Küstenfilz
Staatsanwalts Falko Kremer angetreten und bei der
Aufklärung des Mordes am argentinischen Marineoffizier eine unglückliche Rolle
gespielt hatte, war das Verhältnis zwischen ihm und Lüder gespannt.
»Dem sehe ich
gelassen entgegen, weil ich mit meinem Verdacht richtiggelegen habe.« Lüder
berichtete von seinem Besuch in der Rechtsmedizin und der wahrscheinlichen
Beteiligung Senkbiels an der Entführung der Kinder.
»Welchen
Zusammenhang vermuten Sie?«, fragte Nathusius.
»Es ist wirklich nur
eine Ahnung. Beweisen kann ich noch nichts. Aber die drei Vorgänge gehören
zusammen. Senkbiel fühlte sich nach unserem Besuch im Krankenhaus ertappt.
Deshalb ist er auf eigenen Wunsch und gegen den Rat der Ärzte aus dem
Krankenhaus entlassen worden. Ich bin mir sicher, dass Senkbiel zwar nicht der
Bombenbastler war, aber sein Wissen an den eigentlichen Täter weitergegeben
hat.«
»Und darum ist
Senkbiel ermordet worden?«
»Ich glaube eher,
dass es ein dummer Unfall war. Wenn ich mit meiner Theorie recht habe, dass der
Bombenbastler und der Entführer ein und dieselbe Person sind, dann hat dieser
Senkbiel beauftragt, genötigt oder sogar gezwungen, das zweite Fluchtfahrzeug
zu entsorgen. Senkbiel ist mit dem BMW zum abseits gelegenen Parkplatz bei Haithabu gefahren und hat den Wagen in
Brand gesetzt. Auf Grund seines Handicaps, des lädierten Knies, ist er aber
nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone gekommen und wurde unfreiwillig selbst
Opfer seines Tuns.«
Der Kriminaldirektor
spitzte die Lippen.
»So könnte es
gewesen sein«, stimmte er zu. »Aber wie wollte Senkbiel von dort wegkommen?«
»Vielleicht hat der
Haupttäter, wenn ich ihn einmal so bezeichnen darf, mit einem zweiten Wagen
dort gewartet. Und weil Senkbiels Aktion misslungen war, ist er geflüchtet.
Natürlich war er nicht daran interessiert, Senkbiel Hilfe zu leisten.«
»Könnte es sein,
dass der Haupttäter Senkbiel absichtlich verbrennen ließ, indem er ihn zum
Beispiel an der Flucht hinderte? Er könnte ihn niedergeschlagen haben.«
»Das ist nicht
auszuschließen«, stimmte Lüder zu. »Ich hoffe, die Rechtsmediziner können uns
hier weiterhelfen.«
Dann berichtete er
Nathusius von seiner Begegnung mit dem Schweizer Ehepaar.
»Es klingt nicht
plausibel, dass jemand wegen ein paar Windkraftanlagen einen solchen Zauber
veranstaltet«, meinte der Kriminaldirektor. »Die Systeme stehen über ganz
Schleswig-Holstein verteilt. Auch entlang der Schlei finden sich welche.«
»Mit Schwerpunkt
rund um Rasmussens Heimatort«, ergänzte Lüder. »Ich frage mich, warum der Mann
aus seinen Aktivitäten ein solches Geheimnis macht.«
»Ich könnte es
verstehen, wenn er sich um weitere Investitionen bemüht und darüber nicht groß
sprechen möchte, bevor andere hellhörig werden und ihm die mittlerweile raren
Standorte streitig machen könnten.«
»Sicher gibt es auch
in dieser Branche ein zähes Ringen um die besten Plätze. Die Konkurrenz schläft
nicht. Unter diesem Aspekt könnte ich Rasmussens diskretes Handeln verstehen.
Ich frage mich aber, ob da alles mit rechten Dingen zugeht.«
Nathusius sah Lüder
versonnen an. »Wie meinen Sie das?«
»Rasmussen ist sehr
in der Kommunalpolitik engagiert. Zufällig ist er auch Vorsitzender des
Ausschusses für Wirtschaft, Kreisentwicklung und Umwelt im Schleswiger
Kreistag. Wenn da nicht eine Maus im fremden Stroh raschelt.«
»Gut, da könnte
hinter den Kulissen mehr ablaufen, als wir im Moment erkennen. Es wäre nicht
das erste Mal, dass Politiker öffentliche und private Interessen miteinander
verquicken.«
Lüder schmunzelte.
»Obwohl wir nicht in Köln sind …«
Nathusius schüttelte
missbilligend den Kopf. »Mit etwas Fantasie könnte man sich vorstellen, dass
ein Mitbewerber oder Neider Rasmussen zur Warnung eine Briefbombe ins Haus
schickt.«
»Ein normal
denkender Mensch kann sich das nicht vorstellen, aber keine Idee ist so
abwegig, als dass man sie nicht verfolgen sollte. Und es könnte sich eine
Querverbindung zum Rücktritt des Staatssekretärs herauskristallisieren.
Schließlich war die Energiewirtschaft eines seiner Themen.«
Der Kriminaldirektor
nickte nachdenklich. »Dazu habe ich noch eine Information für Sie. Der Leiter
des LKA hat mich informiert, dass
im Wirtschaftsministerium Ihre Bitte nach dem Handy des ehemaligen
Staatssekretärs geprüft wird. Offenkundig fühlt sich niemand kompetent genug,
diese Frage zu entscheiden. Deshalb soll sie dem Minister persönlich
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