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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Vereinigten
Staaten von Amerika ein, wühlte den Atlantik ein wenig auf und
bombardierte Mauretanien, Portugal und Irland. Danach klemmte er und
kam nie mehr in Gang.
     
    Fosse fand, daß Mr. Borges es recht gefaßt aufnahm, in
Anbetracht der Umstände (es wurde von einem gerichtlichen
Nachspiel gesprochen). Cesare war am Telefon und versuchte, eine
bestimmte Person ausfindig zu machen.
    »Handelt es sich um jemanden, den ich kenne, Sir?«
    Cesare hob den Blick vom Telefon; seine Augen spiegelten die
peinlichen roten Punkte wider, die über die riesige Weltkarte
auf der anderen Seite des Raums verteilt waren. »Erinnern Sie
sich an Feldman? Professor Feldman?«
    »Nein, Sir; ich glaube nicht, daß ich diese Person je
kennengelernt habe.«
    »Macht nichts. Er ist tot. Aber ich bin hinter seinem
ehemaligen direkten Mitarbeiter in Chicago her; er ist in Ordnung.
Ich habe gehört, was im Osten los ist. Es hört sich
entsetzlich an; Hungersnot, Seuchen, Kannibalismus, Anarchie,
Überschwemmung, Dürre; die ganze Palette. Da tut sich ein
phantastisches Feld für eins meiner Lieblingsprojekt auf, das
ich nun schon seit Jahren hätschle. Es heißt Alternative
Wege. Es ist wie gemacht für diese Situation. Wir haben den
idealen Standort, um Vorteil daraus zu schlagen. Da tut sich eine
wahre Goldgrube auf, glauben Sie mir. Wir können ganz groß
abräumen.«

 
Fundstück
     
     
     
     
     

 
    Hallo, Junge. Nun, eigentlich war ich ja im Begriff, etwas zu
lesen, aber statt dessen schreibe ich dir jetzt. Ich werde es dir
später erklären, hier zuerst eine kleine Geschichte (sei
nachsichtig mit mir – es geschieht einerseits, um mich von allem
möglichen abzulenken, unter anderem auch von dem Buch, das ich
im Begriff war zu lesen, aber andererseits will ich den ersten einer
Reihe von Zufällen aufzeigen. Nichts für ungut.)
    Es war… 1975 glaube ich; ich müßte in meinen alten
Tagebüchern nachsehen, um ganz sicher zu sein. Ich war im
Frühjahr jenes Jahres mit der Uni fertig gewesen und hatte mich
auf den Weg gemacht, um während des Sommers per Anhalter durch
Europa zu reisen. Paris, Bergen, Berlin, Venedig, Rabat und Madrid
waren die äußersten Stationen dieser Wirbelwind-Tour. Drei
Monate später befand ich mich wieder auf dem Heimweg, und
nachdem ich eine Weile bei Tante Jess in Crawley geblieben war, gab
ich mein letztes Geld für eine Busfahrkarte von London nach
Glasgow aus (von London aus zu trampen ist bekannterweise
schrecklich). Ich nahm den Nachtbus; die Fahrt dauerte ewig und ging
nur über Landstraßen, kannst du dir das vorstellen? Es war
die Zeit, bevor es Videos und Minibars und Hostessen in den Bussen
gab; nicht einmal Toiletten hatten sie. Das alte Vehikel ächzte
und jaulte durch die regenverhangene Dunkelheit, und hielt an
zugigen, trostlosen Fernfahrerbuden an; kalte Neoninseln in der
Nacht.
    Zur damaligen Zeit fuhren vor allem die weniger Betuchten per Bus.
Ich war der typische vergammelte Tramper mit langen Haaren und Jeans.
Ich saß neben einem alten Mann, der eine speckige Hose und eine
abgewetzte Tweedjacke trug; er hatte dürre Glieder und dicke
Brillengläser. Vor uns las eine alte Frau People’s
Friend, hinter uns saßen zwei Jungen mit der Sun vom
Vortag. Außerdem gab es das übliche quengelnde Baby und
die gequälte junge Mutter irgendwo in den hinteren Reihen. Ich
beobachtete, wie die Natriumdampflampen in orangefarbenen
Tropfenlinien vorbeiglitten, und richtete mich abwechselnd auf dem
durchgesessenen Polster auf und rutschte dann wieder tiefer, die
schmerzenden Knie gegen die Rückenlehne des Vordersitzes
gedrückt. Und während der ersten paar Stunden las ich
irgendeinen Science Fiction-Roman (ich wünschte, ich könnte
mich an den Titel erinnern, kann es aber leider nicht).
    Später versuchte ich zu schlafen. Das war nicht leicht;
mürrischer Stimmung wurde man hin und her geschaukelt, nie ganz
wach, aber auch nicht schlafend, sich stets des brummenden Wechsels
von einem Gang in den anderen sowie des knirschenden Schmerzes in den
abgeknickten Knien bewußt. Irgendwann sprach mich der Alte
neben mir an.
    Ich gehöre zu den ungeselligen Typen – nun, das
weißt du ja –, die auf Reisen nicht gern die Anwesenheit
anderer Leute zur Kenntnis nehmen; außerdem war ich damals
ziemlich schüchtern (ob du es glaubst oder nicht), und ich hatte
nicht die geringste Lust, mich mit irgendeinem alten Kauz zu
unterhalten, mit dem ich glaubte überhaupt nichts gemein zu
haben. Doch er fing das

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