Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
ausrauben. Sie ist eine alte Schreckschraube.« Er trank einen Schluck. »Du bist amüsanter.«
Angeles stach aus der Gästemenge hervor wie eine Gewitterwolke an einem ansonsten sonnigen Tag. Sie hatte sich die Haare zu einem strengen, schwarzen Knoten hochgesteckt und
sah finster drein. Es passte ihr offensichtlich nicht, zwischen Lisas Angehörigen festzusitzen. Delaney ließ den Blick weiter über den Tisch schweifen, an Braut und Bräutigam vorbei zu Nicks Mutter. Benitas dunkle Augen schauten zu ihr zurück, und Delaney erkannte den Blick wieder, der sie schon als Kind zermürbt hatte und besagte: »Ich weiß, dass du nichts Gutes im Schilde führst.«
Delaney wandte sich zurück zu Nick und flüsterte: »Du musst damit aufhören. Deine Mutter beobachtet uns. Ich glaub, sie weiß Bescheid.«
Er sah sie an und dann zu seiner Mutter. »Was weiß sie?«
»Sie sieht mich mit dem bösen Blick an. Sie weiß, wo du deine Hand hast.« Delaney sah über ihre Schulter zu Narcisa, doch die hatte sich abgewandt und sprach mit jemand anderem. Außer Benita schien niemand auf sie zu achten.
»Entspann dich.« Seine flache Hand glitt noch einen Zentimeter höher, und seine Fingerspitzen wanderten am Beinausschnitt ihres Slips entlang.
Entspann dich . Am liebsten hätte Delaney die Augen geschlossen und lustvoll gestöhnt.
»Sie weiß überhaupt nichts.« Nach kurzem Schweigen sagte er: »Außer vielleicht, dass deine Nippel hart sind, obwohl es hier drin nicht kalt ist.«
Delaney sah auf ihre Brüste und die zwei auffälligen Punkte im roten Samtstoff herab. »Arsch.« Sie stieß seine Hand weg und schob ihren Stuhl zurück. Dann schnappte sie sich ihre rote Samthandtasche, floh aus dem Saal und irrte durch zwei schmale Flure, bis sie endlich die Damentoilette fand. Drinnen atmete sie tief durch und betrachtete sich im Spiegel. In dem grellen Neonlicht sahen ihre Wangen knallrot aus und ihre Augen unnatürlich glänzend.
Mit ihr stimmte eindeutig etwas nicht. Irgendwas machte sie
hirntot, wenn es um Nick ging. Etwas, das es ihm erlaubte, sie in einem Raum voller Menschen zu befummeln.
Delaney pfefferte ihre Handtasche auf die Waschtischplatte und ließ kaltes Wasser auf ein Papiertuch laufen. Sie presste es an ihr erhitztes Gesicht und atmete noch einmal tief durch. Vielleicht war sie so lange enthaltsam gewesen, dass sie an sexuellen Entzugserscheinungen litt. Ausgehungert nach Aufmerksamkeit und Zuneigung war wie eine ausgesetzte Katze.
Hinter ihr rauschte eine Toilettenspülung, und eine Hotelangestellte trat aus einer Kabine. Während die Frau sich die Hände wusch, öffnete Delaney ihre Handtasche und zog einen Rebel-Red-Lippenstift heraus.
»Wenn Sie zur Hochzeitsgesellschaft gehören, die schneiden gerade die Torte an.«
Delaney warf der Frau im Spiegel einen Blick zu und frischte das Rot auf ihrer Unterlippe auf. »Danke. Dann geh ich wohl besser zurück.« Sie sah der Hotelangestellten nach und ließ den Lippenstift wieder in ihre Handtasche fallen. Mit nassen Fingern strich sie sich die Haare vorne glatt und plusterte sie hinten auf. Wenn Lisa und Louie die Hochzeitstorte anschnitten, war das Essen wohl offiziell vorbei und sie müsste nicht mehr neben Nick sitzen.
Sie schnappte sich ihre Tasche und öffnete schwungvoll die Tür. An der gegenüberliegenden Wand in dem schmalen Flur lehnte Nick, die Hände in den Hosentaschen, die Smokingjacke offen. Als er sie sah, stieß er sich von der Wand ab.
»Halt dich von mir fern, Nick.« Sie streckte die Hand aus, um ihn abzuwehren.
Er packte sie am Arm und riss sie an seine Brust. »Ich kann nicht«, sagte er ruhig. Er presste sie an sich, und sein Mund prallte mit einem feurigen Kuss auf ihren, der sie benommen machte. Er schmeckte nach warmem Wein. Seine Zunge spielte
leidenschaftlich mit ihrer, und als er sich zurückzog, atmete er unregelmäßig, als wäre er eine Meile gerannt.
Delaney legte die Hand auf ihr rasendes Herz und leckte sich seinen Geschmack von den Lippen. »Wir können das hier nicht tun.«
»Du hast recht.« Er packte sie am Arm und zerrte sie über den Flur, bis er eine unverschlossene Abstellkammer fand. Drinnen drängte er sie rückwärts an die geschlossene Tür, und Delaney nahm noch weiße Handtücher und Putzeimer wahr, bevor er über sie herfiel. Sie küsste. Sie überall anfasste, wo seine Hände hinkamen. Ihre flachen Hände glitten über sein Hemd zu seinem warmen Hals, und sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Sie
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