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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Sekunde –, wie dein Vater unter deinen Taten zu leiden haben würde, als du diesem Allegrezza-Jungen erlaubt hast, dich anzufassen?«
    »Nein«, antwortete Delaney wahrheitsgemäß. Mit Nicks Kopf zwischen den Schenkeln hatte sie keinen einzigen Gedanken an ihre Eltern verschwendet. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich selbst zu erniedrigen.
    »Du weißt doch, wie gern in dieser Stadt geklatscht wird. Bis morgen früh um zehn wissen alle über dein beschämendes Verhalten Bescheid. Wie konntest du das nur tun?«
    »Du hast deine Mutter zutiefst verletzt«, schlug Henry in die gleiche Kerbe. Sie waren wie Tag-Team-Wrestlers, sofort bereit, füreinander einzuspringen, wenn einem die Puste ausging. »Wenn sich dein skandalöses Verhalten herumspricht, weiß ich nicht, wie sie noch erhobenen Hauptes durch diese Stadt laufen kann.« Er deutete anklagend mit dem Finger auf sie. »Das hätten wir nie von dir erwartet. Du warst immer so
ein braves Mädchen. Wir hätten nie erwartet, dass du etwas so Vulgäres tun würdest. Ich hätte nie geglaubt, dass du Schande über diese Familie bringen würdest. Anscheinend bist du nicht der Mensch, für den wir dich gehalten haben. Anscheinend kennen wir dich gar nicht.«
    Delaneys Hände ballten sich zu Fäusten. Sie war nicht so dumm, darauf zu antworten. Wenn sie sich verteidigte, würde sie alles nur noch schlimmer machen. Wenn sie sich wehrte, würde Henry das als Widerspruch auffassen, und Henry hasste es, wenn man ihm widersprach. Aber Delaney konnte nicht anders. »Weil du mich nie richtig kennen lernen wolltest. Du bist doch nur daran interessiert, welches Licht ich auf dich werfe. Wie ich mich fühle, ist dir doch egal.«
    »Laney«, stieß Gwen entsetzt hervor.
    »Dir ist doch egal, dass ich nicht sofort auf die Uni will. Ich hab dir gesagt, dass ich nicht will, und du zwingst mich trotzdem dazu.«
    »Darum ging es heute Abend also«, stellte Henry zufrieden fest, als sei er der Allmächtige persönlich. »Du wolltest dich an mir rächen, weil ich weiß, was das Beste für dich ist.«
    »Heute Abend ging es nur um mich«, widersprach sie und sprang wütend auf. »Ich wollte einfach mal ausgehen und eine ganz normale Achtzehnjährige sein. Ich wollte ein eigenes Leben haben. Ich wollte mich frei fühlen.«
    »Du meinst wohl, die Freiheit, dein Leben zu verpfuschen.«
    »Ja! Die Freiheit, mein Leben nach Herzenslust zu verpfuschen wie alle anderen auch. Ich hatte nie die Freiheit zu irgendwas. Du entscheidest alles für mich. Ich habe nie die Wahl.«
    »Und das ist auch gut so«, übernahm Gwen wieder die Wortführung. »Du bist unreif und selbstsüchtig, und heute Abend hast du dir ausgerechnet den Jungen ausgesucht, der dieser Familie
am allermeisten schaden kann. Du hast dich jemandem hingegeben, dessen einziges Interesse an dir darin bestand, sich an Henry zu rächen.«
    Was Nick ihr angetan hatte, war demütigend, doch viel schlimmer war ihre Verzweiflung. Als sie ihre Eltern anschaute, wusste sie, dass es sinnlos war. Sie würden sie nie verstehen. Sich nie ändern. Und sie würde nie entkommen.
    »Du hast dich selbst erniedrigt, und ich kann es kaum ertragen, dich anzuschauen«, fuhr ihre Mutter fort.
    »Dann lass es bleiben. Ihr wolltet mich ja sowieso in einer Woche zur Universität von Idaho bringen. Bringt mich doch schon morgen.« Delaney verließ den Raum und spürte die schwere Last der Resignation auf ihren Schultern. Als sie wieder die Treppe hinaufstieg, waren ihre Füße bleischwer, ihr Herz leer und sie selbst zu erschöpft, um zu weinen. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Jeans auszuziehen, bevor sie ins Bett kroch. Sie starrte auf den pinkfarbenen Baldachin und wusste, dass sie keinen Schlaf finden würde, und so war es auch. Die schrecklichen Details der vergangenen Stunden schwirrten ihr unaufhörlich durch den Kopf. Was ihre Eltern gesagt hatten. Was sie gesagt hatte, und dass sich nie etwas änderte. Und egal wie sehr sie das Thema Nick vermied, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu ihm zurück. Sie erinnerte sich an seine heißen Berührungen, sein kühles seidiges Haar, das durch ihre Finger glitt, und den Geschmack seiner Haut. Sie schloss die Augen und spürte seinen warmen, nassen Mund auf ihren Brüsten und weiter unten. Sie wusste nicht, warum sie ihm das erlaubt hatte. Schließlich kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass er in einer Sekunde nett und freundlich und in der nächsten hinterhältig wie eine Schlange

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