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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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freundliches »Moin, die Herren« zu
und setzte sich. Mit seinem Erscheinen hatte er sogar den so selbstsicher
wirkenden Dr. Dr. Buurhove aus dem Konzept gebracht. Jedenfalls setzte der
Anwalt seine Ausführungen nicht fort.
    Kwiatkowski beugte
sich über den Tisch und raunte Buurhove etwas zu. Dabei sprach er so leise,
dass Lüder es nicht verstand. Daraufhin erhob sich der Anwalt und trat an
Lüders Tisch.
    »Guten Tag«, sagte
er mit einer angenehm sonoren Stimme. »Macht es Ihnen etwas aus, einen anderen
Tisch zu wählen? Ich habe mit dem Herrn etwas zu besprechen.«
    Lüder setzte eine
vergnügt wirkende Miene auf.
    »Nö«, sagte er nur.
    Buurhove blickte
einen Moment ratlos.
    »Was heißt das?«,
fragte er schließlich, weil Lüder keine Anstalten machte, aufzustehen.
    »Ich habe nicht die
Absicht, Tischlein-wechsle-dich zu spielen, was auch immer Sie mit Kwiatkowski
zu besprechen haben, Herr Buurhove.«
    An einem leichten
Flackern in den Augen des Anwalts erkannte Lüder, dass sein provozierendes
Verhalten sein Gegenüber für einen kurzen Moment überrascht hatte. Es mochte
auch daran gelegen haben, dass Lüder die Namen der beiden Männer kannte.
    »Wenn Sie meinen
Namen kennen, darf ich Sie bitten, mich mit Dr. Buurhove anzusprechen«, gewann
der Anwalt seine Fassung sofort wieder. »Mögen Sie mir Ihren Namen verraten?«
    Lüder schenkte dem
Mann ein verschmitztes Grinsen. Offensichtlich wussten die beiden weder seinen
Namen noch dass er Polizist war.
    »Sie haben doch
einen fähigen Schnüffler.« Lüder zeigte auf Kwiatkowski. »Oder ist er sein Geld
doch nicht wert?« Lüder zog hörbar die Nase hoch. »Scheint so, als wären wir am
gleichen Objekt interessiert.«
    Erneut war es ihm
gelungen, den so smart wirkenden Dr. Buurhove zu irritieren. Der musterte Lüder
aus leicht zusammengekniffenen Augen, als könne er aus Lüders Antlitz etwas
herauslesen.
    »Was auch immer Sie
beabsichtigen, es wird wenig erfolgreich sein.« Der Anwalt sprach mit
unveränderter Stimme, schaffte es aber doch, seinen Worten einen drohenden
Unterton beizumischen. Lüder musste eingestehen, dass der Mann Format hatte.
Sein Auftreten, seine Art zu sprechen, all das hatte Stil. Und die zweifache
Promotion in Jura und Wirtschaftswissenschaften ließ auch keine Zweifel an
Buurhoves Fähigkeiten aufkommen.
    »Ich wett mit Ihnen
um ‘nen Sack Flens, dass ich gewinn.« Lüder hatte bewusst einen überzogenen
norddeutschen Slang gewählt und dabei sogar von einem »Sack« Flens gesprochen.
Der andere schien den Sinn nicht verstanden zu haben.
    »Ich glaube, Sie
sind kein adäquater Gesprächspartner für uns«, sagte Dr. Buurhove.
    Lüder grinste ihn
an. »Ich wett noch mal: Im Strafrecht bin ich besser als Sie.«
    Der Anwalt warf ihm
einen letzten Blick zu, winkte ab und wechselte mit einem ratlos
dreinblickenden Kwiatkowski den Tisch.
    Die Begegnung hatte
nicht nur Aufschluss über die Verbindung zwischen dem Privatdetektiv und der
Wirtschaftskanzlei gebracht, sondern einen leichten Stachel bei den beiden
hinterlassen.
    Ich bin auch Jurist,
dachte Lüder, auch wenn ich seit sechs Jahren an meiner Doktorarbeit schreibe.
Stets war etwas dazwischengekommen. Aber innerhalb des nächsten Jahres wollte
er sie endgültig abgeschlossen haben. Aber selbst dann würde er nie in den
Höhen schweben, wie es der smarte Dr. Dr. Buurhove tat.
    Lüder zahlte seinen
Kaffee und verließ das Restaurant. Sein freundliches Nicken in Richtung der
beiden Männer blieb unerwidert.
    Er schlenderte langsam in Richtung Fußgängerzone, um ein paar Schritte zu laufen. Im Stadtweg
herrschte, wie bei seinem ersten Besuch, lebhafter Betrieb. Schon von Weitem
sah er den Demonstrationszug. Mit Lärm und Trillerpfeifen kam ihm die Gruppe
entgegen. Er zog sich unter die Markise der Buchhandlung zurück und ließ den
Trupp passieren. Er schätzte die Anzahl der Protestierer auf vielleicht fünfzig
Leute. Mit Transparenten und grünen Plastiküberzügen bekannten sie sich zu
Greenpeace und forderten ein sofortiges Ende der Atomkraft. Einige der
Marschierer verteilten Flugblätter an die Passanten.
    Lüder war
überrascht, als er mitten im Zug Herbert Blasius entdeckte, den gehörnten Ehemann
der Bürgermeisterin. Ob es ein Vorurteil ist, dass sich hauptsächlich Lehrer
bei solchen Aktionen engagieren?, überlegte Lüder. Oder hat diese Berufsgruppe
nur mehr Zeit und Gelegenheit, kritisch über Fragen zu unserer Zukunft
nachzudenken? Blasius marschierte mit,

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