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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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allein
bewältigen.«
    »Dann orientieren Sie sich am Machbaren«,
verabschiedete ihn Nathusius.
    Als Lüder das Büro seines Chefs verließ, nahm er sich
vor, dessen Ratschläge wörtlich zu nehmen. Er würde jetzt Feierabend machen und
sich seiner Familie widmen.

DREI
    In diesem Jahr war
der Mai ein Monat, der seinem Namen alle Ehre machte. Im Unterschied zu den
kalten und regnerischen Wochen, die das Vorjahr um diese Zeit gebracht hatte,
zeigte sich das Wetter heute von der allerbesten Seite.
    Lüder hatte mit
seiner Familie ausführlich auf der Terrasse gefrühstückt, wobei sich die drei
schulpflichtigen Kinder wie jeden Morgen kurz angebunden zeigten, nahezu
missmutig an ihrem Brot kauten und sich ohne große Begeisterung auf den Weg zur
Schule machten.
    Thorolf stand eine
Mathearbeit bevor, Viveka hatte zum Abschied gebeichtet, den vergangenen
Nachmittag mit wichtigeren Dingen als Schularbeiten verbracht zu haben, und
Jonas, der Wildfang, wollte sich tapfer der Herausforderung von Lehrern und
Mitschülern stellen.
    Während Margit den
Frühstückstisch abräumte, hatte sich Lüder mit Sinje beschäftigt und dabei
Briefbomben und verschwundene Staatssekretäre vergessen. Die Kleine freute sich
unbefangen und vergnügt über Lüders Zuwendung. Unterdessen schweiften seine
Gedanken zur Familie Joost ab, deren Kinder gestern entführt worden waren.
Natürlich hatte Nathusius recht, dass dieser Fall nicht in ihren
Zuständigkeitsbereich fiel. Trotzdem konnte Lüder sich nicht von Gedanken an
diese Tat frei machen.
    Margit war auf die
Terrasse zurückgekehrt, hatte sich Sinjes Unmut zugezogen, als sie die Jüngste
griff und die Nase kurz in Richtung der Windel hielt.
    »Ich glaube, bei dir
müssen wir jetzt den zweiten Teil des Frühstücks einleiten«, lachte sie,
»während wir deinen Papi jetzt losschicken, damit er wieder böse Buben fängt.«
    Lüder sah auf die
Uhr. Es war wirklich Zeit, sich auf den Weg zu machen. Er verabschiedete sich
von Margit und der Kleinen und fuhr ins Landeskriminalamt.
    Obwohl es nicht sein
Fall war, nahm er als Erstes Kontakt zur Spurensicherung auf.
    »Im Golf, der für die
Schleswiger Entführung genutzt wurde, haben wir jede Menge Spuren gefunden«,
erklärte ihm der Kriminaltechniker. »Es wird eine Weile dauern, bis wir die
ausgewertet und zugeordnet haben. Dazu benötigen wir noch Vergleichsabdrücke
des Fahrzeugbesitzers und der Leute, die mit ihm gefahren sind. Auf dem
Rücksitz haben wir außerdem einen Fleck gefunden. Es handelt sich um Urin. Wir
gehen davon aus, dass er von einem der Kinder stammt. Das gilt auch für Haare
und andere Partikel, die wir aus dem Wagen herausgeholt haben.«
    Anschließend nahm
Lüder Kontakt zu Frauke Dobermann auf.
    »Ich bin sehr
beschäftigt und habe wenig Zeit«, klagte die Hauptkommissarin.
    »Mich interessiert,
ob es bereits Hinweise auf die Entführer gibt.«
    »Was interessiert es
Sie? Das ist nicht Ihr Fall. Wir sind dran. Das sollte reichen.«
    Doch Lüder ließ
nicht locker. »Haben sich die Täter schon gemeldet und Forderungen gestellt?
Was wollen die?«
    Frauke Dobermann
schnaufte hörbar durch die Nase. »Ich wüsste nicht, was es Sie interessieren
sollte.«
    »Haben Sie Kinder?
Ich habe heute Morgen meine vier angesehen, mit ihnen gefrühstückt. Das konnte
die Familie Joost nicht.«
    »Oh, wie rührend«,
kam es über die Leitung, aber es klang schon eine Spur versöhnlicher. »Nein.
Noch hat sich niemand gemeldet. Wir stehen vor einem Rätsel, da die Eltern
nicht so begütert sind, dass sich ein Kidnapping lohnen würde.«
    »Könnte es einen
Zusammenhang mit der Briefbombe geben?«
    Frauke Dobermann
zögerte einen Moment mit der Antwort. »Das halte ich für ausgeschlossen. Was sollen
die beiden Fälle gemeinsam haben?«
    »Immerhin ist der
eine Lokalpolitiker und Mitglied im Kreistag, während der Vater der entführten
Kinder als Referent des Landrats tätig ist.«
    »Das ist ein
aberwitziger Gedanke. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass sich da eine
Verbindung konstruieren lässt.«
    Lüder unterließ es,
ihr zu antworten. Seine Idee war weit hergeholt, aber zu oft hatte er schon die
unmöglichsten Konstellationen erlebt. Politik war ein schmutziges Geschäft. Wer
hätte gedacht, dass selbst unsere NATO -Verbündeten
nicht vor hinterhältigen Morden zurückschreckten? Dieser brisante Fall aus dem
letzten Jahr würde Lüder unauslöschlich in Erinnerung bleiben.
    Er wurde durch ein
Hüsteln aus seinen Gedanken

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