Küstenfilz
Ansprechpartner.«
Beim Aufstehen
erheischte Lüder noch einen Blick auf die Visitenkarte, die der vorherige
Besucher Dr. Diedrichsen überreicht hatte.
»Dr. rer. pol. Dr.
jur. Cornelius F. Buurhove«, las Lüder über Kopf. Doch das war nicht das
Überraschende. Viel mehr interessierte ihn der Name der Anwaltskanzlei, für die
der smarte Mann tätig war: Goldstein Latham van Scholven. Genau für diese
sollte angeblich auch Willi Kwiatkowski, der Privatdetektiv, arbeiten, mit dem
Lüder in Kappeln zusammengestoßen war und der sich so sehr für sein Treffen mit
dem Schleswiger Landrat interessierte.
Zum ersten Mal in
diesem Fall gab es zarte Bande der Verknüpfung zwischen Kiel und Schleswig.
Lüder war schon im
Türrahmen, als er sich noch einmal umdrehte.
»Dr. Windgraf hatte
sicher ein Diensthandy.«
»Mehrere«, erwiderte
Dr. Diedrichsen und sah Lüder verdutzt an.
»Könnte ich die
vielleicht bekommen?«
»Ich weiß nicht, ob
das so einfach möglich ist. Wenn Sie mir Ihre Karte geben, werde ich es prüfen
und Sie dann benachrichtigen.«
Auch wenn Lüders
Bemühungen, etwas über den Aufenthaltsort des zurückgetretenen Staatssekretärs
in Erfahrung zubringen, kein Erfolg beschieden war, hatte er durch die
zufällige Begegnung mit dem Düsseldorfer Wirtschaftsanwalt einen ersten
weiteren Hinweis erhalten. Was bewegte eine renommierte Kanzlei mit
hochkarätigen internationalen Mandaten, sich in Schleswig-Holstein zu
engagieren und sogar einen Detektiv an die Schlei zu schicken? Gab es
vielleicht doch irgendwelche Pläne, von denen das Boulevardblatt geschrieben
hatte? Doch im Moment stieß Lüder nur auf eine Mauer des Schweigens.
Im Auto schaltete
Lüder sein Mobiltelefon wieder ein und hörte als Erstes eine Nachricht von
Frauke Dobermann ab, die um seinen Rückruf bat. Dann war die kindliche Stimme
seines Sohnes Jonas zu hören.
»Weißt du, Lüder, dass
der Alexander ein blödes Stinktier ist?« Jonas beklagte sich aufgeregt über
seinen Klassenkameraden, den er sonst als seinen besten Freund bezeichnete und
den er nun aufgrund eines Ereignisses, das er aber unerwähnt ließ, zur Hölle
wünschte.
Lüder lächelte
vergnügt. Er war bekennender Familienmensch und freute sich insgeheim, dass ihn
die Kinder mit ihren kleinen, aus ihrer Sicht aber so immens wichtigen Sorgen
auch während der Dienstzeit behelligten, selbst wenn er ihnen den Anruf auf dem
Diensthandy untersagt hatte.
Er wartete, bis er
im Büro war, sich einen Kaffee besorgt hatte, um dann Frauke Dobermann
anzurufen.
Die Hauptkommissarin
berichtete vom Autobrand in Schleswig.
»Wenn der Zeuge
recht hat, dann könnte das ausgebrannte Fahrzeug als zweiter Fluchtwagen von
den Entführern benutzt worden sein«, sagte Lüder.
»Davon ist
auszugehen. Es steht inzwischen fest, dass es sich um einen 5er- BMW handelt. Wenn die Kriminaltechnik es
anhand der Fahrgestellnummer bestätigt, könnte der Wagen zwei Tage zuvor in Glücksburg
gestohlen worden sein. Den Diebstahl hat ein Urlauber aus Schwelm bei Wuppertal
angezeigt.«
»Gibt es weitere
Anhaltspunkte? Hinweise auf den Toten?«
»Leider nicht. Die
Leiche war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Daher wissen wir auch noch nicht,
ob Fremdeinwirkung vorliegt. Wenn wir viel Pech haben, bleibt das Rätsel
vorerst ungelöst, so wie die Reste aussahen.«
»Sie sollten unsere
wissenschaftlichen Mitarbeiter nicht unterschätzen«, warf Lüder ein. »Die reden
nicht nur ausdauernd, sondern haben auch bei der Spurensuche viel Geduld.«
»Soll das ein
frauenfeindlicher Anwurf sein?«, fragte die Hauptkommissarin zurück.
»Schließlich kenne auch ich Frau Dr. Braun.« Lüder hörte, wie Frauke Dobermann
tief die Luft einsog. »Wir haben inzwischen einen Bericht von der
Spurensicherung erhalten. Im Golf, dem ersten Fluchtfahrzeug, sind alle Spuren
dem Besitzer, seiner Freundin und anderen Leuten aus seinem Umfeld oder den
Kindern zuordenbar. Die Entführer haben nichts hinterlassen.«
»Es gibt also immer
noch keine Spur.«
»Hören Sie mir nicht
zu? Das habe ich gerade erklärt.«
Lüder ging auf
Frauke Dobermanns Spitze nicht ein.
»Haben sich die
Täter inzwischen wieder bei den Eltern gemeldet?«
»Uns liegen keine
Informationen vor. Wir hören die Leitungen mit richterlicher Genehmigung ab.
Auch der E-Mail-Verkehr wird überwacht. Aber bisher gab es keine erneute
Kontaktaufnahme. Ob die Entführer ihre Forderungen über einen anderen Weg an
die Eltern herangetragen haben, wissen wir
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