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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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zerren. Zu jener Zeit hatte sie schon mit Rocky Schluss gemacht und war mit zwei anderen Mädels in eine Souterrainwohnung in Spokane gezogen. Henry hatte nur einen Blick auf die Flohmarktmöbel, die überquellenden Aschenbecher und den Bestand aus leeren Schnapsflaschen geworfen und ihr befohlen, ihre Sachen zu packen. Sie hatte sich geweigert, und die Auseinandersetzung war eskaliert. Er hatte ihr mit Enterbung gedroht, wenn sie nicht in seinen Wagen stiege, und damit zu vergessen, dass sie seine Tochter war. Im Gegenzug hatte sie ihn einen herrschsüchtigen, aufgeblasenen Scheißkerl genannt.
    »Ich will sowieso nicht mehr deine Tochter sein. Das ist mir viel zu anstrengend. Du warst schon immer eher ein Diktator als ein Vater. Spionier mir nie mehr nach«, waren die letzten Worte, die sie zu Henry gesagt hatte.
    Danach achtete sie, wenn sie ihre Mutter anrief, stets darauf, dass Henry nicht zu Hause war. Ihre Mutter besuchte Delaney gelegentlich in der Stadt, in der sie gerade lebte, doch Henry
kam natürlich nie mit. Er hatte zu seinem Wort gestanden. Er hatte Delaney vollständig enterbt, und sie hatte sich noch nie so frei gefühlt – so frei von seiner Kontrolle, frei, ihr Leben nach Herzenslust zu verpfuschen. Und manchmal machte sie wirklich Pfusch und wurde dabei erwachsen.
    Sie hatte die Freiheit gehabt, sich von Staat zu Staat und von Job zu Job treiben zu lassen, bis sie wusste, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. Vor sechs Jahren war es dann endlich so weit, und sie hatte sich bei einer Kosmetikschule angemeldet. Schon nach der ersten Woche hatte sie gewusst, dass sie ihre Nische gefunden hatte. Sie liebte die taktilen Wahrnehmungen und den gesamten Prozess, direkt vor ihren Augen etwas Wunderschönes zu schaffen. Sie hatte die Freiheit, sich so ausgefallen anzuziehen, wie sie wollte, weil es immer noch jemand anders gab, der noch ein bisschen wagemutiger war.
    Vielleicht hatte Delaney ein bisschen länger gebraucht als andere, um sich für einen Beruf zu entscheiden, doch letztendlich hatte sie etwas gefunden, worin sie gut war und was sie gerne machte.
    Der Friseurberuf gab ihr die Freiheit, kreativ zu sein. Er gab ihr auch die Freiheit, sofort wegzuziehen, wenn sie sich an einem Ort wie gefangen fühlte, doch eigentlich hatte sie schon eine ganze Weile keine Platzangst mehr gehabt.
    Bis vor wenigen Monaten, als Henry ein letztes Mal seine Muskeln hatte spielen lassen und dieses haarsträubende Testament hinterlassen hatte, mit dem er ihr Leben wieder kontrollierte.
    Delaney hob ihre Stiefel auf und lief ins Schlafzimmer. Sie knipste das Licht an und pfefferte ihr Schuhwerk vor den Wandschrank. Was stimmte nicht mit ihr? Was trieb sie dazu, Nick trotz ihrer erbärmlichen Vergangenheit auf einer proppenvollen Tanzfläche zu küssen? Es gab genügend andere Kandidaten.
Zugegeben, manche waren verheiratet oder geschieden und hatten fünf Kinder, und keiner von ihnen war so wunderbar wie Nick, doch mit den anderen Männern verband sie keine schmerzhafte Vergangenheit.
    Nick, die Schlange. Genau das war er, wie Kaa, die große Python mit den hypnotischen Augen aus Das Dschungelbuch , und sie nur eins ihrer hilflosen Opfer.
    Delaney betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel ihrer Frisierkommode. Wäre sie nicht so einsam und ziellos, wäre sie auch für Nicks hypnotischen Charme nicht so empfänglich. In ihrem Leben hatte es eine Zeit gegeben, als Ziellosigkeit ihr einziges Ziel gewesen war. Aber jetzt nicht mehr. Sie lebte in einer Stadt, in der sie nicht leben wollte, und arbeitete ohne große Ambitionen in einem Friseursalon. Ihre einzigen Ziele waren, die Zeit zu überstehen und Helen zu provozieren. Daran musste sich etwas ändern, und sie selbst musste dafür sorgen.

ACHT
    Am Montagmorgen erwog Delaney, in der kleinen lokalen Tageszeitung eine Anzeige zu schalten und nach einer Nagelpflegerin zu suchen, verwarf die Idee aber wieder, weil sie den Salon in sieben Monaten sowieso schon wieder dichtmachen würde. Sie hatte die ganze Nacht wachgelegen und gegrübelt, wie sie ihr Geschäft zum Erfolg führen könnte, auch wenn sie den Laden nur kurze Zeit hätte. Sie wollte stolz auf sich sein können. Sie wollte ihren geheimen Haarkrieg gegen Helen beenden und sich so weit wie möglich von Nick fernhalten.
    Nachdem Delaney den Salon geöffnet hatte, schnappte sie sich ein Poster von Claudia Schiffer, auf dem diese ihren perfekten Körper in ein Spitzenkleid von Valentino gezwängt hatte und ihr

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