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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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vorgelegt
werden.«
    »Und was sagt der
dazu?«
    »Hmh, das wissen wir
nicht. Der ist bis Montag mit einer Wirtschaftsdelegation in China.«
    »Das ist auch
wichtig«, brummte Lüder. »Wir benötigen unbedingt neue Investoren in
Schleswig-Holstein. Es gibt noch viele kleine Gemeinden ohne eigene
Chinakneipe.«
    Nathusius lachte.
»Wenn Oberstaatsanwalt Brechmann mit seinen Bemühungen um ein
Disziplinarverfahren gegen Sie erfolgreich ist, dann werden Sie mit Ihrem losen
Mundwerk sicher der neue Pressesprecher des LKA .«
    Lüder beließ es bei
einem Grinsen und verabschiedete sich von seinem Vorgesetzten.
    Von seinem Büro aus
telefonierte er mit daheim und hörte, dass dort alles ruhig war.
    »Alles ruhig« hieß
in Margits Jargon, dass die drei Großen mit ihrer Lebendigkeit das Haus auf den
Kopf stellten, Sinje sich lautstark ihr Recht erfocht und Frau Mönckhagen in
der Nachbarschaft insgeheim überlegte, ob sie nicht doch in die stille Weite
Nordschwedens auswandern sollte.
    Lüder beschloss
jetzt, das Gespräch mit dem Landrat zu führen, von dem er am Vortag abgehalten
worden war, als er Dr. Dr. Buurhove auf dem Parkplatz der Kreisverwaltung
getroffen hatte und diesem zum überraschenden Treffen mit dem Privatdetektiv
gefolgt war.
    Der Regen vom Morgen
hatte aufgehört, das tiefe Grau war einem in Auflösung begriffenen Schleier
gewichen, und zwischendurch zeigten sich die ersten blauen Flecken am Himmel.
Auf der Fahrt gen Norden wurden auch die zunehmend größer, und über Schleswig
lachte schon wieder die Maisonne.
    Es bedurfte einiger
Überredungskunst, die Verteidigerin des gräflichen Vorzimmers dazu zu bewegen,
Lüder Zugang zum Landrat zu verschaffen.
    Als Lüder in das
Büro Graf von Halenbergs eintrat, standen eine Frau in mausgrauer unauffälliger
Kleidung und zwei Männer auf und verabschiedeten sich.
    »Ich komme in dieser
Angelegenheit noch einmal auf Sie zu«, sagte einer von ihnen zum Landrat, bevor
er den Raum verließ.
    »Hallo, Herr Lüders.
Bitte, nehmen Sie Platz«, begrüßte ihn Henrik von Halenberg. »Hier können Sie
hautnah erleben, dass die Arbeit als Verwaltungschef aus lauter Einzelaktionen
besteht und Sie den halben Tag mit Dienstbesprechungen mit den Mitarbeitern
zubringen. Was führt Sie zu mir?«
    »Mir müssen Sie das
nicht groß erklären«, schmunzelte Lüder. »Vergessen Sie nicht, dass ich auch
bei einer Behörde arbeite.«
    »Ich kann mir
vorstellen, dass Ihre Arbeit in vielen Punkten abwechslungsreicher ist. Sie
sitzen nicht nur am Schreibtisch und betreiben Aktenstudien, sondern kommen
viel herum.«
    Ja, dachte Lüder,
ich bin gerade in der letzten Zeit immer wieder quer durch unser schönes
Schleswig-Holstein unterwegs. Ob diese ewige Fahrerei so spannend ist, wage ich
zu bezweifeln. Laut sagte er: »Wenn Sie die Beschäftigung mit Opfern von
Bombenanschlägen und Entführungsopfern aufregend finden, mögen Sie vielleicht
recht haben. Ich denke, jeder Beruf hat seine Licht- und Schattenseiten. Und
manche Tätigkeit hat sogar zwei dunkle Seiten, wenn Sie bedenken, welche
Vergütung die Menschen für teilweise sehr anstrengende Arbeiten erhalten.«
    »Dann wollen wir uns
nicht beklagen«, sagte von Halenberg. »Aber ich nehme an, dass Sie mich nicht
aufgesucht haben, um gemeinsam mit mir die Ungerechtigkeit dieser Welt zu
beklagen.«
    »Ich fürchte, dazu
würde unser beider Zeit nicht reichen. Ich bin aus einem anderen Grund hier.
Sie wollten mir noch das Protokoll der Arbeitstagung in der Akademie Sankelmark
zukommen lassen.«
    Der Landrat fasste
sich an die Stirn. »Oh, Verzeihung. Das war mir entfallen. Moment bitte.« Er
griff zum Telefon und wählte eine Nummer. »Da Herr Joost ausgefallen ist, habe
ich Herrn Robert Manthling gebeten, das Protokoll zu schreiben. Er vertritt den
Leiter des zuständigen Fachdienstes und hat an der Sitzung teilgenommen. Er
scheint im Augenblick nicht am Platz zu sein. Ich nehme an, das ist aber nicht
der einzige Grund Ihres Besuchs. Gibt es Neues von den Kindern?«
    »Leider nicht. Sie
wissen ja, dass der Polizei die Hände gebunden sind und wir Weisung haben, alle
Ermittlungen einzustellen. Sie selbst haben an dieser Entwicklung mitgewirkt.«
    Der Landrat lehnte
sich zurück und legte die Spitzen der gefalteten Hände gegen die Nasenspitze.
    »Das war eine
schwierige Entscheidung, Herr Lüders. Das mögen Sie mir glauben. Die Eltern
haben mich darum ersucht, und ich habe diese dringende Bitte nur nach Kiel
weitergetragen. Frau und

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