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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Buchstabenkombination » SL - HR « bemerkte.
    Ohne sich umzusehen,
wandte sich Rasmussen einem Taxistand zu. Dabei trug er einen Aktenordner unter
dem Arm. Der Mann stieg in den Fond des ersten Wagens.
    Als die Taxe
angefahren war, sprang Lüder in die nächste wartende Taxe.
    »Tach«, grüßte der
Fahrer und legte die Tageszeitung mit den bunten Bildern und den großen
Buchstaben auf den Beifahrersitz. Er sah über die Schulter und fragte in
freundlichem Ton, ohne dabei den breiten norddeutschen Dialekt zu verhehlen: »Wohin, Chef?«
    »Folgen Sie bitte
Ihrem Kollegen«, bat Lüder.
    »Das mach ich aber
gar nich gern. Was soll das?«
    »Der Typ hat sich an
meine Frau rangemacht. Jetzt will ich wissen, wo der Kerl wohnt.«
    Der Taxifahrer
zeigte zwei Reihen gelber Zähne und startete seinen Diesel.
    »Das is was anners.
Dann wüllt wi mol.« Er reihte sich hinter das andere Taxi ein und folgte seinem
Kollegen, der in nördliche Richtung fuhr.
    »So ‘n Schiet«,
schwadronierte der Fahrer. »Da kommt so ‘n Gigolo an und will nur mal am Nektar
naschen. Aber für ‘n Honigtopf will er nix berappen. Ich kenn ‘nen Kumpel, bei
dem is …«
    Lüder hatte
abgeschaltet und achtete nicht auf den Inhalt der Worte, die unentwegt aus dem
Taxifahrer hervorsprudelten. Da soll mir noch jemand erzählen, die
Norddeutschen wären wortkarg und mundfaul, überlegte er. Wer so etwas
behauptet, dem schicke ich diesen Mann auf den Hals.
    Die Fahrt war nur
kurz. Am Blücherplatz ließ Rasmussen halten und verließ das Fahrzeug ohne
seinen Aktenordner.
    »Und nun?«, fragte
Lüders Fahrer, gab aber sogleich selbst die Antwort. »War wohl doch nich so ‘n
Gigolo.« Der Mann kratzte sich am Hals. »So ‘n Schiet, Meister. Der Kerl geht
zum Anwalt.«
    Auch Lüder hatte das
blank polierte Messingschild gelesen: »Julius Voss, Rechtsanwalt«.
    »Wir warten einen
Moment«, bat er den Taxifahrer, der langsam Gefallen an der Verfolgungsjagd
gewann.
    Nach wenigen Minuten
erschien Rasmussen wieder. Er trug einen weißen Umschlag in der Hand, setzte
sich in sein Taxi und nannte dem Fahrer ein neues Ziel.
    »Was ‘s nich alles
geben tut«, stellte der Fahrer fest und folgte seinem Kollegen, der zum
Steigenberger Conti Hansa Hotel fuhr und direkt vor dem Haupteingang hielt.
Rasmussen zahlte, stieg aus und verschwand auf direktem Wege durch die Automatiktür
ins Hotel.
    »Pett dem Kerl
orndlich in’ Hintern«, gab der Taxifahrer Lüder eine kostenfreie Lebenshilfe
mit auf den Weg und griente dabei.
    Hinter der Doppeltür
des Hoteleingangs ging es geradeaus zur Hotelrezeption, während links der
Zugang zum Restaurant »Jakob« abzweigte. Davor war das Bistro, das man auf dem
Weg ins Restaurant durchqueren musste.
    Lüder blieb abrupt
stehen, als er Rasmussen bemerkte, der ein älteres Paar mit Handschlag
begrüßte, ein paar Worte wechselte und sich dann am Tisch der beiden
niederließ.
    Rasmussens
Gesprächspartner waren schon älter. Lüder schätzte sie im reifen Pensionsalter.
Die Frau trug einen in Schottenmuster karierten Rock, eine weiße Bluse und
darüber eine unifarbene Weste mit konservativem Schnitt. Um den Hals baumelte
eine mehrreihige Perlenkette. Das faltenreiche Gesicht war dezent geschminkt,
und der leichte Blauton in den weißen Haaren passte hervorragend zum restlichen
Erscheinungsbild. An der feingliedrigen Hand, die eine Kaffeetasse an den Mund
führte, sah Lüder einen großen gefassten Stein.
    Der Mann gegenüber
hörte aufmerksam Rasmussens Ausführungen zu. Sein Gesicht war ebenfalls mit
Falten gezeichnet, die aber gut mit der gesunden braunen Farbe und dem vollen
schlohweißen Haar harmonierten.
    Zum dunkelgrauen
Anzug trug er ein weißes Hemd und eine korrekt gebundene Krawatte.
    Lüder überlegte
einen Moment, ob er die drei ansprechen sollte. Es gab aber keine Veranlassung,
die Unterredung zu stören, und er hätte auch nicht nach dem Grund der
Zusammenkunft fragen können. Deshalb verließ er das Hotel wieder und wartete
ein wenig abseits auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Er musste sich in
Geduld fassen und über eine Stunde Ausdauer zeigen, bis Rasmussen auf die
Straße trat, nach einem Taxi rief und davonfuhr. Nachdem das weiße Fahrzeug
verschwunden war, kehrte Lüder ins Hotel zurück.
    An dem kleinen
Bistrotisch saß nur noch der ältere Herr. Die Frau war verschwunden. Lüder trat
zu ihm. Der Mann blickte auf und sah Lüder fragend an.
    »Darf ich mich einen
Moment zu Ihnen setzen?«
    Der Mann

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