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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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zu. Was glauben Sie, wie lang
dieser Ort noch so bleibt, wie er jetzt ist? Zehn Jahre? Zwanzig?
Begreifen Sie nicht, wie sehr sich dieser Ort verändern
muß… Und zwar im äußersten Fall innerhalb des
nächsten Jahrhunderts? Wir sind so sehr daran gewöhnt,
daß die Dinge so bleiben, wie sie sind, daß die
gesellschaftlichen und technologischen Verhältnisse –
zumindest was die kurzfristig verfügbare Technologie betrifft
– sich während unserer Lebensspanne kaum verändern,
daß ich nicht glaube, daß irgend jemand von uns lange mit
den Bedingungen hier fertigwerden könnte. Ich bin überzeugt
davon, daß sie Ihnen viel mehr zu schaffen machen werden als
den Eingeborenen. Die Menschen sind an Veränderungen
gewöhnt, an schnellebige Verhältnisse. Na gut, Ihnen
gefällt der Zustand, wie er jetzt ist, aber was geschieht
später? Wenn nun das Jahr 2077 so verschieden ist von heute, wie
heute von 1877? Vielleicht ist dies das Ende eines Goldenen
Zeitalters, ob es nun zu einem weiteren Weltkrieg kommt oder nicht.
Welche Aussichten hat Ihrer Meinung nach der Westen, den Status quo
der Dritten Welt aufrechtzuerhalten? Ich prophezeie Ihnen, gegen Ende
des Jahrhunderts werden Sie sich einsam und ängstlich
fühlen und sich fragen, warum man Sie verlassen hat, und Sie
werden der sentimentalste Nostalgiker weit und breit sein, denn Sie
werden sich besser erinnern als alle anderen, und Sie werden sich an
nichts anderes vor der jetzigen Zeit erinnern.«
    Er stand nur da und sah mich an. Der Fernsehbildschirm zeigte
Ballettszenen in Schwarzweiß, anschließend folgte ein
Interview; zwei weiße Männer, die irgendwie amerikanisch
aussahen (in einem verschwommenen Bild, das nach US-Standard aussah);
danach eine Quiz-Sendung, dann eine Marionetten-Show, wieder in
Schwarzweiß. Man konnte die Fäden sehen. Linter nahm seine
Brille ab und legte sie auf den Granittisch, dann ging er zur
Stereoanlage und schaltete das Tonband ein. Ich fragte mich, mit
welchem kleinen Beweisstück planetarischer
Leistungsfähigkeit ich verwöhnt werden sollte.
    Das Bild auf dem Fernsehschirm blieb für eine Weile auf einem
Programm stehen. Es wirkte irgendwie vertraut; ich war sicher,
daß ich es schon mal gesehen hatte. Ein Schauspiel; letztes
Jahrhundert…, von einem amerikanischen Schriftsteller,
aber… (Linter ging wieder zu seinem Sessel, während die
Musik einsetzte; die Vier Jahreszeiten).
    Henry James. Die Gesandten. Es war eine TV-Produktion, die
ich während meines Aufenthalts in London im BBC gesehen
hatte…, oder vielleicht sendete das Schiff einfach eine
Wiederholung. Ich konnte mich nicht erinnern. An was ich mich
erinnerte, waren der Ausgang des Stückes und die Kulisse, und
beides erschien mir so sehr zu meiner kleinen Szene mit Linter zu
passen, daß mir allmählich der Verdacht kam, das Ungeheuer
da oben könnte alles beobachten. Bestimmt tat es das, wenn ich
es mir recht überlegte. Und es hatte wenig Sinn, nach irgend
etwas zu suchen; das Schiff konnte so kleine Wanzen herstellen,
daß das größte Problem hinsichtlich der
Stabilität der Kamera die Brownsche Bewegung war. War das Werk Die Gesandten also ein Zeichen von ihm? Wie auch immer; das
Stück wurde von einem Werbespot für Geruchsvertilger
abgelöst.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt« – Linter unterbrach
meine Grübelei mit leisen Worten –, »daß ich
bereit bin, meinem Schicksal ins Auge zu sehen. Glauben Sie, ich
hätte mir das alles nicht schon vorher viele Male durch den Kopf
gehen lassen? Dies ist keine überstürzte Entscheidung, Sma;
ich hatte dieses Gefühl zwar vom ersten Tag an, aber ich
ließ Monate vergehen, bevor ich etwas sagte, um mir ganz sicher
zu sein. Es ist das, wonach ich mein ganzes Leben lang gesucht, was
ich mir immer gewünscht habe. Ich habe immer gewußt,
daß ich keine Zweifel hätte, wenn ich es finden
würde, und so war es.« Er schüttelte den Kopf;
traurig, wie mir schien. »Ich bleibe hier, Sma.«
    Ich hielt den Mund. Ich vermutete, daß er trotz seiner
gegenteiligen Beteuerungen nicht darüber nachgedacht hatte, wie
sehr sich der Planet im Laufe seiner wahrscheinlich langen
Lebensspanne verändern würde; und es gab noch viele andere
Dinge, auf die hinzuweisen war, aber ich wollte keinen zu heftigen
Druck ausüben und nicht zu sehr drängen. Ich lümmelte
mich auf der Couch entspannt hin und zuckte die Achseln.
»Jedenfalls wissen wir nicht genau, was das Schiff vorhat, wie
seine Entscheidung ausfallen wird.«
    Er nickte, nahm einen

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