Kullmann
Kohlenmonoxid einatmen konnten und es nur diesem Umstand verdanken, dass Sie Ihr Leben und das Ihres Kindes nicht verloren haben.«
»Heißt das, Helmut Keller hat die Scheune abgebrannt?«, staunte Anke immer noch.
Kullmann nickte.
»Aber wie konnte ich das mit einer Nylontüte auf dem Kopf überleben? Normalerweise wäre ich durch das Nylon bis zur Unkenntlichkeit verbrannt worden!«
»Ja, vermutlich hatte Helmut Keller das alles auch bedacht. Aber er hatte eines nicht bedacht: An dem Abend herrschte starker Ostwind, der das Feuer in eine völlig andere Richtung trieb. Die Flammen konnten Sie nicht erreichen!«
»Und die Pferde?« Diese Frage interessierte Anke ganz besonders.
»Keines der Pferde ist zu Schaden gekommen, weil sich das Feuer in Richtung Wald ausbreitete und die Feuerwehr rechtzeitig vor Ort war. Ihrem geliebten Pferd Rondo ist nichts passiert. Er ist gesund und munter und wartet auf Sie!«
Darüber war Anke so erleichtert, dass sie lachen musste.
»Leider werde ich nicht mehr lange reiten können. Mit einem dicken Bauch werde ich es wohl nicht mehr schaffen, auf ein so großes Pferd aufsteigen zu können«, meinte sie und schaute dabei an sich herunter. Noch war nichts zu sehen.
»Gut, dass Sie darauf zu sprechen kommen«, meinte Kullmann mit einem Räuspern. »Martha und ich haben uns über Ihre Schwangerschaft unterhalten!«
»Was gibt es da sich zu unterhalten?«, fragte Anke.
»Wir sind bereit, Ihnen zu helfen, wenn es Engpässe geben sollte, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Da wir beide Kinder lieben, aber niemals das Glück hatten, welche zu bekommen, wäre es uns eine Freude, Babysitter zu sein.«
Darüber musste Anke herzhaft lachen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte, dann sagte sie: »Soweit habe ich noch gar nicht gedacht!«
»Sie werden es doch behalten?«, fragte Kullmann beunruhigt.
»Sicher werde ich das Kind behalten. Ich freue mich schon darauf.«
»Werden Sie Robert sagen, dass das Kind von ihm ist?«
»Auf jeden Fall! Ich will völlige Klarheit für den Vater und für das Kind!«
»Das ist fair«, stellte Kullmann anerkennend fest.
»Über Ihr Angebot freue ich mich riesig«, fügte Anke an.
»Aber?«, hakte Kullmann nach, weil er sofort merkte, dass es da noch etwas gab, was Anke beschäftigte.
»Sie werden es bestimmt nicht glauben, aber meine Mutter hat auf die Neuigkeit, dass ich schwanger bin, anders reagiert, als ich erwartet hatte!«
»Sprechen Sie!«
»Zunächst beklagte sie sich, dass ich ein uneheliches Kind bekomme, aber daraufhin stellte ich unmissverständlich klar, dass mein Kind vielleicht unehelich, aber nicht unerwünscht ist. Dieses Argument hat sie nachdenklich gestimmt. Zwei Tage später kam sie mich besuchen und versprach, mir und dem Kind unter die Arme zu greifen. Ist das nicht verblüffend?«
Kullmann runzelte die Stirn und meinte nachdenklich: »Sie ist immer noch Ihre Mutter, deshalb dürfen Sie nicht zu hart über sie urteilen. Mit Sicherheit ist sie nicht glücklich darüber, wir sehr ihr euch entfremdet habt in letzter Zeit!«
Darüber musste Anke eine kurze Zeit nachgrübeln, doch dann meinte sie trotzig: »Ach was! Mein Vater ist in Rente und jetzt gibt es diese vielen Reisen nicht mehr. Also hat sie Zeit. Sonst hätte sie sich niemals darauf eingelassen!«
Kullmann lachte und bemerkte: »Sie müssen noch viel lernen und das Kind wird Ihnen die Gelegenheit dazu geben!«
Zufrieden tranken sie ihren Kaffee, wobei sie ihren Blick in die Zukunft schweifen ließen. Anke spürte, dass die Neuordnung der Dienststelle nicht so schlimm war, wie sie es anfangs befürchtet hatte. Mit Kullmann an ihrer Seite empfand sie alles sehr erträglich, auch wenn er nicht mehr auf der Dienststelle war.
»Was ist eigentlich aus der Suche nach Steven Dienhardt geworden?«, erinnerte Anke sich wieder, als sie gerade die Kaffeetassen ausspülen wollte und ihr Blick dabei auf ein Foto von Hübner fiel. Sollte er wirklich Schuld an diesem Unfall gewesen sein?
»Er ist bei einem Kumpel untergetaucht und ist erst wieder auf der Bildfläche erschienen, als alles vorbei war. Der Junge ist nicht dumm!«
Gemeinsam verließen sie nun das Zimmer und begaben sich in den großen Saal, wo der Abschied gefeiert werden sollte.
Erik kam mit einem Lächeln auf Anke zu. Er begrüßte sie mit einer Umarmung. Über diese Liebenswürdigkeit freute sie sich, weil sie ihm so viel Wärme nicht zugetraut hätte. Auch Jürgen und
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