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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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interessierten. Es
war das übliche Gemisch von Meldungen. In der Weltpolitik gab es keine wirklich
positiven Entwicklungen. Im Wirtschaftsteil drohte der Nachrichtensprecher mit
weiter steigenden Preisen für die Energie, gleich ob es den Autofahrer betraf
oder Gas und Strom für den heimischen Verbraucher. Die regionalen Nachrichten
ließen die Lüder betreffenden Ereignisse unerwähnt. Lediglich der Wetterbericht
war positiv, verhieß er doch eine Ablösung des derzeitigen Hochs »Hektor« durch
das nächste Hoch. Auch »Ingo« sollte Sonne, Frühling und gute Stimmung bringen.
Wenigstens etwas.
    Lüder rollte langsam
den Berg hinab, an dessen Ende die Zufahrt zum Parkplatz der Schleswiger
Kreisverwaltung lag. Jetzt, am Nachmittag, gab es ausreichend freie Plätze. Er
umkreiste ein Rondell, als er Dr. Dr. Buurhove sah. Der schlanke Mann mit dem
auffallenden kahl geschorenen Schädel verließ zielstrebig den Seitenausgang des
Behördengebäudes und steuerte auf einen schwarzen Mercedes CLK mit Düsseldorfer Kennzeichen zu,
während er sein Handy am Ohr hatte und lebhaft in das kleine Gerät
hineinsprach.
    Es kann kein Zufall
sein, dachte Lüder, dass mir der Mann heute das zweite Mal begegnet.
Zielstrebig schien der Wirtschaftsjurist die Orte anzusteuern, an denen Lüder
vielleicht eine erste Spur zu entdecken hoffte.
    Buurhove setzte sich
hinter das Steuer, fuhr aber nicht los, sondern kramte in seiner eleganten
Ledermappe. Er zog mehrere Schriftstücke hervor und las offensichtlich etwas
aus seinen Notizen vor. Das Ganze dauerte fast eine Viertelstunde. Dann
beendete er das Gespräch, schob die Unterlagen in die Mappe zurück und wählte
erneut eine Nummer auf seinem Handy. Er klemmte das kleine Gerät zwischen
Schulter und Ohr ein, startete seinen Wagen und fuhr los. Lüder folgte ihm.
    Am oberen Ende der
Windallee galt es, dem Verkehr auf der Flensburger Straße die Vorfahrt zu
gewähren. Offensichtlich war der Anwalt so sehr mit seinem Telefonat
beschäftigt, dass er fast einen Unfall verursacht hätte. Er bog nach rechts ab
und fuhr zur Schlei hinunter. Dort bog er nach links ab und rollte so langsam
die Königstraße entlang, dass die ihm folgenden Autofahrer ungeduldig zu hupen
begannen. An der Einfahrt zum ZOB -Parkhaus
trat Buurhove abrupt auf die Bremse und bog in die Einfahrt ab. Lüder sah, dass
der Mann immer noch angeregt telefonierte.
    Lüder folgte ihm und
fand gleich im unteren Parkdeck einen Platz. Dann suchte er die Stellplätze ab,
bis er den Mercedes fand. Der Anwalt saß immer noch hinter dem Steuer und
sprach in sein Mobiltelefon.
    Lüders Geduld wurde
auf eine harte Probe gestellt. Er musste, zwischen zwei parkenden Fahrzeugen
kauernd, über eine halbe Stunde warten, bis Buurhove ausstieg. Der Anwalt hatte
seine Ledermappe unter den Arm geklemmt und wählte erneut eine Nummer auf
seinem Handy, während er sich umsah und das Parkhaus schließlich auf der Seite
verließ, durch die er hineingefahren war. Er wirkte ein wenig orientierungslos
und ging mit zögerndem Schritt über den Bahnsteig des Busbahnhofs in Richtung
des ZOB -Bistros. Lüder folgte ihm
in gebührendem Abstand. Hätte Jonas ihn dabei beobachtet, hätte das Kind seine
helle Freude an diesem »Detektivspiel« gehabt. So stellte sich der Junge den
Beruf seines Vaters vor, abgesehen von den Höhepunkten, die aus wilden
Schießereien und Verfolgungsjagden mit rasanten Sportwagen bestanden.
    Der Mann ging auf
eine Kreuzung zu. Er ließ zwei Fahrzeuge passieren und überquerte dann bei Rot
die Königstraße, um auf der gegenüberliegenden Seite in ein weißes Gebäude zu
verschwinden. »Alter Kreisbahnhof«, las Lüder. Heute waren in dem
denkmalgeschützten Haus ein Hotel und ein Restaurant untergebracht. Er wartete
einen Moment und folgte Buurhove dann. Lüder war sich nicht sicher, ob der
Anwalt ihn wiedererkennen würde.
    Eine behutsame
Umgestaltung hatte das Flair des alten Bahnhofs bewahrt, und mit den
Deckenbalken und der Holzverkleidung strahlte das Restaurant ein behagliches
Ambiente aus.
    Buurhove hatte an
einem der runden Tische mit dem Rücken zur Tür Platz genommen. Ihm gegenüber
saß Willi Kwiatkowski. Der Privatdetektiv erkannte Lüder sofort, als dieser den
Raum betrat, und konnte seine Überraschung nicht verbergen. Der Mann zuckte
deutlich zusammen. Die Reaktion war so offenkundig, dass sich auch der Anwalt
umdrehte und seine Rede unterbrach.
    Lüder steuerte einen
benachbarten Tisch an, nickte den beiden ein

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