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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Mann mit einer dunkelblauen Hose und einem für
seine Körpergröße viel zu großflächig karierten Sakko. Der runde Kopf auf dem
zu kurzen Hals und die vollen dunklen Haare bildeten einen merkwürdigen
Kontrast zu seinem Partner.
    »Guten Tag«, grüßte der Große. »Sind Sie der
Eigentümer?«
    Peter Rasmussen setzte seine Wasserflasche an, nahm
geräuschvoll einen Schluck und ließ das kühle Nass mit einem weiteren Gluckern
die Kehle hinablaufen. Dann musterte er die beiden Männer ausdauernd.
    »Kann sein«, quetschte er schließlich zwischen den
Zähnen hervor.
    »Wir kommen aus Frankfurt«, erklärte der Große, »und
würden uns gern einmal mit Ihnen unterhalten.«
    »Frankfurt? Wieso hat die Kiste«, dabei zeigte
Rasmussen auf den Audi, »’nen anderes Kennzeichen?«
    Der Wortführer der Besucher schien kurzfristig
irritiert und warf einen Blick auf sein Fahrzeug. »Ach so«, erklärte er
schließlich. »Das ist Bad Homburg vor der Höhe. Das ist in der Nähe von
Frankfurt. Dort hat unsere Firma ihren Sitz.« Der Mann wartete auf Rasmussens
Reaktion. Als die ausblieb, fuhr er fort: »Dürfen wir Sie einen Moment um Ihre
Aufmerksamkeit bitten?«
    »Ich pass immer auf, wenn mich einer besabbelt«,
erwiderte Peter Rasmussen. Dann machte er mit vier Fingern seiner rechten Hand
eine abwehrende Wischbewegung. »Ich lass mir nur nich die Zeit klau’n. Ich
brauch keine Versicherung, und wenn ich was kaufen will, geh ich in Laden. Ist
das klar?«
    Die beiden Männer waren langsam näher gekommen und
standen jetzt vor dem Jungbauern. Der Große fingerte in einer Innentasche
seines Sakkos und zog eine Visitenkarte hervor. Er hielt sie Rasmussen hin.
    »Wurzberger«, stellte er sich vor.
    Der Kleine machte die Andeutung einer Verbeugung.
»Schmiedel«, nannte er seinen Namen. Dann warteten beide auf Rasmussens
Antwort. Doch der schwieg.
    »Haben Sie nun Zeit für uns?«, fragte Wurzberger mit
einem ungeduldigen Unterton.
    Peter Rasmussen lehnte immer noch am Türpfosten. »Ich
hab mich doch deutlich ausgedrückt. Oder?«
    Wurzberger trat noch einen Schritt näher. Er stand
jetzt ganz dicht vor dem Jungbauern und versuchte den Anflug eines Lächelns.
»Herr Rasmussen. Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor. Wir wollen Ihnen nichts
verkaufen. Ganz im Gegenteil. Ich glaube, wir haben ein hochinteressantes
Angebot für Sie.« Er drehte sich halb zur Seite und beschrieb mit seinem Arm
einen Halbkreis. »Wir möchten mit Ihnen ein paar konstruktive Gedanken
austauschen, ob es nicht lohnendere Alternativen zur harten Arbeit auf dem Feld
gibt. Ihr Land könnte sich für Sie als Goldgrube erweisen. Sie hätten für die
Zukunft ausgesorgt und müssten sich nicht mehr tagein, tagaus mit schwerer
körperlicher Arbeit abmühen. Bei aller Wertschätzung, aber zukunftsträchtig ist
die Landwirtschaft langfristig nicht mehr.«
    Peter Rasmussen löste sich vom Türpfosten. Er war
genauso groß wie sein Gegenüber, allerdings von wesentlich kräftigerer Gestalt
als der schlaksige Mann.
    »Was soll das heißen?«, fragte er drohend. »Wollt Ihr
mir die Scholle abluchsen, auf der wir seit Generationen leben?«
    »So ist das nicht gemeint«, bemühte sich Wurzberger
die Situation zu entkrampfen und warf einen Blick auf Jette Rasmussen und ihre
Tochter. »Ein Mädchen?«, fragte er. Als Jette nickte, schob er hinterher: »Ihre
Einzige?«
    Erneut nickte Peters Frau.
    »Sehen Sie, Herr Rasmussen. Sie haben keinen
männlichen Erben. Und Ihre Tochter wird Ihr Lebenswerk sicher nicht fortführen.
Da ist doch die Idee, den Hof in eine andere Verwendung zu überführen, nicht
von der Hand zu …«
    Wurzberger hielt überrascht inne, als Rasmussen ihn am
Kragen gepackt hatte und leicht anhob, sodass der Mann auf Zehenspitzen
balancieren musste.
    Was soll ‘n das heißen?«, zischte Peter Rasmussen ihn
an. »Glaubst du Döskopp, ich krieg kein zweites Kind mehr hin?«
    »Nein, so war das …«, antwortete Wurzberger, doch
Rasmussen unterbrach ihn.
    »Schnapp dir deinen Schniedel …«
    »Schmiedel«, mischte sich der Kleine aufgeregt ein.
»Schmiedel mit ›m‹ wie Martha.«
    »Halt deinen da raus«, schnauzte Rasmussen Schmiedel
an, um sich wieder Wurzberger zuzuwenden. »Greif dir deinen Schniedel, du Wurz,
und dann zischt ab und lasst euch hier nich wieder blicken.« Er ließ Wurzberger
los und gab ihm einen leichten Stoß. »Ihr Vögel habt mir auch die anderen
Kanaken auf den Acker geschickt, die mit ihren Scheißstangen das

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