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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Vielleicht hatte er sich in
die Erde selbst verliebt, in den ganzen verdammten Planeten. Soviel
zum Auswahlverfahren des Kontakts; eigentlich sollten sie Leute von
vornherein nach Hause schicken, denen so etwas passieren kann. Wenn
es sich wirklich so verhielt, dann hatte das Schiff in der Tat
Probleme. Sich in jemanden zu verlieben war nach der dort
herrschenden Auffassung so ähnlich, wie wenn man eine Melodie im
Kopf hat und nicht aufhören kann, sie zu pfeifen… Nur viel
schlimmer, und – nach allem, was ich gehört hatte –
wenn jemand sich so sehr zu den Eingeborenen hingezogen fühlte,
wie ich es bei Linter vermutete, wog das viel schwerer als die Liebe
zu einer Person, so wie die Liebe zu einer Person schwerer wog als
das Nicht-aus-dem-Kopf-Bekommen einer Melodie.
    Plötzlich wurde ich wütend; auf Linter, auf das
Schiff.
    »Ich glaube, Sie gehen ein sehr egoistisches und
törichtes Risiko ein, das nicht nur schlimm für Sie selbst
ist und ebenso für… für uns, für die Kultur,
sondern auch schlimm für diese Leute hier. Wenn Sie erwischt
werden, wenn man Sie entlarvt…, dann werden sie paranoid,
und womöglich fühlen sie sich bedroht und reagieren
feindselig auf jeden Kontakt, innerlich oder äußerlich. Es
könnte durchaus sein, daß Sie sie… in den Wahnsinn
treiben. Psychisch krank machen.«
    »Sie sagten, daß sie das bereits seien.«
    »Und Sie verringern Ihre eigene Aussicht auf ein zu Ende
gelebtes Dasein beträchtlich. Selbst wenn Sie tatsächlich
ein paar Jahrhunderte lang leben. Wie wollen Sie ihnen das
erklären?«
    »Bis dahin haben sie vielleicht selbst Mittel gegen das
Altern erfunden. Und übrigens kann ich immer noch von einem Ort
zum anderen umziehen.«
    »Sie werden im Laufe der nächsten fünfzig Jahre
oder so keine Mittel gegen das Altern haben; es kann Jahrhunderte
dauern, wenn sie einen Rückschlag erleiden, wozu es nicht einmal
eines Holocaustes bedarf. Okay, bewegen Sie sich also von einem Ort
zum anderen, machen Sie sich zum Flüchtling, bleiben Sie ein
Fremdweltler, sondern Sie sich ab. Sie werden von ihnen ebenso
abgeschnitten sein wie von uns. Ach, zum Teufel, das werden Sie
sowieso immer sein.« Inzwischen hatte ich die Stimme erhoben.
Ich schwenkte einen Arm in Richtung der Bücherregale. »Sie
können noch so viele Bücher lesen und Filme ansehen und
Konzerte anhören und ins Theater und die Oper gehen und all das
Zeug, Sie werden trotzdem nicht einer von ihnen. Sie werden immer
Kultur-Augen haben, ein Kultur-Gehirn; sie können nicht
einfach… all das leugnen, so tun, als wäre es nie
gewesen.« Ich stampfte mit einem Fuß auf. »Verdammt,
Linter, Sie sind einfach undankbar!«
    »Hören Sie, Sma«, sagte er, wobei er sich aus dem
Sessel erhob, nach seinem Bier griff, im Zimmer auf und ab schritt
und durch die Fenster hinaussah. »Keiner von uns schuldet der
Kultur irgend etwas. Das wissen Sie sehr wohl… Etwas schuldig zu
sein und Verpflichtungen und Verantwortung zu haben und all so
etwas…, das sind Dinge, um die sich diese Leute Sorgen
machen müssen.« Er drehte sich um und sah mich an.
»Aber nicht ich, nicht wir. Sie tun, was Sie wollen, das Schiff
tut, was es will. Ich tue, was ich will. Alles ist in bester Ordnung.
Wir wollen uns doch alle gegenseitig in Ruhe lassen, oder
nicht?« Er blickte wieder in den kleinen Innenhof hinaus und
leerte sein Bierglas.
    »Sie möchten sein wie jene, aber sie möchten deren
Verantwortung nicht übernehmen.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich so wie sie sein will.
Bis zu dem Grad…, wieweit immer ich es sein möchte, strebe
ich auch die gleiche Verantwortlichkeit an, und das schließt
nicht die Sorge um die Gedanken eines Raumschiffs mit ein. Das
gehört nicht zu den Dingen, die ihnen normalerweise
Kopfzerbrechen bereiten.«
    »Wenn der Kontakt uns nun beide überrascht und einfach
hier auftaucht?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    »Ich auch, sehr sogar; deshalb denke ich, es könnte
geschehen.«
    »Ich glaube nicht. Obwohl wir es sind, die die Menschen
brauchen, nicht umgekehrt.« Linter drehte sich um und sah mich
herausfordernd an; aber ich hatte nicht die Absicht, noch an einer
zweiten Diskussionsfront zu kämpfen. »Jedenfalls«,
fuhr er nach einer Pause fort, »kommt die Kultur gut ohne mich
aus.« Er betrachtete sein geleertes Glas. »Sie wird es
müssen.«
    »Kommen Sie auch ohne sie aus?«
    »Leicht.« Linter lachte. »Hören Sie, glauben
Sie vielleicht, ich hätte nicht…«
    »Nein; hören Sie mal

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