Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
Du bist ein Scheißkerl, und der größte Gefallen, den du meiner Mutter je getan hast, war abzustreiten, dass du je mit ihr geschlafen hast.«
»Jetzt hast du endlich deine Rache! Du hast Delaney nur aus einem Grund gevögelt. Um dich an mir zu rächen.«
Nick verschränkte die Arme und verlagerte das Gewicht auf einen Fuß. »Vielleicht hab ich sie gevögelt, weil ich bei ihr einen Steifen kriege.«
»Ich sollte dich windelweich schlagen.«
»Bemüh dich nach Kräften, Opa.«
»O Gott«, stöhnte Delaney, die endlich ihr Kleid zugeknöpft hatte. »Henry, wir haben nicht …«
»Steig in den Wagen«, unterbrach Henry sie drohend.
Sie sah Nick flehend an, doch der einfühlsame Liebhaber, der ihr das Gefühl vermittelt hatte, schön zu sein, war verschwunden. »Sag es ihm!« Noch vor ein paar Minuten hatte sie sich ihm so nahe gefühlt, und jetzt kannte sie ihn überhaupt nicht mehr. Er wirkte entspannt, aber das war eine Illusion. Oder vielleicht kannte sie diesen Nick doch. Der mürrische Mann vor ihr war der Nick aus ihrer Kindheit; der Mann, der sie vorhin in seinem Wagen mitgenommen hatte, war die Illusion gewesen. »Bitte sag ihm, dass nichts passiert ist«, flehte sie ihn an,
damit er ihr aus der Bredouille half. »Sag ihm, dass wir nichts gemacht haben!«
Er zog arrogant eine Augenbraue hoch. »Worüber genau soll ich für dich lügen, Wildkatze?«, fragte er. »Er hat dich auf meinem Wagen thronen sehen wie eine Kühlerfigur. Wäre er ein paar Minuten früher gekommen, hätte er noch viel mehr gesehen.«
»Jetzt hast du deine Rache, stimmt’s?« Henry packte Delaney am Arm und stieß sie zu Nick. »Du hast dich an ein unschuldiges Mädchen rangemacht und sie besudelt, nur um es mir heimzuzahlen.«
Delaney sah in Nicks harte Augen und wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Sie wünschte, er empfände wenigstens ein bisschen was für sie, aber die Augen, die ihren Blick erwiderten, waren eiskalt. Eben noch hätte sie gesagt, dass Henry sich irrte, doch jetzt wusste sie nicht mehr, was sie denken sollte. »Stimmt das?«, fragte sie, und eine Träne kullerte über ihre heißen Wangen. »Hast du mich nur benutzt, um dich an Henry zu rächen?«
»Glaubst du das etwa?«
Was er mit ihr angestellt hatte, war so persönlich, so intim, dass sie es nicht ertragen könnte, wenn er sie nur benutzt hatte. Er sollte Henry sagen, dass er auf dem Holzweg war, dass er sie geküsst und berührt hatte, weil er sie begehrte, nicht weil er Henry hasste. »Ich weiß nicht.«
»Wirklich nicht?«
»Nein.«
Er schwieg eine Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam. Dann sagte er: »Dann glaub eben Henry.«
Sie unterdrückte ein Schluchzen und stolperte blind zum Lincoln. Ihr war, als würde ihr das Herz zerspringen, und es gelang ihr, in den Wagen zu steigen, bevor die zweite Träne über
ihre Wange rollte. Der kalte Lederbezug unter ihrem nackten Hintern erinnerte sie daran, dass sie unter dem Kleid total nackt war. Sie starrte durchs Fenster zu den beiden Männern und hörte über das Hämmern ihres Herzens hinweg, wie Henry Nick bedrohte.
»Halt dich von meiner Tochter fern!«, schrie er. »Halt dich von ihr fern, oder ich mach dir das Leben zur Hölle!«
»Versuch’s doch«, gab Nick unbeeindruckt zurück, dessen Worte durch die dicke Glasscheibe kaum zu hören waren. »Aber du kannst mir nichts anhaben.«
»Das werden wir ja sehen.« Henry stürzte zur Fahrerseite des Lincoln. »Halt dich fern von Delaney«, warnte er Nick ein letztes Mal und schlüpfte auf den Fahrersitz. Er legte den Rückwärtsgang ein, und für ein paar Sekunden bestrahlten die Scheinwerfer Nick. Sein T-Shirt, dessen weicher Baumwollstoff an den Hüften aus der Hose herausgezogen war, leuchtete strahlend weiß auf, und der oberste Knopf seiner Jeans stand offen. Er bückte sich, um etwas aufzuheben, doch Henry kurbelte am Lenkrad, und der Wagen drehte sich zur Straße, bevor sie erkennen konnte, was er vom Boden geklaubt hatte. Doch sie wusste es sowieso. Verstohlen stopfte sie sich ihr Kleid unter den nackten Po.
»Das bringt deine Mutter um«, schäumte Henry.
Wahrscheinlich, dachte Delaney. Sie schaute betreten auf ihre Hände, und eine Träne tropfte auf ihren Daumen.
»Sie ist in dein Zimmer gegangen, um dir gute Nacht zu sagen, aber du warst verschwunden.« Der Lincoln bog auf die Hauptstraße, und Henry ließ den starken Motor aufheulen. »Sie ist krank vor Sorge. Sie hat Angst, dass du entführt wurdest.«
Delaney biss sich
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