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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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sein konnte. Warum also ausgerechnet Nick Allegrezza?
    Delaney boxte frustriert in ihr Kissen und drehte sich auf die
Seite. Vielleicht, weil er immer so unglaublich frei gewesen war und weil er sie schon immer mit seinem traumhaften Gesicht und seinen Böse-Buben-Streichen fasziniert hatte. Vielleicht, weil er so schön war, dass es ihr den Atem raubte, und heute Abend hatte er ihr das Gefühl vermittelt, vielleicht auch schön zu sein. Er hatte sie angesehen wie ein Mann, der mit einer Frau schlafen will. Er hatte sie angefasst, als begehrte er sie. Aber das war eine Täuschung gewesen. Eine Illusion. Und sie ein naives Dummchen.
    Ich geb dir etwas Besseres als Liebe , hatte er gesagt. Ich sorge dafür, dass du kommst . Warum er sich ausgerechnet diese Methode ausgesucht hatte, wusste sie nicht. Aber selbst, wenn er es jahrelang im Voraus geplant hätte, hätte er sich nichts Erniedrigenderes aussuchen können. Er hatte sie ganz ausgezogen, während er komplett angekleidet blieb, und sie am ganzen Körper berührt, während sie nicht mal einen Blick auf seine nackte Brust erhascht hatte.
    Ihr einziger Trost bestand darin, dass niemand, nicht einmal Henry, so genau wusste, was wirklich auf der Motorhaube von Nicks Mustang passiert war. Und wenn Nick den Mund hielt, würde es nie jemand erfahren. Vielleicht irrte ihre Mutter sich ja. Vielleicht würde sich niemand darüber das Maul zerreißen.
    Doch Gwen hatte sich nur dahingehend geirrt, wie lange es dauern würde, bis der Klatsch ihr zu Ohren kam. Es war zwölf Uhr mittags, nicht zehn Uhr morgens, als Lisa am nächsten Tag anrief und Delaney erzählte, dass jemand Nick und sie im Charm-Inn in der nahe gelegenen Stadt Garden gesehen hatte. Jemand anders wollte gesehen haben, wie sie splitterfasernackt durch den Larkspur-Park rannten und auf der Kinderrutsche vögelten. Und einem dritten zufolge waren Nick und sie in einer Gasse hinter dem Wein- und Spirituosengeschäft gesichtet worden,
wo sie Tequila Shooters tranken und es auf dem Rücksitz seines Wagens trieben.
    Plötzlich kam es ihr gar nicht mehr so schlimm vor, aufs College geschickt zu werden. Die Universität von Idaho war zwar nicht Delaneys erste Wahl, aber immerhin vier Stunden von Truly entfernt. Vier Stunden von ihren Eltern mit ihrer strengen Kontrolle. Vier Stunden entfernt von dem Klatsch, der durch die Stadt wirbelte wie ein Hurrikan. Vier Stunden davon entfernt, Nick oder Verwandte von ihm sehen zu müssen.
    Nein, vielleicht war die Uni von Idaho doch nicht so furchtbar.
    »Wenn du gute Noten bekommst und dir nichts zuschulden kommen lässt«, verkündete Henry auf der Fahrt nach Moscow, »brauchst du im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr so viele Kurse belegen.«
    »Das wäre echt toll«, murmelte Delaney ohne große Begeisterung. Bis dahin waren es noch zwölf Monate, und sie war sich ganz sicher, dass sie in der Zwischenzeit etwas tun würde, das Henry missfallen würde. Aber sie würde es versuchen. Wie immer.
    Sie versuchte es einen Monat lang, doch der süße Geschmack der Freiheit stieg ihr sofort zu Kopf, und im ersten Semester bekam sie glatte Vieren. Sie verlor ihre Unschuld an einen Football-Spieler namens Rex und jobbte als Kellnerin in »Ducky’s Bar and Grill«, einem Etablissement, das eher eine Bar war als ein Grill-Restaurant.
    Das Geld, das sie dort verdiente, ermöglichte ihr noch mehr Freiheiten, und als sie in jenem Februar neunzehn wurde, schmiss sie die Uni ganz. Ihre Eltern waren fuchsteufelswild, aber das machte ihr nichts mehr aus. Sie zog mit ihrem ersten festen Freund zusammen, einem Gewichtheber namens Rocky Baroli. Sie tat etwas für ihre Bildung, indem sie Rockys sagenhafte
Brustmuskeln studierte und auf den Partys jenseits des Campus, auf denen sie die Nächte durchfeierte, addierte, wie viel Alkohol sie vertrug. Sie lernte den Unterschied zwischen einem Tom Collins und einem Wodka Collins und zwischen importiertem und einheimischem Cannabis.
    Sie hatte ihre neue Unabhängigkeit mit beiden Händen gegriffen und sie sich unter den Nagel gerissen. Sie hatte mit beiden Händen zugefasst, sie ausgekostet und gab sie nicht mehr her. Sie lebte, als müsste sie alles auf einmal erleben, bevor ihr die Freiheit wieder entrissen wurde. Wenn sie an jene Jahre zurückdachte, wusste sie, dass sie großes Glück hatte, noch am Leben zu sein.
    Als sie Henry das letzte Mal gesehen hatte, hatte er sie einzig und allein zu dem Zweck aufgespürt, sie wieder mit nach Hause zu

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