen.
    Ende der Vorstellung. Tausend Gedanken rasten gleichzeitig durch meinen Kopf und doch wusste ich instinktiv, was Sache war. Jade und Luca. Sie taten nur wenige Meter von mir entfernt etwas, das geheim war. So streng geheim, dass niemand und schon gar nicht ich es mitkriegen durfte. Was sollte das? Warum die beiden? Und wer hatte sich an wen rangemacht?
    Die nächsten Stunden verbrachte ich wie unter einer Glocke. Ich fühlte mich innerlich wie tot, konnte nichts hören, nichts sehen, nichts fühlen.
    Gegen halb zehn – ich lag schon im Bett und sah mich einer schlaflosen Nacht entgegendämmern – kam Mama mit dem Telefon rein.
    Â»Hab ich dich geweckt?«, flüsterte sie. »Jade.«
    Â»Gib her.« Pferde gingen in meinem Magen an den Start und galoppierten los.
    Mama reichte mir das Telefon, dann huschte sie wieder hinaus und schloss die Tür.
    Â»Jade, hi. Was gibt’s?« Ich versuchte meiner Stimme einen normalen Anstrich zu geben, war mir jedoch nicht sicher, ob ich nicht ganz im Gegenteil total künstlich klang.
    Â»Süße, ich muss unbedingt mit dir reden!«, schrie sie mir ins Ohr.
    Â»Das tust du ja jetzt«, sagte ich und hielt den Hörer ein Stückchen vom Ohr weg. »Was gibt’s?«
    Â»Du wirst es nicht glauben! Der Hammer … also echt der Hammer ist passiert.«
    Ich beschloss, dass Angriff die beste Verteidigung war, und sagte: »Wenn du mir beichten willst, dass du jetzt mit Luca zusammen bist, das weiß ich schon.«
    Einen Moment lang war es still in der Leitung. »Wieso, woher das denn?«
    Â»Wieso, woher denn?«, äffte ich sie nach. »Hat Luca jemals die Gardinen zugezogen? Am helllichten Tag? Nein, hat er nicht. Und zufälligerweise bin ich nicht gerade auf den Kopf gefallen.«
    Â»Aber woher weißt du, dass ich bei Luca war?«
    Â»Frau Pisani.«
    Â»Petze«, brummte Jade. »Ich hätte es dir so gern selbst gesagt.«
    Â»Macht das einen Unterschied?«
    Wieder trat eine Pause ein. Ich hörte Jade bloß atmen. Dann erkundigte sie sich mit piepsiger Stimme, ob ich etwa sauer sei.
    Â»Quatsch. Natürlich nicht.« Ich sagte es, weil ich kein Egoschwein sein wollte. Einerseits. Andererseits war ich tatsächlich nicht sauer. Das Wort traf es einfach nicht. Ich war … herrje, ich wusste nicht, was ich war! Ich fühlte nur, dass ich das, was gerade zwischen Jade und Luca abging, überhaupt nicht komisch fand. Weil von jetzt an alles anders sein würde.
    Â»Aber du findest es trotzdem daneben.«
    Ich überging ihre Bemerkung und fragte stattdessen: »Ist es nur so, ich meine just for fun? Oder bist du in ihn verliebt?«
    Â»Verliebt, hm, doch, schon.« Eine kleine Pause trat ein. »Vielleicht … also ich will ja nichts sagen, aber vielleicht ist es sogar noch ein bisschen mehr. Vielleicht …«
    Â»Vielleicht, vielleicht, vielleicht!«, quäkte ich. »Jetzt sag bitte nicht, es ist die große Liebe!«
    Jades Stimme klang plötzlich glasklar, als sie meinte: »Doch, Lena. Das könnte schon sein.«
    Große Scheiße. Irgendwie begriff ich überhaupt nichts mehr. Ich hatte bloß noch Watte im Hirn, die sich langsam zu einem dicken Klumpen verdichtete. Was ging hier eigentlich vor sich? Jade stand auf Jungs, die groß und stark waren und halb tote Igel von der Straße sammelten. Luca war nichts davon. Er war nur zufällig mein bester Freund, so sagten doch alle, auch wenn ich es erst reichlich spät begriffen hatte.
    Â»Und die Liebe ist heute ganz plötzlich bei euch ausgebrochen?« Ich wollte weder zickig noch zynisch klingen, es rutschte mir einfach so raus.
    Â»Ja! Keine Ahnung!« Ich hörte, wie sie nach Luft schnappte. »Wir haben uns zufällig beim Bäcker getroffen und dann fand ich ihn auf einmal nur noch umwerfend sexy.«
    Waren jetzt alle um mich herum komplett am Durchdrehen? Erst Mama mit ihrem grauhaarigen Lover und nun auch noch meine beste Freundin. Ich erinnerte sie daran, dass sie Luca anfangs genauso für einen etwas zu klein geratenen Lackaffen gehalten hatte, aber sie hörte gar nicht hin und faselte etwas von seinen schönen Augen und seinem Klamottenausziehblick und dass sie fast wie ein verglühender Stern zerbröselt und auf die Erde hinabgerieselt wäre.
    Â»Klamottenausziehblick? Verglühender

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