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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nicht. Schließlich haben sie auch
beim ersten Mal den fantasievollen Weg über die den Nachbarn zugeschickte CD gewählt.«
    »Wenn wir nur
wüssten, welche Forderungen die Gangster haben. Man entführt schließlich nicht
zwei kleine Kinder, ohne handfeste Lösegelder oder andere Gegenleistungen zu
erpressen«, sagte Lüder.
    »Leider ist es uns
untersagt, die Medien einzuschalten. Sonst hätten wir einen Aufruf an die
Bevölkerung starten können und um Hinweise gebeten, dass uns Beobachtungen aus
der Nachbarschaft gemeldet werden. Wo gibt es seit Kurzem Kinderlärm? Wer kauft
Kindernahrung ein? Der kleine Junge ist außerdem noch nicht trocken und
benötigt Windeln.«
    »Es sei denn, die
Täter kümmern sich nicht um das Wohl der Kinder und deren hygienische
Bedürfnisse.«
    »Auch das können wir
nicht ausschließen. Dazu sind ja manchmal sogar die eigenen Eltern fähig.«
    Lüder musste der
Hauptkommissarin recht geben.
    »Ich wünsche uns
weiterhin viel Erfolg bei der Spurensuche«, schloss er das Gespräch.
    Danach suchte er
Nathusius auf. Der Kriminaldirektor war allein in seinem Büro. Lüder berichtete
von seinem Besuch im Wirtschaftsministerium.
    »Nachdem alle
anderen Bemühungen, den Ex-Staatssekretär ausfindig zu machen, vergeblich
waren, würde ich gern seine Diensthandys untersuchen. Leider sind uns die Hände
gebunden, und wir können die Standardmaßnahmen bei einer Personenfahndung nicht
einsetzen: Überprüfung der Flughäfen, Reisebüros, Kreditkartenanalyse und
Handyortung. Ich gehe davon aus, dass der Vater weiß, wo sich sein Sohn samt
Familie aufhält. Aber der Senior schweigt eisern. Im schlimmsten Fall ist auch
Heiner Windgraf entführt worden, und der Alte wagt es nicht, darüber zu
sprechen.«
    »Sie sollten nicht
zu sehr dramatisieren, Lüders.« Nathusius zeigte ein fast weises Lächeln. »Wir
haben hier zwar eine wesentlich geringere Bevölkerungsdichte als in anderen
Bundesländern, aber niemand wird das halbe Land entführen.« Dann wurde der
Kriminaldirektor wieder ernst. Auch er hatte Kinder. »Uns alle trifft es, dass
wir noch keine Spur haben und nicht wissen, wie es den beiden Kleinen geht. Es
ist das Gefühl der Ohnmacht, das uns dabei befällt.«
    »Ich glaube, dass es
Zusammenhänge zwischen den drei Fällen gibt«, sagte Lüder. »Wissen Sie etwas
über ›geheimnisvolle Pläne‹, die möglicherweise an der Schlei verwirklicht
werden sollen?«
    Nathusius war ein
brillanter Analytiker und intimer Kenner der politischen Szene. Wenn jemand in
der Landespolizei etwas von den Hintergründen gehört hatte, davon war Lüder
überzeugt, so war es der Kriminaldirektor. Doch der schüttelte den Kopf.
    »Ich teile Ihre
Vermutung, dass mehr dahintersteckt. Sonst würde sich eine so hochkarätige
Wirtschaftskanzlei nicht hierherbemühen. Aber ich habe im Augenblick auch keine
Idee, welches Interesse diese Leute nach Schleswig-Holstein führen könnte. Wenn
wir einmal vage vermuten, dass es um industrielle Projekte geht, zum Beispiel
eine spektakuläre Firmenübernahme, dann verstehe ich nicht, weshalb sich das
Ganze auf Schleswig und die Schlei erstreckt. Kiel – Lübeck – oder der
Hamburger Speckgürtel … vielleicht mit Abstrichen Itzehoe. Ja. Das würde Sinn
machen. Aber Schleswig?« Nathusius schüttelte ratlos seinen rotblonden Kopf.
»Da bin ich überfragt.«
    »Wir haben in der
Vergangenheit öfter von spektakulären Übernahmeschlachten gehört. Denken Sie an
die Inder, die Arcor Stahl übernommen haben. In Erinnerung ist uns auch noch
die Mannesmann-Übernahme durch die britische Vodafone, die noch lange danach
rechtlich aufgearbeitet wurde und in die sogar der Vorstandschef der größten
deutschen Bank verstrickt war. Schering ist ein anderes Beispiel. Aber es fällt
mir schwer, in solchen Fällen zu glauben, dass dort mit Briefbomben und
Kindesentführungen gearbeitet wurde.«
    »Mein lieber Lüders.
Leider gibt es in solchen Kreisen nicht nur Saubermänner. Sonst würden wir
nicht mit Nachrichten über Korruption und Bestechlichkeiten selbst aus den
Unternehmen überrascht werden, von denen wir glaubten, sie wären das
Aushängeschild der deutschen Wirtschaft.«
    »Vermutlich haben
Sie recht«, stimmte Lüder zu. »Ich werde jetzt nach Schleswig fahren. Vielleicht
kann ich doch jemanden bewegen, die Mauer des Schweigens zu brechen.«
    Die Fahrt war
ereignislos verlaufen. Lüder hatte zunächst NDR Welle Nord gehört, weil ihn die ausführlichen Nachrichten

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