Küstenfilz
will er uns seine neuen Konzepte vorstellen.«
»Und wenn sie uns
überzeugen, werden wir vielleicht ein wenig investieren«, erklärte Frau Jäcki.
»Darf ich fragen,
über welche Größenordnung Sie nachdenken?«, wollte Lüder wissen.
Wenn sich das
Ehepaar auch erstaunlich auskunftswillig gezeigt hatte, so zeigten sie sich
jetzt so verschlossen wie Schweizer Banken. Zur Frage der Höhe ihres
Engagements war beiden keine Antwort zu entlocken.
»Sollen wir nun
unsere Überlegungen einstellen?«, fragte Herr Jäcki. Zwischen den Augenbrauen
bildete sich eine senkrechte Sorgenfalte.
»Zur Frage des
Investitionsrisikos kann ich Ihnen keine Antwort geben. Das ist ganz allein
Ihre Entscheidung. Aus polizeilicher Sicht gibt es keine Bedenken gegen
geschäftliche Kontakte zu Herrn Rasmussen.«
Frau Jäcki strahlte.
»Also würden Sie uns zuraten?«
»Nein, Martha«,
erwiderte an Lüders Stelle der Ehemann. »Der Herr Kommissar hat nur gesagt,
dass gegen Herrn Rasmussen nichts vorliegt. Ob sich eine Kapitalbeteiligung
wirtschaftlich lohnt, wird auch in Deutschland nicht von der Polizei geprüft.«
»Ach so«, gab Martha
Jäcki enttäuscht zurück. »Dann müssen wir uns morgen anhören, was der Anwalt zu
sagen hat.«
Lüder war hellhörig
geworden. War das der Grund, weshalb der Düsseldorfer Wirtschaftsanwalt Dr. Dr.
Buurhove in Schleswig unterwegs war?
»Wissen Sie, wie der
Anwalt heißt?«
Während Herr Jäcki
bedauernd den Kopf schüttelte, glaubte sich seine Frau zu erinnern. »Hat Herr
Rasmussen nicht einen Namen genannt? Voss oder so ähnlich?«
Lüder stand auf. Das
Ehepaar Jäcki tat es ihm gleich. Er verabschiedete sich per Handschlag,
wünschte den beiden viel Erfolg und noch ein paar schöne Tage an der Förde.
Während er den
kurzen Weg zu seinem vor der Uniklinik geparkten BMW zurückging, rief Lüder Frauke Dobermann an.
»Leider gibt es noch
keine Neuigkeiten«, sagte die Hauptkommissarin. »Unsere Bemühungen mit der
verdeckten Ermittlung haben uns nicht weitergebracht. Ich habe in der
Zwischenzeit noch einmal mit meinem Vorgesetzten gesprochen, und …«
»Wer ist das?«,
unterbrach Lüder.
»Kriminaldirektor
Dr. Starke. Der meint, wir können nichts gegen die Kieler Anweisungen
unternehmen. Die Verantwortung läge damit allerdings auch in der
Landeshauptstadt.«
»Der Mann heißt
nicht zufällig Pontius mit Vornamen?«
»Wieso?«, kam es
zögernd über die Leitung.
»Wie Pontius
Pilatus. Der hat seine Hände auch in Unschuld gewaschen. Es geht hier um das
Wohl zweier Kinder. Und das der Eltern«, schob Lüder hinterher und dachte an
seinen eigenen Vorgesetzten, Kriminaldirektor Jochen Nathusius, der nie Zweifel
an seiner Loyalität gegenüber dem Dienstherrn aufkommen ließ, dabei aber immer
maßvoll den Erfolg in der Sache in den Vordergrund stellte und stets Wege und
Möglichkeiten fand, beides miteinander zu vereinen. Dieser Dr. Starke schien
ein ausgemachter Hasenfuß zu sein.
»Das sind Momente in
unserer Arbeit, die wenig Spaß machen«, hörte er Frauke Dobermann sagen.
Lüder stimmte ihr
zu, versuchte noch einige aufmunternde Worte zu finden und verabschiedete sich
von der Hauptkommissarin.
Bevor er seinen
Wagen bestieg, hatte er registriert, dass der Porsche Cayenne nicht mehr auf
dem Parkplatz stand. Holger Rasmussen war abgefahren.
SECHS
Auf dem Flur des
Landeskriminalamtes traf Lüder Friedjof, den Büroboten, der allerdings
formell-korrekt Mitarbeiter im Post- und Verteildienst hieß. Doch der junge
Mann mit der Mehrfachbehinderung störte sich nicht an der traditionellen
Berufsbezeichnung.
»Moin, Friedhof«,
grüßte Lüder ihn von Weitem.
»Hallo, Herr
Obergefreiter«, antwortete der junge Mann. »Wie geht es dir?«
Lüder zeigte auf die
Regentropfen auf seinem Sakko.
»Hast du Stress mit
Petrus, Friedhof? Oder hat der Kachelmann den Hektor vergrault?«
»Ich habe nur Stress
mit so einem komischen Kieler Sherlock Holmes«, lachte Friedjof. »Aber wer ist
Hektor?«
»Das Hoch, das uns
laut Kachelmann noch eine Weile beglücken sollte.« Lüder zeigte auf seine
feuchte Jacke. »Der Bursche scheint zu lügen wie unsere Kunden. Hektor ist kein
Hoch mehr, sondern ein bösartiges Hündchen, das vom Kieler Himmel pinkelt.«
»Das trifft immer
den Richtigen«, sagte Friedjof und zog mit seinem rollenden Drahtgestell
weiter.
In seinem Büro hatte
sich Lüder einen Becher Kaffee besorgt. Er nippte daran und überlegte, der
wievielte Kaffee es an diesem Tag schon
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